Was schön war, Samstag, 29. Oktober 2016 – Auswärts … nee, Moment, Heim … äh … na, irgendein Spiel halt

Ich bin seit einigen Jahren Vereinsmitglied beim FC Bayern München. Seit dieser Saison gucke ich mir zusätzlich die Spiele vom FC Augsburg an, ist ja quasi um die Ecke, und habe gemerkt, wieviel Spaß ich dort im Stadion habe, obwohl die Jungs deutlich schlechter spielen und seltener gewinnen. Gestern trafen die beiden Mannschaften in Augsburg aufeinander – und ich wusste wirklich nicht, welchen Schal ich tragen sollte.

Ich bekam sogar eine Antwort:

Das war zwar nett, aber ich ging dann doch neutral, in Jeans und schwarzer Jacke, keine Teamfarben und dazu auch noch ein blaues Shirt, das auf der Rückfahrt auch scherzhaft bepöbelt wurde: „Ah, die Farbe, die BEIDE Mannschaften scheiße finden.“

F. und ich hatten zwei charmante Mitfahrer*innen, wir saßen zu viert im Zug, knabberten Kekse und warteten in Augsburg frohgemut auf die Tram, die uns zum Stadion bringen sollte, als einer der beiden Begleiter meinte: „Äh. Ich habe nur eine Karte dabei statt zwei.“ Wir dachten natürlich, ja klar, super Scherz, aber: Der Gute hatte wirklich eine von beiden zuhause liegen gelassen. Da F. als Vereinsmitglied die Karten bestellt hatte und tollerweise noch die Versandbestätigungsmail auf seinem Handy hatte, gingen die drei mit wenig Hoffnung, aber die stirbt ja zuletzt, zur Stadionkasse, während ich mich schon auf den Weg zu meinem Platz machte. Ich konnte mal wieder neben F. sitzen, denn sein Dauerkartensitznachbar hatte keine Zeit und ich deswegen seine Karte.

Hätte ich nicht gedacht, aber: Die Stadionkasse hat geliefert. F. konnte nachweisen, dass das seine Karten sind, von denen eine ja auch da und die andere logischerweise noch nicht im Stadion eingecheckt war, woraufhin der eine Mitfahrer fünf Euro für eine Ersatzkarte zahlen musste, die ihm an Ort und Stelle ausgedruckt wurde. Toll. Die beiden saßen sogar noch rechtzeitig zum Anpfiff auf ihren Plätzen.

Vielleicht noch kurz zum Einchecken; neulich kam ja sogar die Frage nach dem Fraueneingang auf, daher gibt es hier eventuell Erklärungsbedarf. Jede Karte, ganz gleich ob Dauer- oder Tageskarte, hat einen Strichcode, der beim Eintritt ins Stadion gescannt wird. So wird zum Beispiel beim FCB überprüft, ob die günstigen Kurvendauerkarten regelmäßig benutzt werden. Die Karten kosten bei uns für eine Saison gerade 150 Euro und sind für eher junge Fans gedacht, die sich die nächsthöhere Kategorie, die schon über 500 kostet, nicht leisten können. Es kam durchaus vor, dass einige Leute sich diese günstigen Karten schossen, entspannt fünf Spitzenspiele guckten und den Rest einfach verfallen ließen; das wären 30 Euro pro Spiel und damit okay. Durch den Strichcode kann überprüft werden, wie oft die Karte im Stadion ist. Wer damit durch die Drehkreuze geht, ist völlig egal, man kann die Karte auch an Freunde weitergeben – sie soll halt nur im Stadion sein, damit der Platz nicht leerbleibt. Gestern wurde ich in Augsburg nach dem Drehkreuz noch nach dem Mitgliedsausweis gefragt; meine geliehene Dauerkarte ist ermäßigt, denn sie gehört einen Vereinsmitglied. Deswegen muss man immer den Vereinsausweis dabeihaben, um die Ermäßigung nachweisen zu können. Der prüfenden Dame war es völlig egal, dass da ein Männername auf meiner Karte stand, und auch in der Allianz-Arena stört sich am Blockaufgang niemand daran, dass auf dieser Karte auch ein Männername steht, Hauptsache, ich bin im richtigen Block. Einschub Ende und zurück zum gestrigen Spiel:

Ich wusste kurz vor Anpfiff immer noch nicht, wem ich die Daumen drücken sollte, aber dann kam die Augsburghymne und damit war das Thema durch. So sehr ich mich im Nachhinein freue, dass Bayern gewonnen hat (3:1) und damit weiter Tabellenführer ist, so sehr litt ich im Stadion 90 Minuten vor mich hin und verfluchte den offensichtlichen Klassenunterschied zwischen den beiden Teams. Jetzt weiß ich endlich, wie sich die meisten Gästefans in der Allianz-Arena fühlen.

Da es vor dem Spiel so hektisch war, gönnten F. und ich uns die traditionelle Stadionwurst erst nach dem Spiel. Danach war die Laune auch gleich besser.