Links von Dienstag, 26. Juli 2016
Archivbenutzung im digitalen Zeitalter
Eine ausführliche Auseinandersetzung über die digitalen Möglichkeiten und wie sinnhaft die Arbeit mit ihnen in Archiven ist. Im Artikel werden so viele Punkte angesprochen, dass es mir schwer fiel, nur einen Aspekt als Teaser zu nutzen.
„Archivgut ist unikal, also einzigartig. Das erfordert nicht nur einen höheren konservatorischen Aufwand, sondern verhindert auch Kooperationen wie bei mehrfach gedruckten Werken, die beispielsweise nur in einer Bibliothek gescannt werden müssen. Hinzu kommt eine größere Formen- und Materialvielfalt innerhalb derselben Medieneinheit, die – anders als bei Büchern – dem Einsatz von Scan-Robotern im Wege steht.
Auch die Kosten-Nutzen-Relation fällt für Archive deutlich ungünstiger aus, denn im Durchschnitt wird eine Akte nur etwa alle fünfzig Jahre einmal benutzt. Dies ist auch der Grund, weshalb eine regalweise Digitalisierung ganzer Bestände auch unter wirtschaftlichem Aspekt immer sehr ernsthaft geprüft werden sollte. Anstelle einer Digitalisierung ganzer Bestände wird sich in den Archiven mittelfristig wohl eher eine Digitalisierung von einzelnen Archivalien „on demand“ etablieren, welche auf Anfrage gezielt und zeitnah die tatsächlich nachgefragten Einzelstücke digitalisiert und im Netz zur Verfügung stellt.“
(via @Jo_Kemper)
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Rezension zu einem Tagungsband zur DDR-Architektur:
„Umso wichtiger ist das Wissen um die Architektur in der DDR, die emotionslos und ohne politische Sympathien mit dem untergangenen System selbstredend als Zeitzeugnis ihren gleichberechtigten Platz in der Geschichte verdient und ihre eigenen Qualitäten aufweist. Neue Erkenntnisse werden, nunmehr mit Blick auf den heutigen Umgang mit diesem Erbe, im vorliegenden zweiten Tagungsband zur 2014 ebenfalls an der Bauhaus-Universität durchgeführten Anschlussveranstaltung «Denkmal Ost-Moderne II» geliefert. Der Grundtenor des Buches ist, dass die Historisierung an vielen Punkten geglückt sei und jetzt die denkmalpflegerische Praxis in den Fokus rücken müsse. In der Einführung plädieren der Herausgeber Mark Escherich sowie Hans-Rudolf Meier dafür, zu fragen, «wie der Bestand zu sichten und zu qualifizieren ist» und die «praktischen Probleme des Erhalts und der angemessenen Sanierung der als denkmalwürdig bewerteten Objekte» gelöst werden können.”
(via @kunsttexteDE)
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Claudine zeigt Hilfsangebote zur Suizidprävention auf – auch aus der Sicht einer Selbstbetroffenen.
„Die meisten Krankenkassen kennen die Notsituation in der psychiatrischen Versorgung Deutschlands. Die kennen auch die Folgekosten, die vor allem durch missglückte Suizidversuche auf sie zukommen könnten. Sie haben daher ein sehr großes Interesse jemanden rechtzeitig in die für ihn notwendige Behandlung zu bringen. Wer also nicht weiß, wohin er sich wenden soll – für sich selbst oder Angehörige – wer im akuten Stadium gar nicht die Kraft hat x-viele Therapeuten anzurufen bzw. „abzuklappern”, kann sich an seine Krankenkasse wenden. Die allermeisten großen Krankenkassen haben hier bereits gut funktionierende Notsysteme für die Patienten installiert.
Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Als ich 2013 nicht mehr konnte – ich war im Vorfeld schon selbst aktiv auf der Suche nach einem Psychiater (meine Ärztin war verstorben) bzw. Therapiesuche (die dritte Therapeutin, bei der es gerade gut aussah, bekam mitten in unseren Vorgesprächen eine Krebsdiagnose und musste neuen Patienten absagen) – man kann sich gelegentlich nicht vorstellen, wie mies es laufen kann – war ich in einem hellen Moment sehr offen zu meiner Krankenkasse. Und ich kann nur sagen, dass die sich ab diesem Moment sehr um mich gekümmert haben. Ich bin angerufen worden. Ich habe eine persönliche Ansprechpartnerin bekommen, sehr geschult. Mir sind Angebote gemacht worden, dass man für mich einen Termin bei einem Arzt machen würde (die Kassen arbeiten da mit Ärzten zusammen, damit entfällt natürlich erst mal die „freie Arztwahl”, aber die sollte in so einem Moment auch nicht Priorität haben. Ich bin auf deren Krisendienste hingewiesen worden. Kurz: ich bin nicht alleine gelassen worden.“