Zehn Fragen, zehn Antworten

Seit gefühlten Monaten geistert dieses Stöckchen durch die Blogs – irgendjemand stellt dir zehn Fragen und du solltest theoretisch zehn neue an zehn weitere Menschen stellen. Und ich sitze hier und warte und sitze UND WARTE und niemand schmeißt nach mir! Ich war menschlich zutiefst enttäuscht von der ganzen Blogosphäre, die doch nach fast zwölf Jahren bravem Bloggen wissen sollte, wie gerne ich Fragebögen beantworte. Endlich hat sich Tinowa meiner erbarmt und mir gestern abend was hingeworfen. Das hier nämlich:

1. Wie organisierst Du Dein Schreiben im Blog?

Ich verstehe die Frage nicht ganz – was muss man denn beim Schreiben organisieren? Ich schreibe halt los, wenn ich was zu sagen habe. Bei den meisten Einträgen weiß ich, wo ich hin will, die schreiben sich dann recht zielgerichtet. Bei anderen merke ich erst beim Tippen, was ich eigentlich mitteilen möchte; die werden dann gerne stunden- oder tagelang überarbeitet, bis sie so klingen, als hätte ich von Anfang an gewusst, wo ich hin will. Ich kann mich aber auch durchaus an Artikel erinnern, bei denen ich mittendrin dachte, ach, das will doch eh keiner wissen bzw. das will ich doch nicht mit der Öffentlichkeit teilen, die ich dann gelöscht habe. Das waren aber sehr wenige.

Oder geht es um die Zeit, die ich mir fürs Blog nehme? Die nehme ich mir nicht, die habe ich. Und wenn ich sie nicht habe, wird nicht gebloggt. Den inneren Druck, den ich mir früher gemacht habe („… und immer an die Leser denken“), habe ich schon längst abgelegt. Ich muss hier mal gar nix.

2. Gibt es digitale Tools, Die Dir bei Deiner Arbeit essentiell weiterhelfen? Welche?

Wenn meine Arbeit Werbung ist, ist das Internet zur Informationsbeschaffung wichtig (Google, Wikipedia, Kundenwebsites), wenn die Uni meine Arbeit ist, der digitale Bibliothekskatalog der UB oder Stabi (Buchsuche), verschiedene Datenbanken (zum Beispiel Kubikat und jstor für Kunstgeschichte, Historical Abstracts für Geschichte) und Twitter (dumme Fragen zu Zitatregeln, Fußnoten und Layout in Hausarbeiten).

Wenn du mit digitalen Tools sowas wie Endnote oder Papers meinst – kapiere ich beides nicht. Endnote habe ich mir im ersten Semester zugelegt (bekommen wir von der Uni umsonst), fand es aber extrem benutzerinnenunfreundlich. Für Papers habe ich im zweiten Semester Geld ausgegeben, fand es freundlicher, aber für mich immer noch seltsam überflüssig. Ich bin es durch die Arbeit in der Werbung gewohnt, mit langen Texten auf vielen Seiten umzugehen, die vor vielen verschiedenen Inhalten strotzen, die alle übersichtlich kommuniziert werden müssen. Vielleicht komme ich deswegen ziemlich problemlos mit den Hausarbeiten, ihren Fußnoten und meinem Berg an Literatur klar. Vielleicht ändert sich das aber auch gnadenlos während der Bachelorarbeit. Wir werden sehen. Momentan nutze ich Word, meinen Kopf und eine übersichtliche Ordnerstruktur auf dem MacBook.

3. Wie kann man sich Deinen typischen Arbeitsplatz/Schreibtisch vorstellen?

Aufgeräumt. Ich hasse es, im Chaos zu arbeiten. Ich kann im Chaos rumlungern und lesen und Serien gucken und Kekse essen, aber ich kann darin nicht arbeiten. Meine Schreibtische sind derzeit Esstische, einer in Hamburg und einer in München. Normalerweise steht auf ihnen Dekozeug, aber wenn sie zum Schreibtisch werden, kommen Tischläufer und Vasen weg und alles, was dann noch auf ihnen steht, sind mein Rechner, die ganzen Unterlagen, die ich brauche, Teekanne, Teetasse, Stövchen, Milchkännchen. Okay, in München steht auch noch ein goldener Glitzerhirsch rum, der wohnt da halt.

4. Mach ein Foto von Deiner aktuellen Lektüre!

lesestoff

Den Darnton lese ich erst seit gestern, mit dem Unendlichen Spaß habe ich im November angefangen, glaube ich. Das Ding ist LAAAAANG. Aber es wird allmählich TOOOOOLL. Während des Semesters lese ich unglaublich viel für die Uni; seit diesem Semester, in dem Geschichte mein Nebenfach ist und nicht mehr Musikwissenschaft, sogar noch mehr. Ich wollte gerade schreiben, dass ich so gut wie nichts mehr zum Vergnügen lese, aber das ist Blödsinn: Alles für die Uni ist immer noch ein großes Vergnügen. Es führt allerdings dazu, dass ich selbst abends im Bett nicht mehr lesen möchte, was eigentlich seit Jahrzehnten mein liebstes Einschlafritual ist.

5. Hast Du ein Lieblingszitat? Welches?

„Sometimes too much to drink is barely enough.“

Angeblich von Mark Twain, aber dem wird ja jedes zweite Zitat im Internet zugeschrieben; alle anderen sind von Ambrose Bierce oder Gandhi. Ich habe natürlich auch eine Batterie an motivierenden, gut gelaunten Zitaten im Hinterkopf, aber wenn ich motiviert und gut gelaunt bin, brauche ich keine Zitate, und wenn ich unmotiviert und schlecht gelaunt bin, will ich erst recht nicht, dass mich Twain, Bierce oder verdammt noch mal Gandhi vollquatschen. Aber ich finde es beruhigend zu wissen, dass auch Herr Twain (oder sonstwer) sich ab und zu mal aus therapeutischen Gründen die Lichter ausschießt. Mache ich inzwischen sehr selten (man wird ja nicht jünger), aber manchmal muss das sein, dieses Sich-selbst-weh-tun, damit irgendwas anderes weniger weh tut.

6. Machst Du mit Deinem Handy Fotos oder Videos? Wenn ja, was zeigen diese zumeist?

Die Videos, die ich mit meinem Handy gemacht habe, kann ich an einer Hand abzählen. Das ist überhaupt nicht mein Medium. Auf meinen Fotos sind geschätzt zu 90 Prozent Essen, Weinflaschen oder Bücher zu sehen.

7. Auf welches Kommunikationsmedium könntest Du am wenigsten verzichten?

Internet bzw. Mails und Twitter. Gibt’s noch was anderes?

8. Gib uns einen Tipp, welche Veranstaltung man 2014 auf keinen Fall verpassen sollte!

Die Veranstaltungen, auf die ich persönlich mich schon sehr freue, sind die Fußball-WM, das Oktoberfest und der „Ring“ in Bayreuth. Ansonsten beglückwünsche ich mich seit drei Semestern für den Studienstandort München: bayerische Feiertage sind echt großartig. Super-Veranstaltungen!

9. Wenn Du für ein Projekt Deiner Wahl drei Jahre frei gestellt und voll finanziert wärst, was würdest Du machen?

Den Master in Kunstgeschichte. Mit einem Freisemester mittendrin, in dem ich nichts anderes mache, als mir Museen und Kirchen in ganz Europa anzugucken. (Und mich durch alle Weinkeller Europas zu trinken.)

10. Was wärst Du gerne von mir gefragt worden? Beantworten darfst Du diese Frage gleich mit.

In einem der Fragebögen, die niemand nach mir geworfen hat, stand die schöne Frage, was Oma oder Opa an guten Ratschlägen hatten. Da musste ich sofort an meine Oma denken, die immer, wenn meine Schwester und ich als Kinder bei ihr im eisigen Schlafzimmer übernachteten, launig sagte „Kopf kalt, Füße warm, macht den besten Doktor arm“, während sie die braune Steinhängerflasche an unsere Füßchen schob, die mit heißem Wasser gefüllt und mit einem Handtuch umwickelt war.

Bis heute schlafe ich in kalten Zimmern und achte brav darauf, dass meine Füße warm sind.

Nein, Internet, du kriegst keine neuen zehn Fragen. Ich bin immer noch eingeschnappt!