Tagebuch 11. September 2015 – Zerrupft

Dass es der 11. September ist – vulgo: Nine Eleven –, merkte ich erst anhand einiger Twitterbilder, zum Beispiel von der New York Times, auf denen das World Trade Center zu sehen war. Es dauerte ein paar Momente von der Frage „Wieso twittern die das World Trade Center“ bis zu „Ach stimmt“.

Weiter Kisten gepackt. Bei einem normalen Umzug, bei dem man alles einpackt, um alles woanders wieder auszupacken, knülle ich Kleidungsstücke rund um mein Lieblingsgeschirr. Fast alle Klamotten, die ich gerne anziehe, sind aber bereits in München, weswegen ich jetzt T-Shirts eingepackt habe, die ich vermutlich nie wieder tragen bzw. in München wegschmeißen werde, nur damit mein geliebtes Teeservice von Omi heil ankommt. (Ich packe für sechs Personen, die Teile für die restlichen 18 Gäste bleiben erst mal in Hamburg und landen dann beim Umzug Teil II wieder bei meinen Eltern, die deutlich mehr Platz haben als ich gerade.)

Den ganzen Tag über latent traurig gewesen. Am Donnerstag habe ich fast nur Bücher und mein eigenes Zeug eingepackt; gestern ging es in die Eingeweide der gemeinsamen Wohnung. Ich teilte das Geschirr in „meins“ und „seins“, die Töpfe und Pfannen, die Tupperdosen, die Handtücher im Bad, selbst den Inhalt unserer Medikamentenbox konnte ich aufteilen. Auf einmal sieht die Wohnung zerrupft aus, und das hat mich sehr traurig gemacht.

Abends vom besten Freund verabschiedet, mit dem ich bisher drei Wohnorte in 30 Jahren geteilt habe. Nach München wird er wohl aber nicht kommen. Ich trank einen Liter Apfelschorle, weil ich nicht in Stimmung für Wein war. Das kommt hoffentlich in nächster Zeit erstmal nicht wieder vor, dieses Nicht-in-Stimmung-für-Wein-Sein.

Mich auf der Rückfahrt im Bus gefreut, dass ich die blöde HVV-Ansagestimme bald nicht mehr hören werde. „Nächste Haltestelle: Kottwitz … straße.“ Macht mich seit Jahren wahnsinnig, diese Pause.