Was schön war, Donnerstag, 11. Mai 2017 – Angetippt
Wir erwachten gemeinsam, dösten viel zu lange rum, F. ging irgendwann, ich duschte gemütlich, frühstückte gemütlich, bloggte gemütlich und wollte mich endlich um kurz vor 10 ausgehfein machen, um ins ZI zu fahren, als ich, einer spontanen Eingebung folgend, meinen Kalender anklickte, um zu überprüfen, ob heute wirklich nichts war und ich den ganzen Tag im ZI sitzen könnte. Das war sehr clever, denn so sah ich, dass das zweite unserer drei Kolloquien heute war und nicht morgen, wie ich kleiner Schafkopf es mir falsch gemerkt hatte. Und auch nicht um 12, sondern um, genau, war ja klar, 10. Ich schaffte es, in dreizehn Minuten mir irgendwelche Klamotten überzuwerfen, meinen Rucksack fürs ZI zu packen, mein Fahrrad aus dem Keller zu zerren, zum Institut für Kunstgeschichte zu radeln, dort alles bis auf mein Notizbuch in ein Schließfach zu werfen und die drei Treppen zum Besprechungsraum in der Bibliothek hochzuhetzen.
Nur fünf Minuten zu spät bekam ich so noch fast das ganze Referat einer Kommilitonin mit, von der ich sogleich ein neues Wort lernte: Calligraffiti, also Graffiti in Schriftform. Tolles Thema. Eine weitere Dame befasst sich in ihrer Bachelorarbeit mit Swoon und geht eventuell noch auf weitere Frauen, die Street Art herstellen, ein, die ich auch alle nicht kannte. Sie nannte auf ihrem Handout zum Beispiel Hera, Miss Van, ELLE und Lady Aiko. Auch die beiden anderen Künstler, die jetzt eine BA-Arbeit kriegen, kannte ich nicht: Wilhelm Laage und Joel-Peter Witkin. Das waren zwei sehr spannende Stunden, in denen ich auch vom MUCA erfahren habe, das mir peinlicherweise kein Begriff war. Gleich mal vorbeigehen.
Danach radelte ich ins ZI und starrte meinen Rechner an. Seit ungefähr einer Woche würfele ich im Kopf erste Sätze durch die Gegend, die aber alle doof klingen. Vorgestern in der Stabi schrieb ich endlich mal einen auf und dann noch einen zweiten und fünf weitere, war mir aber beim Schreiben schon bewusst, dass das noch nicht der Anfang ist, den ich haben will. Abends sprach ich endlich mal mit F. über mein Kopfgewusel und dass ich mal wieder so viel Zeug habe, dass ich nicht weiß, mit welchem winzigen Detail ich anfangen soll. Der Mann stellte schlaue Fragen, ich hatte irgendwann die Glühbirne über dem Kopf und gestern saß ich dann im ZI, löschte den Anfang vom Mittwoch und schrieb einen neuen. Und dann schrieb ich einfach weiter, las noch ein paar uralte Kataloge von Kiefer, die ich noch nicht kannte, und machte um 16 Uhr Feierabend. Vor mir lagen vier schöne Seiten, die mich ganz hervorragend in die Untiefen meiner Masterarbeit schubsen. Puh. Endlich angetippt. Den Rest rocke ich jetzt runter.