Was schön war, Mittwoch, 1. Juni 2016 – Diverses
Schön: mit einer lieben SMS geweckt worden.
Weniger schön: Sie kam in dem Moment, in dem ich hektisch und schlaftrunken nach dem iPhone suchte, das gerade im Weckmodus war. Der Tag fing also mit radikaler Überforderung an.
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Schön: in der Stabi gewesen.
Weniger schön: wieder nicht das gefunden, was ich gesucht habe. Langsam glaube ich der Sekundärliteratur zu Herrn von Welden überhaupt nichts mehr. Ich suchte zwei Ausstellungsberichte über zwei Schauen in Berlin 1943 und in Stuttgart 1944. Über Berlin berichtete (laut meinem Buch) die Kölnische Zeitung. Ich ließ mir also das Konvolut in den Lesesaal legen und blätterte gestern zum zweiten Mal den kompletten Oktober durch. Nüscht. Wobei die Zeitung mit „Reichsausgabe“ übertitelt war. Ich frage mich nun, ob es auch eine andere Ausgabe gab, in der der Artikel stehen könnte? Aber wenn eine Kölner Zeitung über eine Ausstellung in Berlin berichtet, wäre da nicht die Reichsausgabe sogar logischer als eine eventuell vorhandene Lokalausgabe?
Dann blätterte ich den Februar 1944 des Stuttgarter NS-Kurier durch. In meinem Buch stand als Zitatnachweis nur „Erwin Bareis in einem unbezeichneten Zeitungsartikel vom Februar 1944“, was mich ja auch schon irre gemacht hatte. Durch wildes Googeln nach Herrn Bareis und freundliche Hinweise glaube ich, dass es sich bei dieser Zeitung um eben den NS-Kurier handeln müsste. Aber auch hier: nüscht.
Immerhin fand ich im Spiegel von 1975 eine Anzeige wieder, die ich vom Lenbachhaus bekommen hatte und für die ich keinen Kontext hatte. In der im Spiegel abgebildeten Anzeige aus dem Wall Street Journal wird ein Hitler-Porträt angeboten, angeblich von 1938, angeblich aus Berchtesgaden und signiert mit „Welden“. Leo signierte in den 1920er Jahre noch mit vollem Namen, ab den 1930ern dann nur noch mit „Welden“, manchmal mit einer Jahreszahl daneben. Das könnte also neben den fünf Bildern in der GdK noch ein weiteres sein, das sich kulturpolitisch auf NS-Linie bewegt und aus seinem sonstigen, eher zeitlosen Schaffen rausfällt. (In meinem Kopf habe ich natürlich längst eine extrem unwissenschaftliche Räuberpistole, wie ein GI das Bild von einer Wand des Berghofs klaut und 30 Jahre nach Kriegsende wieder loswerden will.)
Ich hatte gehofft, der Artikel wäre über Raub- und/oder Beutekunst, aber es war bloß der Hohlspiegel, also die Rubrik auf der letzten Seite, in der andere Zeitschriften mit seltsamen Artikeln zitiert werden. Meh. Allerdings ist das wenigstens mal eine Spur, die ich nachvollziehen konnte. Diese unauffindbaren Zitate machen mich sehr misstrauisch. Die wenige Sekundärliteratur ist ja eh groß darin, aus von Welden einen Quasi-Widerstandskämpfer zu machen, und dann sind die angeblichen Quellen nicht mal vorhanden, Herrgottnochmal. Oder ich bin zu blöd zum Suchen.
(Ja, ich weiß, ich mache mir schon wieder zu viel Arbeit. Aber ich mag diesen Spürnasenkram so gern.)
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Ohne Einschränkung schön: eine Dame vom sonntäglichen Festessen wiedergetroffen und über Politik und Kunstgeschichte geplaudert. Dazu meinen liebsten Milchkaffee Münchens. Trocken zuhause angekommen. Referat nochmals probegehalten und zufrieden gewesen. Zwei Stunden Spielzeit für Candy Crush errungen und nebenbei Masterchef Australia laufen gelassen. Fürs Kindheitsseminar spannende Texte über Kinder- und Jugendliteratur des 19. Jahrhunderts gelesen. Erdbeeren.