Was schön war, Montag, 21. November 2016 – Dächer und Keller
Das Rosenheimseminar ist immer eine Wundertüte. Mal eine kleine Dozentenlobhudelei: Der Mann ist total chaotisch, der Seminarplan eher ein grober Richtwert als ein Gerüst, die Referatsthemen entstehen gerne beim Brainstorming anstatt dass sie vorgegeben werden und wir überziehen ständig. Das würde mich in jedem anderen Kurs wahnsinnig machen, aber hier ist es total egal, denn der Mann weiß gefühlt alles, was mit dem Betriebssystem Kunst rund um die NS-Zeit zu tun hat. Jedenfalls entsteht dieser Eindruck bei den zehnminütigen Antworten, die er auf unsere Fragen hat, die vermutlich auch in einer Minute hätten beantwortet werden können, aber er kommt gerne vom Hölzchen aufs Stöckchen. Auch das würde mich in jedem anderen Kurs wahnsinnig machen, aber hier lerne ich mit jedem Nebensatz, jedem mal eben hingeworfenen Buchtitel, Künstler- oder Auktionshausnamen oder kunsthistorischem Desiderat eine neue Facette eben dieses Betriebssystems.
Gestern sprachen wir kurz über die Architektur des Hauses der (deutschen) Kunst, das in Stahlbetonbauweise errichtet wurde und nicht massiv, wie ich jetzt getippt hätte. Außerdem hat es ein Flachdach, was eigentlich nicht der NS-Ideologie entsprach, die sich im Dächerstreit (hier ein kurzer Erklärungsansatz) gegen das Bauhaus positionierte und eher Walmdächer als Flachdächer verbaute. Auf dem neuen Tempel der deutschen Kunst sitzt nun aber ein Flachdach, während zum Beispiel die (deutlich kleinere) Galerie Rosenheim, die sich architektonisch am Haus der Kunst orientiert, ein Walmdach hat. Auch die beiden neu errichteten NS-Gebäude, die Verwaltung und der Führerbau, heute Haus der Kulturinstitute (in dem unter anderem das Zentralinstitut für Kunstgeschichte sitzt) und Musikhochschule, haben Flachdächer. Darauf achtet man aber kaum, weil die Fassade so präsent ist.
Was ich außerdem lernte: dass unter der Galerie Rosenheim ein Bunker war, der damals wegen Bauvorschriften vom Ende der 1920er Jahre vorgeschrieben war. Unter öffentlichen Gebäuden mussten Bunker vorhanden sein, um im Falle eines Falles den Besucher*innen Schutz zu gewähren. Angeblich, aber da war sich der Dozent ausnahmsweise mal nicht sicher, ist das auch heute noch so. Nicht unter jedem neuen öffentlichen Gebäude, aber doch ausreichend viele pro Stadtteil, so dass die Bevölkerung Zuflucht finden kann. Seitdem überlege ich natürlich, ob unter der Pinakothek der Moderne ein Bunker ist.
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Edit: Das ging schnell. Danke, @vicari: Baulicher Bevölkerungsschutz und das ganze auf München bezogen.