Was schön war, Sonntag, 30. April 2017 – HEIMFUCKINGSIEG
Bei einem 4:0 gegen den direkten Konkurrenten HSV sind Versalien mehr als angebracht.
Vor dem gestrigen Spieltag stand der FC Augsburg auf dem drittletzten Tabellen- und damit Relegationsplatz. Da möchte niemand hin, auch der HSV nicht, der ein Pünktchen vor dem FCA lag. F. und ich fuhren ziemlich schweigsam von München nach Augschburg, weil wir beide widerlich nervös waren. Ich quatschte mich selbstoptimistisch in ein 2:0 rein, aber F. konnte nicht aufgeheitert werden. Dieses Mal saßen wir nicht zusammen, weil seine Beisitzer alle schön an ihren Dauerkarten festhielten. Daher suchte ich mir ein Plätzchen weiter unten am Rasen. Bisher hatte ich immer weit oben gesessen; das mag ich, weil man so schön den Überblick hat, aber unten ist halt alles etwas unmittelbarer, darauf hatte ich mal wieder Lust. Ich richtete mich seelisch auf Regenjacke ein, die ich ja seit einigen Tagen besitze, aber gestern war herrliches Sommerfußballwetter – also für alle anderen. Ich finde Sonne ja nur von drinnen durch Bibliotheksfenster schön, packte aber brav Sonnenbrille und Basecap ein und wusste, es sind nur 16, 17 Grad, keine 29, das wird schon gehen. Dass ich vergaß, mich einzucremen und heute nicht besonders attraktiv aussehe, nehme ich als wiederholtes Lehrgeld. Wenn ich mir irgendwann mal was aufs Handgelenk tätowieren lasse, was ich nie werde, weil ich es nicht mag, wenn mich von da aus irgendwas anbrüllt, dann wird dort „CREM DICH EIN, DU NUSS!“ stehen.
Der Spielverlauf ließ mich aber eh vergessen, dass ich in der Sonne sitze, weil ich mit Anfeuern, Klatschen und Brüllen beschäftigt war. Der Block, in dem ich saß, grenzt fast an die Heimkurve, daher wurde bei uns auch stets mitgesungen. Ich sang nicht – ich kenne peinlicherweise immer noch nur die Bayerngesänge und wollte wirklich nicht unangenehm auffallen, bei gleicher Melodie den komplett falschen Text zu singen –, sondern freute mich die ganze Zeit darüber, dass Augsburg endlich mal wie jemand spielte, der weiß, wie Fußball geht und ebenfalls weiß, dass er mit einem Bein in der zweiten Liga steht, wenn er sich jetzt nicht endlich mal zusammenreißt.
Spon schreibt, dass das der höchste Heimsieg in der Bundesligageschichte des FCA war, und so fühlte sich die Atmosphäre nach dem Spiel rund ums Stadion auch an. Ãœberall standen noch Grüppchen, tranken noch was, klatschten sich ab – oder kauften den Fan-Shop leer wie F. Ich stellte mich in den Schatten und las mein Stadionsuhrkamp, bis der Herr im neuen Trikot wiederkam. Auf der Rückfahrt gab’s ein Siegerbierchen, danach beendeten wir den Abend bei Spargel und Weißwein. (Und ich begann sinnlos zu cremen.)
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Ein kleiner Nicht-Tagebuch-Hinweis: Tanja Praske, die derzeit bei uns an der LMU einen Lehrauftrag für digitale Kunstgeschichte hat, stellte mir ein paar Fragen zu meinem Berufswechsel, zu Social Media und wie ich so über Bloggen denke. Bei Interesse bitte mal rüberklicken; ich habe recht lange über die vielen, spannenden Fragen nachgedacht.
Mir ist natürlich erst nach Abgabe meiner Antworten mein Standardsatz eingefallen zur Frage, was mir Bloggen bedeutet, daher hier ein kleiner Nachtrag: Bloggen ist für mich inzwischen so selbstverständlich, dass ich es überhaupt nicht mehr hinterfrage. Ich ahne, dass ich hier ewig weiter vor mich hinschreiben werde, einfach weil ich es schon so lange mache. Und weil ihr da draußen mitlest, wer immer ihr auch seid.