Tagebuch Donnerstag, 12. November 2015 – #12von12

Wie jeden Monat am 12.: zwölf Fotos von meinem Tagwerk. Draußen nur Kännchen sammelt alle Mitspieler*innen.

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Wenn ich alleine schlafe, liege ich auf meinem geliebten breiten, herrlich bequemen Sofa rum, das hervorragend als Bett geeignet ist. Wenn ich einen Ãœbernachtungsgast habe, mit dem ich mein Lager teilen möchte, klappe ich Multy auf, das mich seit 15 Jahren begleitet, in den letzten Jahren in Hamburg aber nur noch als Gästebett Verwendung fand. Jetzt wird es wieder regelmäßig beschlafen – und ich muss morgens wieder Bettdecken per Reißverschluss schließen und Dinge zusammenklappen, anstatt einfach eine Tagesdecke über das Bettzeug zu schmeißen. But it’s so pretty!

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Beim Duschen habe ich in Hamburg jahrelang Plärrradio gehört („Die besten Hits von gestern, vorgestern und irgendwann“), in München bin ich, warum auch immer, auf eher wortlastige Sender wie B5 oder Deutschlandfunk umgestiegen. Längere Zeit war dann morgens im Bad Ruhe, aber seit einigen Wochen läuft wieder B5. Vielleicht ist das so’n Winterding.

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Das übliche Frühstück (ja, langweilig, ich weiß, schmeckt aber und hält bis mittags satt) mit Blick auf Opas Holzklotz, Omas Nähkästchen und Omis Silberschale.

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Wir begannen den Tag mit Kultur: Im Lenbachhaus läuft gerade eine große Klee/Kandinsky-Ausstellung, und wenn ich groß sage, meine ich das auch so. Ich war sehr erschlagen, habe mich aber über das rege Besucher*inneninteresse gefreut. Und natürlich über den Mansplainer, der seiner Frau (?) genau das erzählte, was er sich eben im Wandtext angelesen hatte. *schnauf*

Das Bild zeigt leider nicht das Innere der Ausstellung – man durfte selbstverständlich nicht fotografieren (*doppelschnauf*) –, sondern den Blick, den man aus der U-Bahn-Station auf den Kunstbau hat. Das Ding sollte nämlich mal ein U-Bahnsteig werden. Gut für uns, dass es das nicht geworden ist.

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Nach Kunstgucken kam das Kunstschreiben: Ich radelte über den Königsplatz zum Zentralinstitut für Kunstgeschichte, das man rechts im Bild hinter der Antikensammlung sehen kann.

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Beim Büchersuchen über Kiefer mal nebenan in Regal geguckt, ob der Katalog der Ausstellung, aus der ich gerade kam, schon da war. War er natürlich. Gutes ZI!

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Ich hatte aber keine Zeit für Klee und Kandinsky, sondern nur Augen für Kiefer. Nach den ganzen Lobeshymnen habe ich gestern endlich mal ein paar Verrisse über ihn gefunden, zum Beispiel von Altmeister Danto, der 1989 über Kiefers Werke schrieb, sie seien „schlammig“ und „opernhaft“, voll „schwülstiger Symbolik“, „gerissene[m] Obskurantismus“ und „wahnwitziger Botschaft“. Den Kurator der ersten MoMA-Ausstellung, Mark Rosenthal, nennt Danto einen „verblendeten Enthusiasten“, die breite Masse, die Kiefer mag, verbinde Undurchsichtigkeit mit Tiefe, und Kiefer selbst sei ein „ungeratene[s] Talent“. Immerhin! (Alle Zitate aus Arthur C. Danto: „Anselm Kiefer“, in: Ders.: Reiz und Reflexion, München 2004, S. 279–285.)

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Nach ein paar Stündchen Exzerpieren, Lesen und Lernen radelte ich zur Stabi, Bücher abholen.

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Und dann in die Zentralbibliothek der LMU, Bücher abholen. (Ach was.)

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Zuhause lag im Briefkasten ein Schreiben der LMU. Erste Reaktion, die ich immer habe, wenn unerwartet Post der Uni kommt: OMG sie haben mich exmatrikuliert, ich hab irgendwelche Fristen verpasst, Geld nicht überwiesen, bin zu alt, darf nicht mehr mitspielen. Umso größer war meine Freude, als ich den Brief öffnete und las, dass ich zu den besten zehn Prozent meines Jahrgangs gehörte. Darüber jubelte ich im Fahrstuhl – und kapierte dann erst, dass ich für diese Leistung auch noch Geld kriege bzw. zurückkriege. Kommentar von F. per SMS: „Reicht’s fürs Broeding oder fürs Tantris?“ TANTRIS, BABY!

Disclosure für die Neugierigen unter euch: Im ersten und zweiten Semester musste ich noch über 500 Euro abdrücken, dann wurden die Studiengebühren abgeschafft und es gab nur noch sogenannte Semesterbeiträge, die sich auf jeweils gut 100 Euro pro Semester beliefen (wobei ich nicht weiß, ob’s die auch zurückgibt. Egal). TANTRIS, BABY!

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Es wurde hart gefeiert.

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Abends weiter am Schreibtisch gesessen, Spaghetti cacio e pepe gegessen und fotografiert, aber das sah so fürchterlich aus, dass ich ein neues zwölftes Bild machen musste. Mit Buch im Bett *hust*