Hausarbeit „Gibt es einen Peking-Effekt?“ über das Nationalstadion in Peking
Über die Note 1,3 hatte ich zunächst gequengelt (ja, auf hohem Niveau, ja, ich weiß), aber als ich heute die gedruckte Fassung mit den Anmerkungen des Dozenten aus unserer Bibliothek holte, verstand ich die Note und kann sie jetzt beruhigt und unquengelig abnicken.
Meine Arbeit stellt die Frage, ob es einen Peking-Effekt gibt – also ob ikonische Sportbauten einen ähnlich positiven Effekt auf eine Stadt haben wie ikonische Museumsbauten à la Guggenheim Bilbao. Der Dozent merkte dazu sehr treffend an: Peking ist nicht Bilbao; es geht hier nicht darum, eine wirtschaftliche schwache Stadt wieder auf die Füße zu kriegen, sondern einer ökonomischen Boom-Stadt ein hübscheres Antlitz zu verpassen. Damit ist eigentlich meine ganze Argumentation total sinnlos, und deswegen quengele ich auch nicht mehr. Da habe ich mich von meiner eigenen Wortschöpfung des Peking-Effekts vermutlich zu sehr einlullen lassen. Manchmal vergesse ich, dass ich keine Werberin mehr bin.
Der zweite Kritikpunkt war die Baubeschreibung, die dem Dozenten etwas zu kurz geraten war; er hätte sich unter anderem eine längere Auseinandersetzung mit dem Kontrast der runden Außenhülle zum eher kantigen Inneren gewünscht. Das war mir fast klar, dass die Baubeschreibung eventuell als zu kurz empfunden wird; ich musste mir während des Schreibens öfter selber sagen, dass ich hier was Kunsthistorisches abgebe und keine Arbeit in Stadtsoziologie. Hätte ich mir vielleicht noch öfter sagen müssen.
Das hat aber anscheinend alles nicht so irrsinnig geschadet, denn das Fazit, das ich mir einrahmen werde, lautete: „[…] ist der Rest der Arbeit von vorbildlicher Professionalität im Hinblick auf folgerichtig-sinnvolle Konzeption, intensive Recherche, klare Entwicklung der Gedanken und eine präzise und dabei flüssige, auch fehlerlose Sprache.“ BÄM! Ich mag das, wenn meine Sprache gewürdigt wird. An der bastele ich schließlich genauso lange rum wie an den Thesen, die ich mit ihr formuliere.
Das hier verlinkte pdf der Arbeit ist nicht die kurze Fassung mit 50.000 Zeichen, die ich abgegeben habe (warum ich sie dusseligerweise gekürzt habe, steht hier), sondern die lange mit knapp 65.000. Die kriegt ihr, damit ich die ganzen schönen Zeilen nicht umsonst geschrieben habe. Dass aber auch in der kurzen Fassung meine Gedankengänge anscheinend ausreichend klar ersichtlich waren, belegt mal wieder die gute alte Texterinnenregel, die jede Juniorette hoffentlich von ihrer CDeuse beigebracht bekommt: Schreib den Text so wie du ihn haben willst, schreib, bis alles drin ist, was du sagen willst, schreib, bis der Text perfekt ist – und dann kürz ihn um ein Drittel.
Geht immer.