Was schön war, Montag, 30. Mai 2016 – Referatvorbereitung
Gut mit Herrn von Welden vorangekommen. Es geht es mir darum, die Kontinuität im Schaffen von Weldens aufzuzeigen, also dass er zwischen 1933 und 1945 keinen Bruch in seiner Biografie aufweist, dass er eben nicht zur sogenannten Verlorenen (verschollenen, vergessenen etc.) Generation gehört.
Ich habe Unterlagen aus dem Lenbachhaus über Ankäufe mit Datum und Preis und kann sie (leider bisher nur teilweise, da fehlt mir noch Zeug) mit den Ankäufen der Galerie Rosenheim vergleichen, um so auch eine Preisentwicklung aufzuzeigen. Ich habe überrascht festgestellt, dass er zur NS-Zeit deutlich teurer war als in der Nachkriegszeit, zumindest auf der Großen deutschen Kunstausstellung. Die GdK zeichnete sich aber generell durch recht hohe Preise aus, denn schließlich war in ihr die angeblich beste deutsche Kunst ausgestellt. (All the Blumenstillleben beg to differ.) Das Lenbachhaus hat ihn zu moderateren Preisen angekauft.
Dass ein Facharbeiter um die 2000 RM im Jahr verdient hat, was der ungefähre Verkaufspreis für ein Bild von Weldens auf der GdK war, hätte ich gerne noch durch eine weitere Quelle belegt; bisher habe ich nur eine. 1944 kaufte die Galerie Rosenheim drei Blätter von ihm für jeweils 1200 RM an. 1948 war er der erste Künstler, den die neu eröffnete Galerie kaufte; man bezahlte für „Mappen mit Zeichnungen“ (ich habe leider bisher keine nähere Kenntnis über den Inhalt der Mappen) 400 D-Mark.
Ich lese inzwischen auch die Zeitungsartikel aus dem Stadtarchiv Rosenheim mit Lupe, Pinzette und feinem Kamm, ob sich in ihnen noch Infos verstecken. In einem Artikel fand ich einen Hinweis auf das Schreiben des Kunstvereins Freiburg, das ihm unterstellte, sich künstlerisch eher mit „Untermenschen“ auseinanderzusetzen; diesen Fakt kannte ich auch aus der einzigen Monografie über von Welden. Im ersten, offensichtlich schlampigen Lesedurchlauf hatte mir das als weiterer Beleg für die inkonsistente Kulturpolitik in der NS-Zeit gereicht – in einer Stadt durfte er ausstellen, in einer anderen nicht. Beim zweiten Lesen fiel mir aber auf, dass dieser Brief in der Ausstellung gezeigt wurde. Das heißt, er liegt irgendwo vor, und ich kann mich endlich mal auf ein Originaldokument verlassen und nicht immer auf die wolkige, verklärende Sekundärliteratur.
Ich habe außerdem zwei Artikel aus der Weltkunst von 1940 und 1942, in denen Ausstellungsbeteiligungen von Weldens in München beschrieben werden sowie zwei Artikel aus Berliner Zeitungen von 1943, wo er in einer Einzelausstellung 160 Grafiken zeigte. In Stuttgart stellte er 1944 150 Zeichnungen aus, aber den betreffenden Artikel habe ich noch nicht gefunden. Letzte Woche blätterte ich in der Stabi einen kompletten Monat des Stuttgarter NS-Kuriers durch (ehemals Stuttgarter Neues Tagblatt), aber im betreffenden Monat habe ich nichts gefunden. Muss ich noch mal durchgucken, anscheinend lese ich neuerdings nur so halbherzig, siehe Freiburg. Das Nicht-Auffinden kann aber auch daran gelegen haben, dass es wirklich überhaupt keinen Spaß macht, 30 Tage Nazipropaganda zu überfliegen und ich deswegen irgendwann nur noch augenrollend und bockig gelesen habe.