#12von12 im März
Das Ãœbliche am 12. des Monats: zwölf Fotos vom Tagesverlauf instagrammen. Alle anderen Mitspieler*innen gibt’s drüben bei Caro.
Ich wachte bereits um 7 auf, warum auch immer, meine normale Aufstehzeit ist 8. Deswegen verdaddelte ich konsequent eine Stunde im Bett mit dem iPhone und las das Internet leer, um dann brav um 8 in Richtung Badezimmer zu schlendern.
Mein übliches Frühstück aus Cappuccino und Saft nahm ich in der Ringelmiez-Variante zu mir. Ella bastelt aus Rohkost immer kleine Kunstwerke (einfach mal den Stream anklicken), die unglaublich appetitlich aussehen. Meine Orangenspalten sind eher freie Kunst, waren aber auch sehr schmackhaft. Und die Kombi mit Walnüssen ist klasse.
Normalerweise schreibe ich die Blogeinträge abends, damit sie eine Nacht ausdampfen können. Morgens gehe ich noch mal mit dem feinen Kamm drüber und dann kommen sie ins Netz. Vorgestern abend nach der Oper und dem standesgemäßen alkoholischen Getränk danach (sonst in den Pausen, aber der Holländer wird in München brav durchgespielt, wie sich’s gehört) hatte ich aber keine Lust mehr zum Schreiben, weswegen ich das ausnahmsweise mal morgens erledigt.
Okay, diesen Blogeintrag schreibe ich auch gerade fünf Minuten, bevor er online geht. Das reißt hier alles ein! THE SYSTEM! IT ALL BREAKS DOWN!
Dann kam leider eine doofe Mail. Eine charmante Hamburger Agentur mit einem schönen Kunden hatte mich für ein paar Tage angefragt, was mir gerade hervorragend in den Zeitplan und ins Budget gepasst hätte. Leider wird jetzt doch mit Angestellten gearbeitet, statt das total praktisch und für alle zum Vorteil und frühen Feierabend gereichend outzusourcen. Schade.
Aber wie ich in den letzten 40 Jahren gelernt, entlernt und wieder neu gelernt habe: Schmerz bekämpft man mit Essen. Früher mit Schokolade, heute mit stundenlangem Kochen. Dafür ging ich in den nahegelegenen Supermarkt und packte den Wagen mit leckerem Zeug voll. Und nachdem ich den Wagen geinstagrammt hatte, kam natürlich noch Schokolade dazu. Man weiß ja nie, wie mies der Tag noch wird. (Keine Bange, der gestrige war schön.)
Gerade als ich die Einkaufstüten zuhause ausgepackt hatte, vibrierte das Handy: Meine Amazon-Sendung war in der Packstation eingetroffen. Natürlich nicht in die um die Ecke, sondern in die weiter weg. Gut, dass ich die Schuhe noch anhatte; gleich wieder zur Tür raus, ab in den Bus, dann in die Tram, dann einen kleinen Fußweg und zack, hatte ich mein Paket. Hat insgesamt dann auch nur ne Stunde Zeit gekostet, wo es sonst 15 Minuten gedauert hätte. Aber es ist ja Samstag, wir haben Zeit, komm mal klar, und weil du auf dem Rückweg keine Lust hattest, auf den Bus zu warten, hast du auch noch einen kleinen Spaziergang durch deine Hood machen können. Alles gut.
Den halben Inhalt des Einkaufswagens kleingeschnippelt und in meinen großen Suppentopf geworfen. Den benutze ich hier in München das erste Mal, der stand die letzten Jahre in Hamburg, weil ich hier ja nie groß kochen musste.
Ich frage mich, wie lange das dauert, bis es aufhört mir aufzufallen, wenn ich Dinge hier zum ersten Mal benutze, die seit Jahren in meinem Besitz sind. Wenn man umzieht, benutzt mal ja alles an einem anderen Ort zum ersten Mal, aber ich hatte mich drei Jahre lang an zwei getrennte Haushalte gewöhnt, weswegen ich immer noch darüber stolpere, wenn hier plötzlich irgendwas ist, was hier gar nicht sein sollte.
Ich brauche ein Emoji, dessen Gesichtsausdruck sagt: „Das macht mich jetzt kurz traurig, weil ich mich daran erinnere, was ich verloren habe, aber gleichzeitig freue ich mich, dass dieser schöne Gegenstand hier ist, weil ich hier lebe und die Stadt mag und meinen Job (also mein Studium) und allmählich auch die Gesamtsituation, auch wenn ich zwischendurch immer wieder zusammenzucke, weil alles so anders ist als noch vor wenigen Jahren.“ Kann den mal eine/r basteln? Danke, ganz lieb.
Samstags ist eigenlich Putztag, aber gestern hatte ich nur Lust (also Lust wie in „dafür kann ich mich gerade aufraffen) zum Staubsaugen. Das Bad putze ich heute. Oder morgen. Ähem.
Endlich aufs Sofa und lesen, während die Suppe anderthalb Stunden vor sich hinkocht.
Aber um 15.30 Uhr musste ich aufhören zu lesen, weil ich Fußball gucken wollte. Bei der Konferenz schlafe ich erfahrungsgemäß immer ein, weswegen ich mir vorsichtshalber den Wecker auf 16.30 Uhr stellte. Das war eine gute Idee, denn natürlich schlief ich ein. Ich hatte aber noch einen Termin, zu dem ich dringend wollte.
Nämlich nochmal Fußball gucken.
In der U-Bahn zum Stadion saßen zwei Kerle aus Frankfurt neben mir, die sich das Spiel ausmalten. Der eine trug ein Müller-Trikot und sinnierte: „Das wär so toll, wenn sie 5:0 gewinnen und Müller ein paar Tore schießt.“ Der Junge hatte vermutlich einen ziemlich guten Abend.
Auf dem Weg ins Stadion las ich auf dem iPhone, weil ich bei der Taschenkontrolle gerne mal doof angesprochen werde, wenn ich ein Buch ins Stadion schleppe. Ich habe mehrere Kunstgeschichts-PDFs auf dem Handy, die man zwischendurch weglesen kann, aber gestern wollte ich was Romaniges, also fing ich mit Ben Lerners Leaving the Atocha Station an, das schon länger bei iBooks rumlungert, zu dem ich mich aber nie aufraffen konnte. Gestern las ich mich allerdings fest und abends im Bett noch weiter, weswegen ich jetzt anscheinend erstmal dieses Buch zuende lese, bevor ich mich wieder Herrn Franzen zuwende. Verdammter Fußball.
Trotz Zwiebellook, Stiefeln und Handschuhen war mir nach dem Stadion kalt. Wie praktisch, dass ich vorhin eine dicke, warme Erbsensuppe gekocht hatte. Rezept steht morgen im Blog. Wenn ich heute Abend Lust zum Schreiben habe. (THINK OF THE SYSTEM!)