Tagebuch, Samstag, 14. Januar 2017 – Mixed Bag
Was schön war:
Gemeinsam entspannt aufgewacht.
Ich bin zu Fuß nach Hause gegangen und habe den Weg sehr genossen.
Wir sind abends bei Bekannten mit Schweinebraten, Knödeln und Kraut bewirtet worden, und ich habe eine nette Dame kennengelernt, mit der man prima über Schnaps und Kunst reden kann (meine zwei Kernkompetenzen).
Den Nachhauseweg trat ich alleine an, weil F. noch bleiben wollte. Ich freute mich über den stillen, verschneiten Weg zur Tramhaltestelle, und danach freute ich mich darüber, in der Stadt zu wohnen, die mich mit Tram und U-Bahn schnell und sicher nach Hause bringt, während ich angeheitert die Nase in einem Buch habe.
Was meh war:
Ich konnte mich nachmittags am Schreibtisch nicht so recht konzentrieren. Ich wollte endlich mal meine zwei Lektürekursbücher, die ich derzeit parallel lese, in einem anständigen Dokument zusammenfassen bzw. über die Dinge nachdenken, die uns unser Dozent mitgegeben hatte: Wie wird Geschichte im jeweiligen Werk periodisiert? Welche Thesen werden aufgestellt? Und: Für wen sind solche Überblickswerke eigentlich gedacht? Beim Kershaw hatte ich anfangs nur begeistert gelesen und natürlich mit Bleistift im Buch rumgemalt, es aber nie zusammengefasst. Beim Sheehan ist es mir immerhin schon nach 100 Seiten aufgefallen, dass da schon viel notierenswertes Zeug drin ist, was ich ebenfalls aufschreiben sollte. Aber wie schon gesagt: Mein Kopf hatte keine Lust, und nach einer Stunde verbissenem und innerlich abwesenden Exzerpieren gab ich auf und las einfach so weiter.
Das Dschungelcamp ist wieder losgegangen, und wo ich bisher jede Staffel gerne geschaut habe, geht mir dieses Mal die Gehässigkeit zu sehr auf die Nerven. Ich möchte das nicht mehr weitergucken.
Was scheiße war:
Mein Fahrrad wurde geklaut. Gottlob nicht das etwas höherpreisige, sogenannte Hamburg-Fahrrad, sondern mein München-Fahrrad, das ich bei Aldi gekauft habe. Trotzdem scheiße.
Das Münchenrad war nach 20 Jahren Radfahrabstinenz mein erstes Rad, weswegen ich nicht so viel Geld ausgeben wollte. Sobald ich aber die Balance wiedergefunden und mein Körper sich daran erinnert hatte, wie man wieder absteigt, wollte ich nichts anderes mehr als Radfahren. Damals lebte ich ja noch in zwei Städten, weswegen ich in Hamburg jetzt auch dringend ein Rad haben wollte; das Münchenrad wollte ich, genau wie meine Wohnungseinrichtung, nach dem Bachelor verkaufen und nach Hamburg zurückziehen. Was daraus geworden ist, wissen die geneigten Leser*innen ja.
Sobald ich nach dem Umzug in die umgekehrte Richtung mein Hamburgrad hier in München hatte, durfte es in den verschlossenen Fahrradkeller im Haus, denn dafür hatte ich mehr Geld ausgegeben (was man übrigens sehr merkt, wenn man damit fährt. Es ist so herrlich). Das Münchenrad stand jetzt abgeschlossen vor der Haustür und ich achtete darauf, dass ihm kein Quatsch in den Gepäckträger geklemmt wurde und hob es auf, wenn ein Sturm es umgeblasen hatte. Als ich gestern morgen von F. nach Hause kam, war es noch da; als ich abends zur Verabredung aus dem Haus ging, war es weg.
Ich weiß, dass ich noch ein anderes Rad habe; ich weiß, dass ich das Rad nur noch aus Sentimentalität rumstehen habe lassen anstatt es zu fahren; ich weiß, dass ich innerlich gedacht habe, naja, wenn das einer klaut, habe ich ja noch eins. Aber jetzt, wo es wirklich jemand geklaut hat, bin ich traurig und wütend. Traurig, dass wieder ein Ding von mir weg ist, mit dem ich eine gewisse Geschichte verbunden habe, und wütend, weil irgendein Arschloch mir mein Eigentum wegnimmt, ohne dass ich wirklich etwas dagegen tun kann. Das Ding hatte sogar einen Namen, verdammt!