Was schön war, Freitag, 29. April 2016

Altes Buch auslesen.

Okay, schön war das nicht, endlich mit Franzens Purity abzuschließen, und die letzten 100 Seiten habe ich nur noch durchgeblättert, weil ich weder die Figuren noch die Handlung länger ertragen habe. Aber es war schön, das Ding endlich hinter sich lassen zu können. Ich stimme der Rezension von Katharina Granzin in der taz weitgehend zu, hätte den Schinken aber noch mehr verrissen.

In den Bestandskarteikarten des Lenbachhauses rumwühlen.

Das war ein äußerst ergiebiges Rumwühlen, weil sich das Bild von Leo von Welden langsam verfestigt. Festzustellen, dass der Mann zur NS-Zeit durchaus gearbeitet und ausgestellt sowie von Museen angekauft wurde, ruiniert die These, dass er als sogenannter „entarteter“ Künstler verfemt und verboten war, die in den wenigen Katalogen von ihm kolportiert wird. Ich habe Ankaufsdaten des Lenbachhauses von 1935 bis 1944, und dank eines Tipps der Kuratorin, mal in den Pinakotheken anzufragen – die hätten auch von Weldens im Bestand –, vermutlich demnächst noch mehr.

Wobei die Klassifizierung als „entartet“ des Öfteren nicht konsequent durchgesetzt wurde. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich Rudolf Belling, der 1937 sowohl in der ersten Großen Deutschen Kunstausstellung als auch in der Ausstellung „Entartete Kunst“ zu sehen war, circa 500 Meter Luftlinie voneinander entfernt. Es gab (soweit ich weiß) keine offizielle Linie, keine Liste zum Abhaken, was ein Bild zu einem „entarteten“ machte. Im Lenbachhaus gibt es den Fall Julius Hüther, dessen Knabenbildnis von 1929 als „entartet“ aus der Sammlung entfernt und laut Karteikarte in den 1950er Jahren wieder eingegliedert wurde. Gleichzeitig kaufte das Haus aber die ganze NS-Zeit über weiterhin Werke von ihm an.

Ich werde mich also mal mit der Einkaufspolitik deutscher Museen zur NS-Zeit beschäftigen – ich hoffe, ich kann mich da auf München beschränken –, und gleichzeitig werde ich versuchen, noch weitere Maler*innen zu finden, die die gleichen religiösen Themen bearbeitet haben wie von Welden. Einfach um da einen besseren Überblick zu haben, ob von Welden vielleicht doch innerhalb dieser Gruppe etwas Besonderes hatte. Bis jetzt kommt mir seine künstlerische Karriere wie eine ganz normale vor – er malte das, was er verkaufen konnte, und einige Themen gingen eben sowohl zur als auch vor und nach der NS-Zeit. Spannend sind jetzt die Bilder, die es die Große Deutsche Kunstausstellung geschafft habe, denn die waren eben nicht religiös, sondern schön auf Parteilinie getrimmt.

Neues Buch anfangen.

Meine Nase steckt seit gestern abend in Annette Pehnts Chronik der Nähe, nachdem ich von ihr bereits Insel 34 und Mobbing mit großem Genuss gelesen habe. Ich glaube, ich kaufe von der Dame einfach mal alles.