Tagebuch 7. September 2015 – Platz schaffen
Nach vier Tagen fast ständiger Zweisamkeit mal wieder im eigenen Bett geschlafen und alleine aufgewacht. Seltsam, wie schnell man sich an andere Menschen gewöhnen kann und wie schnell sie fehlen. Trotzdem schön, mal wieder so richtig Platz im Bett zu haben. Zum letzten Mal allerdings, denn im Laufe des Tages wurden aus dem Bett Einzelteile.
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Tagsüber die Münchner Wohnung auf den anstehenden Umzug vorbereitet. Meine bisherigen Umzüge waren einfacher, da galt es: alles einpacken und woanders in einer leeren Wohnung auspacken. Hier steht aber schon Zeug aus drei Jahren, wenn auch recht wenig, und dazu kommt jetzt der Kram, den ich seit 40 Lebensjahren anhäufe. Gestern habe ich vieles in den Keller getragen, einiges weggeschmissen oder im Treppenhaus in die „Zu verschenken“-Ecke gelegt (eine prima Einrichtung, wie ich finde).
Abends haben F. und ich dann mein Bett auseinandergebaut und die Einzelteile ebenfalls in den Keller getragen. Meine Wohnung sieht jetzt halb bewohnt und halb leergefressen aus, ein komischer Zustand. Die Küche ist gefühlt ein bisschen zusammengeschrumpft, weil ich den Tisch zusammengeklappt und den Bürocontainer an seinen neuen Platz gerollt habe. Im Bad sieht alles aus wie immer, sehr sympathisch. Meine Abstellkammer ist deutlich leerer geworden, genau wie der Flur, aus dem Teile nun für einige Tage in der Küche stehen, damit nächste Woche die starken Jungs nicht dauernd gegen Zeug rennen, wenn sie Kisten und Möbel durch den Flur schleppen. In meinem Zimmer steht ein aufrechtes Expedit voller Bücher, die demnächst in Billys umziehen; dann kommt das Expedit in den Flur. Außerdem liegt hier noch eine einsame Matratze. Ich bekomme drei Tage nach dem Umzug Übernachtungsbesuch, was im Nachhinein vielleicht eine doofe Planung war, aber mei, man kann sich den Oktoberfesttermin ja nicht aussuchen. Und außerdem freue ich mich sehr auf den Gast.
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Ab heute bin ich wieder in Hamburg, wo ich nochmal wegschmeiße oder verschenke (dazu gründe ich jetzt eine „Zu verschenken“-Ecke im Hamburger Haus) oder in Kisten packe. Ich kann immer noch nicht einschätzen, ob ich zu viel oder zu wenig mitnehme, ob alles so passt, wie ich mir das vorstelle oder ob ich in München in einer völlig zugestellten Wohnung ende. Momentan weiß ich gar nicht, wo die vielen Kisten hinsollen, die die Umziehjungs anschleppen werden, aber das sehe ich dann. Macht mich überhaupt nicht nervös, nein, nein. Ich stehe ja total auf Überraschungen und Ungeplantes.
Moment, ich muss kurz in eine Papiertüte atmen.
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Weil ich kein Bett mehr habe, bei F. übernachtet und Fußball geschaut. In der zweiten Halbzeit erschöpft von allem eingeschlafen.