Links vom 10. Februar 2014
„Ein ziemlich befreiendes Gefühl“
Anselm Reyle macht mal Pause:
„Die Welt: Ihre Kritiker werden sagen: “Der Reyle war halt immer eher Unternehmer als Künstler. Und jetzt hat er durch die Wirtschaftskrise Probleme und hört einfach auf.”
Reyle: Die Wirtschaftskrise habe ich vor fünf Jahren viel stärker gespürt. Die Ausstellung 2009 in der Gagosian Gallery in New York hat mich damals gerettet, sonst wäre ich wahrscheinlich pleite gewesen. Und seitdem läuft es wieder gut mit den Verkäufen. Das ist nicht das Problem.
Die Welt: Aber ein Sammler, der fünf große Reyles aus allen Werkphasen zu Hause hängen hat, könnte sich fragen: “Hat der Künstler das jetzt doch nicht so intensiv gefühlt?”
Reyle: Das ist wahrscheinlich ein Denkfehler, wenn man annimmt, dass jedes Mal, wenn ein Künstler ein Bild macht, er dabei die intensivsten Erlebnisse hat. Das würde ich bestreiten. Ich glaube nicht, dass Andy Warhol bei jedem Siebdruck gleich die Tränen kamen.“
Katia Kelm schreibt dazu:
„ich kenne persönlich nur einen grosssammler der auf messen mit einkaufswagen geht. der jedenfalls wollte nie wissen, wie ich mich bei der arbeit gefühlt habe. ausser meinen beziehungsstatus wollte er auch sonst nie etwas wissen, weil er sich eh in der liga sieht, die MIR meine arbeit erklärt.
eine arbeit, die er vor 13 jahren gekauft hat, hat er immer noch nicht ausgepackt, ich habe aber die hoffnung noch nicht ganz aufgeben dass er eines tages anruft, wenn er die arbeit ausgepackt hat, und mich nach meinen gefühlen fragt.
nein, jetzt mal im ernst: ich gebe zu dass ich noch nie über gagosian verkauft hab. ich kann also nicht mit völliger sicherheit sagen, wie gross das interesse an künstlergefühlen ist bei sammlern, die sich bilder für ne halbe million leisten können.“
Uns hat man schon im ersten Semester eingebläut, bloß nie auf das zu achten, was Künstler oder Künstlerinnen über ihre Werke sagen. Ich nehme an, darunter fallen auch die Gefühle, die diese eventuell bei der Arbeit hatten. Als KunsthistorikerInnen sollen wir jedenfalls von den Werken ausgehen, von der Umgebung, von den Einflüssen, aber wir sollen gnadenlos nicht lesen, was die ProduzentInnen von Kunst über ihre Werke sagen. Wir wissen anscheinend auch besser als sie, was sie wollten.
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George Clooney saves puppies from Nazis
Am 20. Februar läuft Monuments Men in den deutschen Kinos an. Wir haben in unserem Provenienzseminar sowohl über den Film als auch über das ihm zugrundelegende Buch gesprochen, und beides kam nicht ganz so gut an – wobei ich es natürlich nicht lassen konnte, auf den Unterschied zwischen den Ansprüchen an einen Unterhaltungsfilm und an eine ernsthafte kunsthistorische Auseinandersetzung hinzuweisen. Die Geschichte der Momuments Men, die natürlich auch aus Monuments Women bestanden, war ja klar, ist allerdings spannend genug, um mir den Film trotzdem anschauen zu wollen. Auch wenn er gerade von der Washington Post liebevoll zerrissen wurde:
„“Monuments Men” is so bad I will save you the trouble and expense of seeing it with the following summary. To make the film a bit more coherent, I’ve substituted the word “puppies” for art.
Over in Europe, the Second World War is raging, and Clooney is very worried about the puppies. He takes this concern directly to Franklin Delano Roosevelt, whom we recognize from the jaunty angle of his cigarette holder. He explains to the President of the United States the basics of the allied invasion of Germany. He uses a big map with arrows on it, with the Russians coming in from the east, and the allies moving in from France and Italy. Caught in the middle of these armies are a whole lot of puppies. Clooney says he doesn’t want to live in a world without puppies. (…)
There are two particularly cute puppies who help structure the rest of the film, and — spoiler alert — Germany loses the war and both puppies are rescued just in time from the mean old Russians who, when it comes to puppies, are almost as bad as the Germans.“
Über die Pressekonferenz zum Film auf der Berlinale, die anscheinend genauso scheiße war wie der Film, gibt’s übrigens auch einen schönen Artikel:
Berlin: The Longest Day for ‘Monuments Men’
„Finally, a Greek reporter wondered if Clooney had a proposal for how Greece could get its cherished art works back from Britain. (Cue Hugh Bonneville to look uncomfortable, as if he might be called upon to answer on behalf of Britain and fans of “Downton Abbey” around the world.) Ever the diplomat, after making a predictable joke about never having a proposal, the perennial bachelor nodded and said that Greece probably has a good case, and getting the Elgin Marbles back probably would be a good idea, yeah. This led to a headline in Variety, “George Clooney Tells Britain to Return Art Treasures,” which further inspired a Facebook quip from critic John Powers, “Britain Tells George Clooney to Remake The Monuments Men, Properly This Time.”
Other potential headlines from the press conference: “Bob Balaban Continues to Look Diminutive and Shy, Says Nothing”; “Hugh Bonneville Realizes the Difference Between PBS Celebrity and the Real Thing (and Says Nothing); and “Jean Dujardin Smiles Beautifully While Hating These Fucking Germans for Not Asking Him One Fucking Question.”“