Erbsensuppe

(Ich mag meine Rezept-Blogeinträge mit so unscheinbaren Titeln.)

Es gibt einen Kindheitsgeschmack, an den ich mich genau und gerne erinnere – den von deftiger Erbsensuppe. Also nicht das feine hellgrüne Süppchen mit Minze oder Jogurt, sondern der dampfende Eintopf, am besten aus Kesseln, die 50 Liter fassen. Diese Art Suppe gab’s immer bei unserem Himmelfahrtsfest an der Michaeliskirche im Dorf, an der aus Tradition ein Banner mit Rechtschreibfehler hing: „Wir wollen alle fröhlich sien – Himmelfahrt 1985“. Die Zahl wurde jedes Jahr mit einem neuen Stofffetzen übernäht, der Fehler blieb. Ich mochte das seltsamerweise gern. (Und frage mich gerade, ob das Banner immer noch aufgehängt wird.)

Beim Fest rund um die Kirche bestückten viele Freiwillige riesige Kuchenbuffets, organisierten einen Flohmarkt, es gab Zelte, in denen Handarbeiten verkauft wurden, Bücher, Spielzeug, und es gab eines, in dem aus einem riesigen Bottich Erbsensuppe geschöpft wurde. Wer wollte, bekam noch ein Wiener Würstchen in den weißen Plastikteller, und dann setzte man sich draußen auf die Bierbänke und aß, und es war total egal, wie frisch der Wind gerade war, denn die Suppe wärmte alles durch.

Genau so eine Suppe kommt raus, wenn man sich an das untenstehende Rezept hält, und es hat mich sehr bräsig-erinnerungsselig-glücklich gemacht.

Es stammt aus der essen & trinken bzw. von deren Website. Das Heft hatte ich jahrelang abonniert, habe aber irgendwann gemerkt, dass ich, wenn’s hochkommt, ein oder zwei Rezepte nachkoche, noch ein paar Post-its ins Heft verteile, die aber nie wieder angucke, sondern das Heft auf einem immer höher werdenden Stapel vor sich hingammeln lasse. Also habe ich das Abo gekündigt und gucke seitdem immer, wenn ich auf Rezeptsuche bin und die Kochblogs nicht das hergeben, was ich suche, auf der e&t-Website nach. Und meistens werde ich nicht nur fündig, sondern finde ein Rezept, das nachkochbar ist, ohne dass man durch zig Spezialitätenläden rennen muss und das, noch wichtiger: schmeckt.

Die e&t-Website lässt jedes Mal ein Fenster aufploppen, wenn ich sie anwähle, das mich darum bittet, meinen Adblocker auszuschalten. Das werde ich natürlich nicht tun, weil ich sonst wahnsinnig werden würde, aber ich würde mit Freuden den Heftpreis dafür bezahlen, eure Seite betrachten zu dürfen. Vielleicht ein zukunftsfähiges Modell?

erbsensuppe

Für vier bis sechs Portionen.

In einem großen Topf
200 g Möhren,
200 g Knollensellerie,
200 g durchwachsenen Speck und
125 g Zwiebeln, alles gewürfelt, in
Öl für knapp zehn Minuten bei mittlerer Hitze andünsten.

250 g grüne Schälerbsen,
2 Lorbeerblätter und
1 Zweig Majoran (bei mir war’s ein TL getrockneter) dazugeben und mit
1,5 l Wasser aufgießen. Zum Kochen bringen und anderthalb Stunden zugedeckt bei mittlerer Hitze vor sich hinköcheln lassen.

Nach 45 Minuten
400 g Kartoffeln, in mundgerechte Stücke geschnitten, dazugeben und mitkochen lassen.

Kurz vor Ende der Garzeit noch
4 Wiener Würstchen, kleingeschnitten, dazugeben. Mit
Salz und
Pfeffer abschmecken. Ich habe ganz zum Schluss noch
1 Bund Petersilie, fein gehackt, untergerührt.

In der letzten Kitchen-Impossible-Folge gab’s übrigens auch Erbsensuppe. Da wurde Lauch statt Zwiebeln verwendet sowie frisches Bohnenkraut. Außerdem könnte man für eine etwas grünere Farbe (also mehr neon statt oliv) noch einen Schwung frische oder TK-Erbsen durchpürieren und sie kurz vor Schluss in die dicke Suppe geben. Ich werde das ausprobieren – wobei ich gerade das Olivgrün so gerne mag, weil es herbstlich-mummelig ist.