Geschichte und Journalismus – ein Annäherungsversuch
Eines meiner Seminare im letzten Semester hatte den obenstehenden Titel und es war nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern auch sehr lehrreich. Kollegen des Dozenten erzählten uns von ihrer Arbeit – so hörten wir unter anderem einem Rundfunkredakteur zu, der bis zu einstündige Radiofeatures zu geschichtlichen Themen erstellt, oder einem Herrn, der historische Magazinbeiträge für den BR produzierte. Die Referatsthemen für uns Studierende waren ähnlich gelagert: Wie bringt man Geschichte an den Mann oder die Frau, ohne zu langweilen? Wir sprachen über Guido Knopp (natürlich) und seine Art der Geschichtsaufbereitung, wir surften durch das Internet und guckten, was da so los ist (diese Seite habe ich mir gemerkt und wünsche sie mir für Deutschland), wir diskutierten über Hitlertitelbilder des Spiegel – dabei wurde Herr Niggemeier wohlwollend zitiert – und generell die gefühlte Besessenheit der Medien mit dem Thema Nationalsozialismus, wobei wir immer zu hören bekamen: Die LeserInnen wollen das so. Angeblich verkaufen sich Hitlers Hunde besser als das Reich Karls des Großen. Ich nehme das mal so hin.
Neben den Referaten gab es für uns noch andere Möglichkeiten, an die ECTS-Punkte zu kommen. Die erste: Der Münchner Merkur – der Dozent ist bei dieser Zeitung angestellt – räumte uns eine komplette Seite frei, auf der wir Biografien zu Willy Brandt besprachen, die im letzten Jahr zuhauf neu erschienen. Die zweite, und das war die, die ich wahrnahm, war: einen Zeitungsartikel zu einer bayerischen Persönlichkeit schreiben. Das Thema „Der letzte bayerische Scharfrichter“ schnappte sich leider jemand anders, und deswegen schrieb ich über Georg Ratzinger.
Die Literatursuche war etwas schwierig, denn der gute Mann trägt blöderweise den gleichen Namen wie der Bruder des ehemaligen Papstes, und deswegen stieß ich auf bergeweise Literatur zu einem Ratzinger, über den ich momentan gar nichts wissen wollte, und auf so gut wie keine zu dem Ratzinger, der mich interessierte. Dieses Buch war dann aber eine Fundgrube, und ich bin sehr dankbar, dass es nicht nur in der Bayerischen Staatsbibliothek vorhanden war, sondern auch in der Hamburger. Dort lieh ich es mir über die Weihnachtsferien aus, denn das Münchner Exemplar musste ich blöderweise vorher zurückgeben.
Zusätzlich wühlte ich noch in einem Kirchenlexikon und der Allgemeinen Deutschen Biographie herum, schickte dem Dozenten den Text, überarbeitete ihn nach seinen Anweisungen leicht, und bis auf einen einzigen Satz – und mit einer für meinen Geschmack nicht ganz so tollen Subline – ist er dann im Merkur erschienen.
Und eine gute Note gab’s dafür auch noch.
PS: Die beiden Vorlesungen, deren „BE“ für „bestanden“ ihr im Bildschirmfoto nicht mehr sehen könnt, hätten den schönen Notenspiegel wahrscheinlich ziemlich ruiniert. Bei denen war ich direkt nach der Abgabe wirklich nicht sicher, ob meine gefühlt sehr fusselige Leistung überhaupt gereicht hat (hat sie offensichtlich). Ich hole mir beide im Sommersemester im Sekretariat ab und werde die Noten vermutlich innerlich entsetzt zur Kenntnis nehmen – und sie euch selbstverständlich auf ewig verschweigen. Das Image, Sie wissen schon.