Tagebuch 31. August 2015 – Warteschleife
Morgens zur Hausärztin gefahren, Blut abnehmen lassen, die übliche Kontrolluntersuchung alle paar Monate. Gestern zusätzlich einen HIV-Test in Auftrag gegeben. Im Nachhinein war ich über mich selbst verärgert, dass ich erst nach drei Monaten Beziehung darauf komme, diesen Test machen zu lassen. Der letzte ist jetzt elf Jahre alt, seitdem war ich monogam, habe keine Spritzen geteilt und keine Bluttransfusion bekommen, aber eigentlich sollte man sich doch sicher sein, bevor man mit jemand Neues im Bett landet. Es hat mich verwundert, dass ich diese Krankheit überhaupt nicht mehr auf dem Schirm hatte, obwohl wir doch gerade erst vor kurzem in der Keith-Haring-Ausstellung waren, wo AIDS eines der großen Themen war.
Ergebnis in ein paar Tagen.
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Für AbsolventInnen am kunsthistorischen Institut der LMU ist am 31. August Notenschluss. Natürlich gucke ich seit Tagen in unser Onlinetool, über das ich mein Transcript of Records einsehen kann, ob endlich meine BA-Arbeitsnote da ist oder sogar schon die Gesamtnote.
Nix.
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Den halben Tag auf ein Briefing gewartet, mit dem ich mal wieder ein paar Autos betexten soll. „Müsste mittags da sein.“
Nix.
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Seit Samstag Hold On von Yes im Ohr. Spotify erfreute mich mit einer Gute-Laune-Playlist, in der Owner of a Lonely Heart vorkam, woraufhin ich sofort die ganze Platte anklickte, die in Hamburg als Vinyl im Schrank steht und über die ich, wie auch über meine anderen Platten, schon länger nachdenke: wegschmeißen oder ein weiteres Mal in eine neue Wohnung schleppen, um sie die nächsten 20 Jahre auch nicht mehr aufzulegen?
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Abends auf F.s Balkon den Sommer verabschiedet. Good riddance, du heiße Nervensäge. Ich freue mich auf die kürzeren, kühleren Tage, an denen mein Herz langsamer schlägt und ich mich irgendwo einmummeln kann.