Was schön war, Samstag, 24. September 2016 – Fuppes (mal wieder)
Morgens ein Paket von der Post geholt und nur drei Leute vor mir in der Schlange gehabt. An einem Samstag! Der Tag konnte nur gut werden.
Wurde er auch. Nach der üblichen Einkaufstour machte ich mich zum Bahnhof auf und setzte mich in den Regionalzug nach Augschburg, wo ich das Spiel gegen Darmstadt gucken wollte. F. wartete schon in der WWK-Arena auf mich, es gab die gewohnt wohlschmeckende Stadionwurst und dann ging’s los.
Ich war jetzt zum dritten Mal live bei einem Augsburgspiel und habe zwei so halbwegs komplett auf Sky (nach)geguckt. Augsburg spielt im Vergleich zum FC Bayern einen grottigen Fußball, aber – und ich frage mich seit gestern wirklich ernsthaft, warum – ich habe gerade einen Heidenspaß am Verein. Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich gemeinsam mit F. etwas unternehme, wobei ich bisher mit unseren Aktivitäten Weintrinken, Kulturgucken, von seinem Balkon den Himmel über der Maxvorstadt bestaunen oder im Bett liegen und lesen auch sehr zufrieden bin. Aber es hat schon nach sehr kurzer Zeit eine gewisse Regelmäßigkeit, dieses gemeinsam im Stadion sein, auch wenn wir nicht nebeneinander sitzen.
Vielleicht ist es auch das Stadion, in dem die Stimmung etwas besser ist als in der Allianz-Arena. Ich merke auch an mir selber, dass ich in der Arena eher blasiert rumsitze und einfach das Spiel anschaue, schlicht aus dem Grund, weil die Wahrscheinlichkeit, dass Bayern das Ding gewinnt, recht hoch ist. Ab Viertelfinale Champions League fiebere ich auch eher mit, aber den Bundesligaspielen kann ich recht gelassen beiwohnen. Wenn ich mich da echauffiere, dann eher, weil ein Spielzug mies war oder der Gegner in der Gegend rumtritt. In Augsburg kann ich mich 90 Minuten lang echauffieren, weil so gut wie nie jemand dort hin spielt wo es sinnvoll sein könnte. F. meinte gestern schlau: „In Augsburg hängt viel vom Zufall ab.“ Bei Bayern sieht man meist einen Plan oder zumindest eine konsequente Offensive, ganz egal, was der Gegner macht, die Jungs rennen nach vorne und basta. In Augsburg habe ich gestern so viele Querpässe gesehen wie beim FCB die ganze Saison lang nicht; kaum jemand hat einen richtigen Überblick, die Ballbehandlung ist von einem niedrigeren Niveau als beim FCB, wo gefühlt jeder jeden Ball mit jedem Körperteil unter Kontrolle hat, während man in Augsburg schon froh sein muss, wenn die Jungs nicht über das Spielgerät stolpern. (Ich übertreibe.)
Ich bin vor Jahren FCB-Fan geworden, weil ich von der Qualität des Fußballspiels so begeistert war. Momentan ahne ich, dass ich am reinen Stadionerlebnis mehr Spaß habe. Ich scheine gerade lieber ergebnisoffenem Rumpelfußball zuzugucken und im Stadion 90 Minuten lang engagiert mitzugehen, als entspannt einem Weltklasseverein zuzusehen. Das erstaunt mich wirklich, aber ich mag es gar nicht so recht hinterfragen. Vielleicht ist das auch nur so ein Semesterferiending – ich habe gerade den Kopf frei und die Zeit, sechs Stunden lang für einen Kick unterwegs zu sein. Das ändert sich vielleicht wieder, wenn die Vorlesungen beginnen. Ich hoffe aber ehrlich gesagt darauf, dass es das nicht tut, denn ich habe gerade einen Riesenspaß an der ganzen Sache, obwohl ich keine rationalen Gründe dafür angeben kann.
Ich glaube, ich kapiere gerade, was es heißt, ein Fußballfan zu sein.