BA-Tagebuch 8. Juni 2015
Ich habe einen Kiefer-Sutherland-Film in der Arbeit untergebracht. Ich weiß jetzt, dass im 17. Jahrhundert Architekturmodelle von Hofkonditormeistern nachgebacken wurden. Leo von Klenze war eine noch coolere Sau, als ich dachte („Fuck off, Vitruv!“). Und ich sehe zum ersten Mal seit der BA-Anmeldung die Ziellinie.
Gestern kam von unerwarteter Seite noch eine Hilfestellung, die ich gerne entgegengenommen habe. Wie alle Hilfestellungen der letzten Wochen kam sie aus dem Internet. Alle Menschen, die mir gerade uneigennützig die Hand entgegenhalten und mir sagen, hier, da liegt was drin, nimm einfach, kenne ich nur aus dem Internet – oder nicht mal daraus. Es haben sich Menschen gemeldet, die anscheinend mein Blog gerne lesen und jetzt was zurückgeben wollen. Es haben sich Menschen gemeldet, die mir auf Twitter folgen und ein paar gute Tipps hatten. Es haben sich Menschen gemeldet, die inzwischen mehr für mich sind als nur Pixel im Browser oder auf Tweetbot. Und alle haben geholfen, weil sie gemerkt haben, dass ich gerade mit etwas nicht klarkomme, mit dem ich seit fünf Semestern eigentlich ganz hervorragend klarkomme. Nur noch mal als Erinnerung für all die Leute, die meinen, das Internet sei ein Ausbund des Bösen und wir werden alle sterben: You’re doing it wrong.
Einer dieser Mehr-als-nur-Pixel-Menschen meinte neulich, ich projiziere quasi bei jeder Arbeit, dass ich mit ihr kämpfe und zum Schluss isses dann doch eine sehr gute Note. Das sehe ich zwar anders, und ich hoffe jetzt nachträglich, dass ich nicht bei jeder Arbeit so rumgejammert habe wie bei der hier. Eigentlich dachte ich, ich hätte euch an dem Spaß teilhaben lassen, den ich mit den ganzen Themen habe, mit der Herausforderung, die sie mir stellen, mit der für mich immer noch neuen und immer wieder tollen Befriedigung, wenn die Arbeit fertig ist und ich sie gerne zum fünfzigsten Mal gelesen habe. Genau darauf hatte ich mich auch bei der BA-Arbeit gefreut: euch mitzunehmen in ein für mich neues Fachgebiet, wie ich es mir erschließe, wie ich daraus eine Frage zimmere, wie ich sie beantworte. Dass daraus jetzt eine Lektion in Demut geworden ist, wie ich sie seit meinem Golf-Platzreifekurs nicht mehr hatte, nehme ich inzwischen mit Zen-hafter Gelassenheit hin. Was bleibt mir übrig.
Inzwischen sind die Panik, überhaupt fertig zu werden, und die Wut, ein Thema bearbeiten zu müssen, das ich eigentlich gar nicht haben wollte, der üblichen Begeisterung gewichen, mit der ich irgendwann jedes Thema beackere (ja, selbst die blöde Altstadt, Neustadt, Vorstadt hatte mich schlussendlich). Jetzt bin ich zwar nölig, weil ich schlicht keine Zeit mehr habe, das mir inzwischen liebgewonnene Thema so zu behandeln, wie es ihm gebührt, aber auch das versuche ich, demütig anzunehmen. Ein paar Tage habe ich ja noch.
Und heute rocke ich den First Draft runter.