#12von12 im Juli 2016
Die anderen 12von12er gibt’s wie immer bei Caro.
Nachdem es Montag noch über 30 Grad waren, freute ich mich sehr über eine starke Abkühlung.
Zu zweit aufgewacht. Mich darüber gefreut.
Gestern war die letzte Sitzung im Esskulturenseminar, bei dem der Dozent Kaffee und Tee anschleppen wollte und ich mich bereit erklärt hatte, etwas zu backen. Da wir eine Veganerin im Kurs haben, testete ich in der letzten Woche drei Rezepte an und entschied mich für einen Zitronenkuchen. Den will ich noch verbloggen, weswegen ich den Kuchen fotografieren musste, bevor ich ihn in die Uni trug. In meiner Wohnung gibt es gerade mal ein Plätzchen, wo Abstellfläche und Licht für halbwegs anständige Fotos ausreichen, und das ist die kleine Arbeitsfläche neben meinem Herd. Auf die Öl- und Kochweinflaschen hänge ich gerne Zeug als Bildhintergrund, und normalerweise sieht man auch meine Messer und die anderen Werkzeuge nicht. Und vor allem nicht diese irrsinnig hässliche gesprenkelte Arbeitsplatte. Wer hat sich sowas jemals ausgedacht? Soll man auf dem anstrengenden Muster den Dreck nicht so sehr sehen oder was? Grauenhaft. Ich will eine schlichte hölzerne Arbeitsfläche oder von mir aus einfarbigen Kunststoff, aber dieses Muster macht mich jedesmal irre, wenn ich auf ihm arbeite.
Nachdem der Kuchen fotografiert und transportsicher verpackt wurde, setzte ich mich aufs Sofa, um zu frühstücken.
Dabei verbloggte ich das seltsame Gespräch, das ich Montag in der Stabi hatte. Sascha Lobo hatte dazu einen schönen Kommentar auf Facebook; da mein Account dort nicht öffentlich ist, copypaste ich das mal, denn diese Erklärung für das Verhalten der fragenden Dame kam mir sehr überzeugend vor:
„Vielleicht eine passende, angrenzende Beobachtung. Seit einiger Zeit bemerke ich, wie oft Menschen ein scheinbar konfrontatives oder zumindest überraschend offenes Gespräch suchen – die in Wahrheit immer die gleiche Bitte haben: Hilf mir auszubrechen. Ãœberzeuge mich von etwas, was ich zwar erahne, wo aber noch nicht schaffe, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Man könnte das “Bekehrungsanfrage” nennen. (In meinem Kontext ist es meistens die Selbständigkeit, übrigens, weil meine Frisur visuell sagt: “Der kann unmöglich festangestellt sein.”)
Der Gesprächsverlauf, den Du skizzierst, passt exakt in das Muster derjenigen Leute, die sich jemanden suchen, um doch bitte endlich “bekehrt” zu werden zu genau der Ãœberzeugung, die sie sich einfach noch nicht trauen umzusetzen, obwohl sie längst in ihnen schlummert. Ein superinteressantes Phänomen, muss ich mal weiter beobachten, danke für Deine Beobachtung.“
In die Uni geradelt und mit meinen Kommiliton*innen den Selbstbedienungstisch eingedeckt. Wir futterten russisches Konfekt, französische Kekse und meinen Zitronenkuchen, für den sich die Veganerin bedankte. Alles richtig gemacht.
Danach bei bewölktem Himmel ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte geradelt. (My favorite Nazibau.)
Dort vor mich hingelesen – „instagrammable“ in einer Kritik über eine Ausstellung zu van Gogh und Munch fand ich sehr schön. Leider las ich sehr zerstückelt, denn es kamen diverse Mails, die ich schnell beantworten wollte, mein bester Freund rief an, und so brach ich dieses eher unproduktive Arbeiten nach drei Stunden ab.
Als ich vom ersten Stock (Bibliothek des ZI) ins Erdgeschoss (Abgusssammlung) kam, sah ich einen Besucher des öffentlich zugänglichen Gebäudes, dessen Körperkonturen sehr schön zu den Skulpturen passten. Ich habe leider nicht ganz den perfekten Moment erwischt. Man sieht im Hintergrund aber schön die Gruppe an Gipsmenschen, die sich zu unterhalten scheint. Ich glaube, die Angestellten der Sammlung haben richtig Spaß dabei, die Skulpturen ständig umzuschieben und neu zu gruppieren, und ich freue mich auch immer wieder über wilde Kombinationen.
Im Nieselregen nach Hause geradelt (Königsplatz FTW!). Dort vergessen, mein Käsebrot zu fotografieren. Stattdessen einen Schnipsel aus dem Buch abgelichtet, das ich gerade mit großem Vergnügen lese.
Abends bei F. einen serbischen Rotwein genossen, viel über F.s Großvater gelernt und in alten Dokumenten rumgewühlt. Das war sehr schön.