Tagebuch 7. Oktober 2015 – „Inside Out“

Morgens eine Stunde vor F.s Wecker wachgeworden. Ich muss ja noch nicht anständig aufstehen, die Uni geht erst am Montag wieder los. … DIE UNI GEHT AM MONTAG WIEDER LOS, WO-HOO!

Ich wollte wieder einschlafen und habe dafür versucht, mir den Text zu Tage voller Sonne vorzuerzählen. Sonne ist mein Favorit unter den FCB-Liedern; bei Forever Number One kriege ich bei der Zeile „We’re much better than the rest“ immer Fremdschämpickel, und Stern des Südens ist mir zu uptempo. Ãœber den ganzen FCB-Songs poppte plötzlich Lebenslang grünweiß von Werder Bremen in mein Gesangshirn, meiner Meinung nach das schönste Stadionlied der Bundesliga. Alleine der herrliche melodiöse Sprung von -der zu Bre-!

Den ganzen Tag „lebenslang grünweiß“ vor mich hingesummt und froh darüber gewesen, dass meine Bayerntimeline das nicht mitkriegt.

Den Tag mit Tee aus Omis Geschirr verbracht, dabei die ersten zwei Folgen Quantico geguckt (kann man machen) und weiter Purple Hibiscus von Chimamanda Ngozi Adichie gelesen, von der ich Americanah so mochte.

Bei Stepanini auf eine Rede von Roger Willemsen über kulturelles Engagement gestoßen:

„Das ist die Großherzigkeit von Leserinnen und Lesern, von Menschen, die in Museen gehen, von Menschen, die sich in ein Theater setzen, um eine Opern- oder Theaterinszenierung anzusehen.

Es ist die Bereitschaft, sich für etwas durchlässig zu machen, das aus der Fremde bzw. Ferne kommt, das Ihnen zum Teil vertraut und verständlich, zum Teil unvertraut und unverständlich ist. Sie alle zeigen eine Bereitschaft dafür, sich selbst als jene gemischten Individuen zu zeigen, die unter Umständen hier gefordert, überfordert oder unterfordert werden, die ein ganzes Paket an verschiedenen Emotionen aufbringen müssen. Darin zeigt sich etwas, das am Anfang aller Formen der Generosität, aller Formen des Engagements steht: Es ist nicht wichtig, dass Sie in erster Hinsicht Initiativen materiell unterstützen. Als Erstes ist es wichtig, dass Sie die Bereitschaft mit sich bringen, von der Fremde überhaupt Kenntnis zu nehmen, das heißt wahrzunehmen, was außerhalb von Ihnen selbst ist.“

Wolfgang Ullrichs Vortrag über den Ethos des Kopierens, kreative Leistungen, Urheberrecht, die gegenseitige Inspiration von Künstler_innen und dem Publikum und wie das Internet einiges davon verändert hat – und zwar zum Besseren.

„Führt ein intensiver Moment häufig zu einem Gefühlsausbruch, in dem die erfahrene Inspiration noch nicht neu gestaltet, sondern erst einmal nur spontan-beglückt mitgeteilt wird, so begünstigen die Features von Smartphones oder Plattformen der Sozialen Medien solche Gesten sofortiger Äußerung. Das Posten, Rebloggen und Retweeten – dies alles Formen des Kopierens – dient oft dazu, andere an etwas teilhaben zu lassen, das in diesem Moment als stark, überwältigend, besonders emotional erlebt wird. So finden sich Hockneys digitale Bilder auf vielen Websites und Blogs der Sozialen Medien wieder, werden dort weiter und weiter verbreitet, landen durch vielfältiges Rebloggen in unterschiedlichen Zusammenhängen, werden dort wieder von anderen entdeckt, die sich ihrerseits stimuliert fühlen und dies ausdrücken, indem sie schnell den Reblog-Button klicken und das Bild auf ihrem eigenen Blog reproduzieren. Weitergeben und Sich-Aneignen von Bildern – beides Akte des Kopierens – erfolgen also aus demselben Impuls: dem emotionalen Kick, den es darstellt, wenn man sich plötzlich inspiriert fühlt und die Lust verspürt, die in diesem Augenblick als stark empfundene eigene Kreativität auszuleben.“

Meiner Meinung nach auch eine schöne Definition von Bloggen: Man möchte etwas teilen, einfach weil man es kann.

sadness

Abends mit F. Pixars Inside Out gesehen. Es geht um die elfjährige Riley und ihre Emotionen, die ganz zauberhaft und wie immer bei Pixar äußerst humorvoll durch eigene kleine Wesen dargestellt werden. Die vor guter Laube überbordende Joy (gesprochen von Amy Poehler), Sadness (Phyllis Smith) im perfekten Kleidungsstück für Traurigkeit: dem dicken, kratzigen Rollkragenpulli, Disgust in glitzergrün (Mindy Kaling), Anger als kleiner, rotglühender Kampfwürfel (Lewis Black) und der hibbelige Fear (Bill Hader) sorgen für eine große Bandbreite an Gefühlen im Leben des Mädchens, das gerade mit ihren Eltern von Minnesota nach San Francisco zieht. Natürlich geht etwas schief, Joy und Sadness sind plötzlich nicht mehr da, wo sie hingehören, und der Film erzählt, wie die beiden wieder zurückfinden.

Ich war wie immer von der Animation hingerissen. Ich mag es sehr, dass Pixar sich nicht einfach auf ihren Schablonen ausruht, sondern fast immer etwas Neues schafft. Hier war es vor allem die Haut der Figuren, die mich begeistert hat: Sie hat keine fest umrissene Form, sondern blubbert und britzelt und funkelt vor sich hin, wie kleine Sonneneruptionen. Keine Figur ist fertig, sondern immer im Wandel – logisch, weil es viele Formen von Freude, Ärger und Angst gibt. Meine Lieblingsfigur war Sadness, auch weil ich Traurigkeit für eine wichtige Emotion halte. Auch das mochte ich an dem Film (winzige Spoilerwarnung:): dass eben nicht alles immer rosig und toll ist, sondern auch die Trauer ihren Platz haben muss, damit alles stimmt. (Spoiler Ende.)

Hier ist der Trailer und hier geht’s zur Plüschversion von Sadness, die F. gestern abend noch ergoogelte, als ich nicht aufhören wollte, von der Figur zu schwärmen.