Die Seele von Dingen

Das schwarze Obstmesser, das ich im Supermarkt neben der neuen Agentur gekauft habe, als ich mir zum Mittag wie immer Obst schneiden wollte und feststellte, dass es in dieser Agentur kein vernünftiges Obstmesser gab. Also kaufte ich ein Obstmesser, benutzte es, wusch es direkt danach ab und legte es in meine Schreibtischschublade bis zur nächsten Mittagspause.

Das Messer begleitete mich danach durch drei weitere Agenturen, in denen ich fest oder frei war. Es kam am ersten Tag mit in die Agentur, wenn die Buchung begann, wohnte in meinem Schreibtisch und kam mit mir wieder nach Hause, wenn die Buchung vorbei war.

Zuhause steht es mit vielen anderen Messern in einem Blumentopf, aber ich habe es hier noch nie benutzt.

Der gelbe Textmarker, den ich gegenüber dem Hauptgebäude der Universität in München gekauft habe. Der letzte Textmarker, den ich mir davor kaufte, war auch gelb und das Kaufdatum muss Mitte der 90er Jahre gewesen sein, als ich in Hannover studierte oder zumindest körperlich in der Uni anwesend war. Mit dem Abbruch des Studiums brauchte ich kein Federmäppchen mehr, ich legte es in meinen Bisley zum Briefpapier, das ich zum letzten Mal mit 16 benutzt hatte, und zu den Schulheften aus der DDR und der Tschechoslowakei, die ich kiloweise gekauft hatte, weil sie so billig waren und die bis heute im Bisley liegen.

In der Kneipe und im Kino reichten, wenn ich mich richtig erinnere, immer Werbekulis. In der Agentur brauchte ich erstmals wieder einen Textmarker und ging dafür in das gut gefüllte Lager, in dem Geschäftspapiere in allen Größen lagen, Umschläge, Aktenordner und alles, was man so in Schreibtischschubladen findet. Der erste Gang in jeder neuen Agentur ging immer in diesen Raum und ich nahm immer Post-its, einen Kuli, einen Rotstift und einen gelben Textmarker mit.

Als ich knapp 20 Jahre später nach dem ersten Versuch wieder zur Uni ging, erinnerte ich mich an mein Federmäppchen, nahm es aus dem Bisley und entdeckte den gelben Textmarker. Er hielt noch ein Semester lang durch und wurde dann in einem Copyshop durch einen anderen gelben und einen grünen ersetzt.

Das Sonntagsgeschirr meiner Großeltern ist weiß, hat einen Goldrand und reicht für acht bis zwölf Personen, je nachdem welche Teller man braucht. Als meine Oma starb, blieb es zunächst bei Opa, der es kaum noch benutzte; als er schließlich auch starb, war es meins. Ich bewahrte es in Hannover in einem alten Schrank auf, der ebenfalls von meinen Großeltern stammt. Als ich 1999 nach Hamburg zog, kam das Geschirr mit: Ich zog in eine 30 Quadratmeter kleine Wohnung, in die vier Ikearegale passten, meine Schlafcouch und mein Schreibtisch. Und das Sonntagsgeschirr meiner Großeltern für acht bis zwölf Personen, für die in der Wohnung nicht mal ansatzweise Platz gewesen wäre.

Das Bild von Karl und mir, das gerahmt im Esszimmer steht.

Mein Teddybär.

Luise, die ein bisschen schuld daran ist, dass ich Kunstgeschichte studiere.

Mein Nasenring, der seit 28 Jahren meinen linken Nasenflügel ziert und das auch noch tun wird, wenn ich irgendwann tot bin und verbrannt werde.