Tagebuch Sonntag und Montag, 13./14. Dezember 2015 – Film und Filz
Am Sonntag war ich im Kino und sah im Theatiner Das brandneue Testament. Einer der ersten Sätze lautete „Gott existiert. Er lebt in Brüssel“, und damit hatte der Film schon gewonnen.
Gott ist ein schlecht gelaunter Mistkerl, der erst Städte schafft, durch die dann Giraffen laufen, was ihn langweilt. Also bastelt er den Menschen dazu – und dann lauter Gebote, um seine letzte Schöpfung zu ärgern. Brot fällt immer auf die Marmeladenseite, die Schlange an der Nebenkasse ist immer kürzer, und sobald man in der Badewanne sitzt, klingelt immer das Telefon. Seine eigene Familie terrorisiert er genauso: Seine Frau ist verstummt und wird angepöbelt, wenn sie für den Sohn den Esstisch miteindeckt – „DER KOMMT NICHT MEHR WIEDER!“ –, und die zehnjährige Ea hat außer der 3-Zimmer-Wohnung in Brüssel noch nichts gesehen. Bis jetzt. Denn nach einem Streit klaut sie Papa den Schlüssel zu seinem Computerzimmer, sendet der gesamten Menschheit ihr Sterbedatum und macht sich aus dem Staub, um sechs Apostel zu suchen (12 sind ein Hockeyteam, fand Gott super, aber 18 sind ein Baseballteam, findet Mama super) und ein brandneues Testament zu schreiben.
Der Film oszilliert wunderbar zwischen abstruser Komödie, tieftraurigem Drama und erhebendem Achjaseufz und hat bei mir natürlich offene Türen eingerannt. Der Gedanke vom letzten Hemd ohne Taschen und wenn nicht jetzt, wann dann, hat bei mir vor einigen Jahren dazu geführt, studieren zu wollen, ein Fach mit so ziemlich null Berufsaussichten und noch weniger Kohle und trotzdem macht mich jede Stunde, die ich damit verbringe, so viel glücklicher als ich vorher war. So ähnlich denkt auf einmal die ganze Menschheit und fragt sich endlich mal ernsthaft, was sie hier den ganzen Tag eigentlich so macht. Der Film erzählt von den sechs Aposteln, die Ea noch zu ihrem Team fehlen und wie es Gott so ergeht, als er sich mit seinen eigenen Geboten auseinandersetzen muss. Am lautesten gelacht habe ich, als Ea und ein Obdachloser sich über Eas Bruder „JC“ unterhalten und der Obdachlose ihn mit einem gewissen Brüsseler Schauspieler verwechselt. Meine Tränen konnte ich nicht zurückhalten, als Ea ihrer ersten Apostelin einen Traum schickt, in dem eine einzelne Hand auf einem Tisch Pirouetten dreht, während Händels Lascia ch’io pianga läuft. Und als der Film vorbei und der Himmel voller Blumen war (dazu müsstet ihr jetzt den Film gesehen haben, was ich euch ans Herz legen möchte), habe ich tief durchgeatmet und mich gefreut und großzügig über einige doofe Klischees und Genderzuschreibungen hinweggesehen.
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Ich habe den Film im OmU geguckt, was im Theatiner netterweise fast immer möglich ist. Das mag jetzt geschmacklos klingen, aber seit den Pariser Anschlägen habe ich die Le Monde in meinem Twitter-Stream und bekomme so täglich mehrere Bröckchen Französisch mit. Auch deswegen wollte ich dringend mal wieder einen französischsprachigen Film sehen. Wobei ich mich bei Le tout nouveau Testament gefragt habe, ob in Belgien ein leicht anderes Französisch gesprochen wird als in Frankreich? Ein anderer Akzent vielleicht? Nee, oder? Ich verstehe in französischsprachigen Filmen so gut wie nichts, weil alle viel zu schnell sprechen, aber dieses Mal habe ich wirklich bis auf ganz wenige Worte überhaupt nichts verstanden.
Trotzdem gefiel mir diese Französischlektion wieder mal sehr, genau wie die täglichen 140-Zeichen-Bröckchen, bei denen ich manchmal sogar auf den Artikel klicke, um mich an den ersten zehn Zeilen zu versuchen (was immer ungefähr eine Viertelstunde dauert, bis ich es halbwegs kapiert habe). Es macht mir weitaus mehr Spaß als die ollen Lehrbuchtexte, bei denen wir im letzten Semester Ärztinnengespräche simulieren mussten („Je suis malade!“ „Nein. Doch. Oooh!“) oder über die Lavendelproduktion in Frankreich lasen. In diesem Semester habe ich keinen Französischkurs besucht, aber vielleicht sollte ich das im nächsten doch wieder machen.
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In der Barockvorlesung das schöne Wort „Wendepodest“ gelernt. Das ist ein Treppenabsatz, bei dem sich die Richtung des Treppenverlaufs ändert. Im verlinkten Glossar müssen es 180 Grad sein, der Dozent wandte das Wort aber auch bei einer 90°-Wendung an. Hm. Wir sprachen übrigens über Schloss Weißenstein und die Würzburger Residenz.
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Gestern abend fand ich auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt im Kunstzelt das hier und denke seitdem über einen total sinnlosen Einkauf nach. Der kleinste Stein war mit 35 Euro auch recht erschwinglich.
Auf dem Schwabinger Weihnachtsmarkt gibt es „Steine“ aus Filz und ich will sie alle haben. Bestes Kuscheldings ever. pic.twitter.com/zvHmiKMlfY
— ankegroener (@ankegroener) December 14, 2015