Was schön war, Mittwoch, 21. September 2016
Ich gönne mir diese Woche Urlaub. Montag war mein einziger Tagesordnungspunkt „Auf dem Sofa liegen und dem Regen zugucken, der endlich den Herbst in die Stadt bringt“. Hat super geklappt. Dienstag stand „Kühlschrank abtauen“ auf dem Plan – erledigt! Und gestern hatte ich mir vorgenommen: a) Bücher zurückbringen, b) neue Serie gucken, c) in die Arena gehen.
a) Das ist mein turnusmäßiger Semesterabschluss: den Schreibtisch und das Bücherfach im Regal leerzuräumen und die geliehenen Bände wieder auf die jeweiligen Bibliotheken zu verteilen. Zuerst ging’s in die UB, dann in die Stabi, wo ich außerdem noch in den Lesesaal ging, um dort abgelegte Bücher abzugeben. Diese Tour ist immer so eine bittersüße Sache; Aufräumen fühlt sich gut für mich an, aber es ist eben wieder ein Semester um, das doch gefühlt gerade erst angefangen hat.
b) Gestern lief This Is Us an, auf das ich sehr gespannt war. (EW hat im ersten Absatz eine kurze und vor allem spoilerfreie Vorschau.) Was daran schön war: Eine der Hauptfiguren ist eine dicke Frau. Also richtig dick und nicht hollywooddick aka Größe 42. Was auch schön war: Wir sehen sie in einer Szene fast unbekleidet und das ohne sie lächerlich zu machen oder sich an ihrer Ãœppigkeit zu weiden, weder positiv noch negativ. Das war’s dann aber leider auch, was an dieser Figur richtig gemacht wurde. Ansonsten ist ihre einzige Motivation, dünn zu werden. Ihr Essen im Kühlschrank ist mit „good“ und „bad“ beschrieben – an einem Kuchen hängt allen Ernstes ein Post-it „Don’t eat this before your party“ –, und während die anderen Figuren große, lebensverändernde Storylines haben, ist ihre: I want to lose the weight. Knurr.
Das Drehbuch hat für die Frauenfiguren auch leider eher Scheißsätze parat, während die Jungs große, lebensverändernde usw. Die hochschwangere Mandy Moore fragt ihren Ehemann (Milo Ventimiglia, auch durchaus ein Grund, warum ich die Serie sehen wollte), wie er sie in diesem Zustand (AAAAAARGH!) attraktiv finden könnte, und die dicke Chrissy Metz darf allen Ernstes bei ihrem Date an sich heruntergucken und zum eventuellen zukünftigen Love Interest sagen: „This is not pretty.“ Schatz: Dein Date ist genauso dick, ihr habt euch in einer Abnehmgruppe getroffen (anscheinend der einzige Ort, an dem sich dicke Menschen rumtreiben, das war in Mike & Molly auch schon so), ihr seid gerade kurz davor, miteinander in die Kiste zu springen, da ist anscheinend jemand, der dich begehrt, DU MUSST SO EINEN QUATSCH NICHT SAGEN! WTF?
In The Practice, das ich eventuell auch nochmal rewatchen sollte, gab es mit Camryn Manheim eine einzige dicke Frau in der Serie. (Ihre Autobiografie hat übrigens den schönen Titel Wake Up, I’m Fat!) Auch sie war natürlich mit Abnehmen beschäftigt, obwohl sie eine tolle Anwältin war, die vermutlich was besseres mit ihren Hirnzellen anzufangen gewusst hätte, als diese mit Kalorienzählen zu langweilen. Sie ist jedenfalls auf mehreren Dates mit einem Kerl, der irgendwie creepy ist und deswegen sagt sie ihm irgendwann, nee, lass mal. Woraufhin er, und diese Sätze hängen seit Jahren in meinem Kopf, etwas in der Richtung sagt, sie solle doch froh sein, dass sich überhaupt jemand mit ihr abgeben möchte.
Das ist die gleiche Schiene, auf der von pity fucks gesprochen wird; bei How I Met Your Mother darf Barney auch irrsinnig kluge Sachen sagen wie „Je später der Abend, desto verzweifelter sind die dicken Frauen und damit leichter zu haben“, und online entblöden sich manche Arschlöcher auch nicht, bei sexueller Gewalt gegen dicke Frauen zu schreiben, immerhin wollte sie überhaupt mal jemand anfassen.
Mir wird bei solchen Sätzen immer übler. Vor zehn Jahren habe ich noch über Barneys Sätze gelacht, weil ich dachte, sie seien wahr. Ich bin als dicker Mensch damit aufgewachsen, mich scheiße zu fühlen und ich habe immer gedacht, das müsste so sein. So vergiftet und falsch ist das Klima, in dem wir leben, dass man sich selbst eklig findet und das für richtig hält. Nur falls daran noch irgendein Zweifel besteht: Das ist nicht richtig. Niemand sollte von sich glauben, er oder sie sei nicht okay so wie er oder sie ist. Und vor allem nicht, weil man eine andere Kleidergröße trägt als der Durchschnitt.
Ich würde mich über eine dicke Frauenfigur freuen, deren Ziel im Leben es ist, einen geilen Job zu haben. Und/oder eine tolle Familie. Oder auf den Mond zu fliegen, nach Korallen zu tauchen, eine Firma zu gründen, eine Hundezucht zu beginnen. Egal was. Hauptsache, ihr einziges Ziel ist nicht, dünner werden zu wollen. Das wird nämlich auf Dauer arg langweilig (und klappt in den allermeisten Fällen eh nicht).
c) Fußball war super.