Tagebuch 5. Oktober 2015 – Seriengucken
Den Morgen verbrachte ich damit, den Blogeintrag für unseren neuen Fehlfarbenpodcast zu schreiben und wartete dann auf das MP3 bzw. die Links zu archive.org, um die sich die Jungs kümmern. Wir haben eine meiner Meinung nach sehr gute Arbeitsteilung, das flutscht alles.
Nachdem der Podcast online war, wusch ich das restliche Geschirr ab, das gestern abend keinen Platz mehr auf meinem Trockengestell gefunden hatte. Und danach gab ich mich hemmungslos dem Serienkonsum und meiner Bettdecke hin, was beides sehr gut tat.
The Affair, S02E01
Hach, Maura Tierney. Reicht eigentlich schon als Grund, sich The Affair anzuschauen. Hilft aber, dass es noch viele weitere Gründe für diese Serie gibt. Es geht um einen verheirateten Familienvater, der eine Affäre beginnt. Klingt total belanglos, wird aber sehr raffiniert erzählt, weil die Serie nicht nur seine Perspektive schildert, sondern auch die der Affäre bzw. seiner Ehefrau. Anfangs der ersten Staffel dachte ich, das ist ein Gimmick, das sich relativ schnell totläuft, aber es trägt sehr gut, vor allem, weil die Serie vom ursprünglichen Konzept immer mehr abweicht: Wo wir zunächst zweimal die gleiche Story aus zwei Perspektiven erzählt bekommen haben, fransen im Laufe der Folgen die Parallelen immer mehr aus, die Geschichten ähneln sich teilweise kaum noch bzw. die Dinge, die erzählt werden, müssen nicht mehr in beiden Strängen vorkommen. Daher funktioniert dieser Perspektivwechsel immer noch sehr gut. Ich empfinde die Serie als sehr ehrlich, teilweise schon schmerzhaft ehrlich in ihrer Zeichnung von Liebe, die vergeht und Liebe, die entsteht. Die Dialoge sind gut, die Schauspieler_innen noch besser, und allein für das Intro lohnt sich jede Folge.
The Leftovers, S02E01
Ich mochte die erste Staffel der Leftovers sehr gerne. Obwohl ich Damon Lindelof seit Lost nicht mehr ganz über den Weg traue, was Auflösung von Plotpoints und wilden Rätseln angeht, war ich mit dem Staffelende zufrieden – und vor allem mit der ganzen Prämisse der Serie, die auf einem Buch beruht: Bei einem nicht näher genannten Unglück verschwinden auf der ganzen Welt Menschen, einfach so, ohne eine Spur zu hinterlassen. Es wird nie erläutert, was der Grund war, aber darum geht es bei den Leftovers auch nicht; es geht, wie der Titel schon sagt, um die Menschen, die zurückgeblieben sind und mit den Verlusten klarkommen müssen. Die Bandbreite dieses Klarkommenmüssens hat mich in der ersten Staffel sehr beeindruckt. Ich mag den Tonfall der Serie, die Langsamkeit der Handlung, die Stärke der einzelnen Personen. Die zweite Staffel scheint allerdings ein bewusster Bruch zu sein: Der Spielort ist ein anderer, es gibt neue Figuren und es tauchen längst nicht alle alten wieder auf, aber vielleicht kommt das ja noch. Bei mir hatte die Folge schon in den ersten Minuten gewonnen, denn sie beginnt nicht in der gewohnten Serienzeit, sondern ungefähr 10.000 Jahre vorher, und ich bin sehr gespannt, ob wir im Laufe der nächsten Folgen nochmal auf diesen Einstieg zurückkommen.
Ach, wo ich vorhin was von tollen Intros schrieb: Den wundervollen Einstieg aus der ersten Staffel haben die Leftovers zugunsten von etwas ganz anderem gekippt. Aber macht ihr mal, noch vertraue ich euch blind.
The Good Wife, S07E01
Die Serie kann machen, was sie will, ich finde sie seit sieben Jahren toll. Jede Figur, jede Folge, jede Klamotte, die Julianna Margulies trägt, jede ihrer stets nagelneuen, unzerkratzten Lederhandtaschen und jede Flasche Rotwein, die sie energisch entkorkt.
Downton Abbey, S06E03
Die Abbey ist hingegen eher Pflichtprogramm geworden, aber diese Staffel ist dann ja auch die letzte. Während der letzten beiden Seasons habe ich nebenbei gerne Candy Crush gespielt, und ich hoffe, vermutlich vergebens, dass irgendjemand mal Lady Mary eine reinhaut. Team Lady Edith! Aber Maggie Smith und ihre wundervollen Spitzen gegenüber jedem werde ich sehr vermissen.
Homeland, S05E01
Claire Danes. Nuff said. Wird fangirlmäßig weitergeguckt, ganz gleich, wie seltsam alles wird und obwohl Brody schon länger nicht mehr unter uns weilt. Immerhin spielte die erste Folge der neuen Staffel in Berlin und man kann sie sich sogar online anschauen.
The Last Man on Earth, S02E02
In der ersten Staffel ging mir Phil (Will Forte), der zunächst letzte Mann auf der Welt, bevor er noch ein paar weitere Menschlein entdeckte, die eine ungenannte Katastrophe übrig gelassen hatte, relativ schnell auf den Zeiger, weil es ihm anscheinend um nichts anderes ging, die wenigen Frauen, die es noch gab, ins Bett zu kriegen. Netterweise gibt ihm Kristen Schaal Kontra, aber ihre On-Air-Zeit wurde immer geringer und mein Vergnügen an der Serie ebenso. In Season 2 fängt alles wieder gut an, und ich hoffe, sie verkacken es nicht noch ein zweites Mal. Denn das Setting der Sitcom – wenige Menschen in Amerika, die ziemlichen Quatsch mit ihrer Umgebung machen – finde ich immer noch reizvoll. Wobei ich Schaal ja schon eine reinhauen wollte, als sie auf Monets Seerosen, die jetzt in Phils Treppenhaus hängen, ein Männchen auf die Brücke über dem Teich malt, weil sie es so hübscher findet. Und gleichzeitig sind das die absurden Szenen, die ich so mag.
The Big Bang Theory, S09E03
Auch nur noch Pflichtprogramm. Geht mir eigentlich immer mehr auf die Nerven, weil sich jede Folge inzwischen so anfühlt, als müssten die Autor_innen irgendwie 21 Minuten rumkriegen, aber so richtig was Neues fällt ihnen halt nicht mehr ein. Einzig Mayim Bialik als Amy hält mich davon ab, die Serie zu kicken.
Castle, S08E03
Die Serie fand ich nie richtig toll, aber auch nie richtig schlecht. Und irgendwie sind mir alle Charaktere ans Herz gewachsen, auch wenn die Storys zum Ende jeder Folge so richtig schön abstrus werden und nur noch aus Zufällen bestehen. Wurst, Castle ist schnuffig und irgendwie Wohlfühlfernsehen.
The Muppets, S01E02
Die Pilotfolge habe ich durchgehalten, obwohl gleich die erste Pointe eine sein sollte, die sich über Miss Piggys Gewicht lustig macht (einfachstes Ziel ever, ihr denkfaulen Autor_innensäcke). Der Rest der Folge fühlte sich ähnlich falsch an; die Muppets sind hier zu erwachsen, zu zynisch, zu abgebrüht, um mir noch Spaß zu machen. Und ich hasse Fozzie Bear. In Folge 2 ausgestiegen, die dritte nicht mehr angeschaut.