Was schön war und mich komplett sprachlos machte, Samstag, 19. August 2017 – Random Acts of Kindness

Ich bekam am Freitag eine Mail, wie sie öfter bei mir landet: Jemand schreibt mir, wie gut ihm oder ihr mein Blog gefällt, was man davon mitgenommen hat in den letzten Jahren und dass man sich dafür einfach mal bedanken wollte. Derartige Mails freuen mich immer sehr und machen rote Bäckchen und ein dickes Lächeln. In dieser Mail wurde nun aber explizit Bezug auf meinen Blogeintrag genommen, in dem ich meine zweite Selbstbelohnung für das abgeschlossene Studium erwähnte – den geplanten Besuch im Tantris. Ob man mich dabei irgendwie unterstützen könne: „Paypal, Überweisung, Tantris-Gutschein :)“?

Das war neu. Normalerweise schicken mir Leute was vom Amazon-Wunschzettel, und auch darüber freue mich mich immer sehr. Dass mir jemand Geld schicken wollte, kannte ich persönlich noch nicht, obwohl ich natürlich weiß, dass andere Blogs sich so unterstützen lassen. Also verschickte ich gestern meinen Paypal-Link und versprach, das Geld nur ins Tantris und sonst nirgends hinzutragen.

Längerer Einschub: Ich denke ernsthaft seit gestern abend darüber nach, ob ich den Link hier verbloggen soll oder nicht. Es sieht jetzt gerade im Kontext dieses Eintrags ein bisschen danach aus, als ob ich meine Leser*innen dringend darauf hinweisen möchte, dass man mir natürlich neben netten Worten und Büchern auch cold hard cash schicken kann. Eigentlich will ich diesen Eindruck nicht vermitteln – deswegen ist dieses Blog auch nach 15 Jahren werbefrei bis auf die Amazon-Affiliate-Links, über deren Erträge meine Steuerberaterin vermutlich immer die Augen rollt. (Ja, ich gebe die in der Steuererklärung an. Ich sehe mich als Autorin, ich autoriere hier lustig vor mich hin und deshalb werden die winzigen Erträge dieses Blogs genauso angegeben wie alles, was durch Werbetexte oder andere schriftliche Aufträge reinkommt. Das war jetzt ein Einschub im Einschub, sorry.)

Zurück zum „eigentlich“: Eigentlich siehe oben, aber andererseits eben genau das Gegenteil. Meine Website wird von einem netten Menschen seit Monaten im Hintergrund umgebaut, weil ich allmählich nicht mehr möchte, dass mein Blog als erstes erscheint, wenn man meinen Namen googelt. Ich würde gerne zunächst als Kunsthistorikerin, Werbetexterin und Autorin sichtbar sein, bevor man liest, was ich gestern zum Abendbrot hatte und über was ich mich dieses Mal in der Einlasstraube der Allianz-Arena aufgeregt habe. Auf der neuen Startseite habe ich auch Links zu Paypal und Patreon vorgesehen, mit denen man meine Arbeit unterstützen kann. Denn trotz all dem persönlichen Vergnügen, den mir dieses Blog macht, ist es natürlich auch Arbeit. Arbeit, die ich freiwillig erledige und dazu auch noch bemerkenswert regelmäßig UND mit annähernd perfekter Rechtschreibung. (Mehr geht seit der Reform bei mir nicht mehr. „Annähernd“ ist meine Messlatte.) Andere Content-Produzierende (oder wie Casey Neistat so schön sagt: creators) machen das ähnlich, und daher fand ich diesen Weg für mich ebenfalls geeignet: Man muss mich nicht abonnieren, man kann weiterhin alles umsonst lesen, es wird weiterhin keine Bezahlschranke oder Werbung geben, aber wer mich anders unterstützen möchte als mit einem Buch, der kann das demnächst tun.

Deswegen lag der Paypal-Link hier griffbereit rum. Und damit zurück zur Mail vom Freitag:

Ich erwartete ehrlich gesagt irgendwas in der Höhe eines Buchs – und war deshalb mehr als erschrocken, erstaunt, fassungslos und ein bisschen überfordert, als mir Paypal eine Mail schickte mit der Summe, die mir gerade überwiesen worden war. Ich behalte den genauen Betrag mal für mich, aber er reicht inklusive Trinkgeld großzügig für das derzeit angebotene Gourmet-Menü im Tantris – das mit den besonderen Weinen, auf die ich so scharf bin. Ich ahne, dass auch die reguläre Weinbegleitung keine Plörre aus dem Tetrapak ist, aber ich freue mich fast mehr auf die Weine als auf das Essen. Das ist jetzt alles von einer Leserin finanziert worden, und ich bin auch einen Tag später immer noch sprachlos. Ich habe mich natürlich schon per Mail bedankt, aber ich mache das hier nochmal. Vielen Dank für dieses unglaubliche Geschenk, ich habe mich so sehr gefreut, dass ich nur noch hysterisch brabbelnde DMs an F. schicken und weinerliche Tweets absetzen konnte.

Den Tisch haben wir heute morgen reserviert. Wir werden wenige Tage, bevor mir die Master-Urkunde überreicht wird, fürstlich tafeln und trinken. Das ist fast auf die Woche genau fünf Jahre, nachdem ich meine erste Vorlesung an der LMU hatte.