Links von Mittwoch, 27. September 2017
Die Kaltmamsell half, wie ich auch, am Sonntag bei der Wahl als stellvertretende Schriftführerin mit. Zum ersten Mal wurden dafür in München Computer eingesetzt – nicht zum Wählen, sondern um uns die Auszählung zu erleichtern und den Wahltag zu dokumentieren, was bisher nur auf Papier stattfand. Wir hatten zusätzlich noch alles in Papierform da, also die Ergebnismeldung oder das Blatt für besondere Vorkommnisse. Das war auch das einzige Mal, bei dem meine Schriftführerin und ich ein bisschen über die Menüführung die Stirn runzelten, ansonsten lief bei uns alles problemlos. Bei der Kaltmamsell lief der Tag so:
„Der Wahlvorsteher hat mich für die Frühschicht eingeteilt, um halb acht morgens gehe ich mit ihm und einer Beisitzerin in das Gymnasium, in dem das von uns betreute Wahllokal liegt. Wie in der Schulung angekündigt, steht in dem dafür vorgesehenen Klassenzimmer ein großer schwarzer Koffer mit dem Computer (neben der gelben Wahlurne in Mülltonnenform, die alles sonstige Material für unseren Einsatz enthält). Nachdem wir das Klassenzimmer wahlgeeignet geräumt und auf den Gängen ausgeschildert haben, machen wir den Computer startklar. Wir legen den Koffer auf einen Tisch und nehmen den Deckel ab. Darunter werden ein Laptop und dahinter ein kleiner Drucker sichtbar. Der Laptop ist auf einem Zwischenboden befestigt, unter dem Kabel und Mouse liegen.
Der Laptop ist vorschriftsgerecht mit einem Siegel verschlossen, das wir brechen. Wir starten das Notebook und loggen uns ein. Die Erfassung des Wahltags in einer Browser-basierten Software ist das einzige Programm, das uns zur Verfügung steht. Das System weiß bereits, wer in diesem Wahllokal zur Wahlhilfe eingeteilt ist: Zur Eingabe der Anwesenheiten muss der Wahlvorsteher nur noch die Namen anklicken und speichern. Er bestätigt ebenfalls per Klick die Versiegelung der Wahlurne, trägt die Anzahl der Wahlkabinen und Nebenräume ein, bestätigt, dass ihm keine Nachrichten über ungültige Wahlscheine vorliegen.
Um 8 Uhr öffnet der Wahlvorsteher das Wahllokal und trägt auch das in eine Computermaske ein. Ab jetzt bis zum Schließen des Wahllokals um 18 Uhr brauchen wir den Rechner nur für zwei Handgriffe: Klick auf den Wählerzähler (das macht der Wahlvorsteher jedesmal, wenn ich die Übereinstimmung eines Wahlwilligen mit dem Wählerverzeichnis bestätige und im Wählerverzeichnis einen Haken male) und Eintrag von Veränderung in der Besetzung der Wahlhelfer. Es gibt zudem noch eine Maske, in der besondere Vorfälle eingetragen werden können, doch die ereignen sich nicht.“
Der Hausmeister der Schule, in der unser Wahllokal lag, war anscheinend etwas proaktiver. Bei uns waren die fünf Wahlkabinen bereits aufgebaut – dreiteilige Wände, die einen Schirm ergaben – und auch schon beschriftet: „Wahlkabine. Bitte nur einzeln eintreten“. Die Urnentonne stand brav versiegelt neben dem Lehrerpult, darauf lag schon der Koffer, in dem sich Laptop und Drucker plus Zubehör befanden. Wir hatten keine Maus, vermissten sie aber auch nicht. Ich persönlich fand es, vermutlich beknackt, aber egal, schon ein bisschen aufregend, das Siegel brechen zu dürfen.
(Nebenbei: Den Witz „Meine Stimme ist für die Tonne“ habe ich mindestens zehn Mal gehört. Ich erinnerte mich an meine Zeiten im Kino, als die Leute beim Einlass auch gerne den Satz „Jetzt hast du meine Karte kaputtgemacht, brauch ich ne neue?“ lustig fanden. Nochmal nebenbei: Ich finde es auch doof, dass die heilige Wahlurne eine Mülltonne ist.)
Zurück zum Computer: Bei uns war es die Maske mit den besonderen Vorkommnissen, die nicht ganz so clever geschrieben war. Das Programm führte einen idiotensicher von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt, aber bei diesem einen Screen sehe ich Verbesserungsbedarf. Auf der Seite konnte man einmal anklicken, ob es während der Wahl und ein zweites Mal, ob es während des Auszählungsvorgangs besondere Vorkommnisse gegeben habe. Dieser Screen tauchte aber direkt nach dem Ende der Wahlhandlung auf, also noch bevor wir mit dem Auszählen begonnen hatten. Wir klickten brav an, dass der Wahlvorgang ereignislos vor sich gegangen war, ignorierten das zweite Kästchen und wollten auf die übliche Schaltfläche „Speichern und weiter“ klicken. Danach tat sich minutenlang nichts und das System zeigte auch nicht an, ob es irgendwie aktiv war. Wir konnten aber auch nirgends anders auf „Weiter“ klicken. Also halfen bei erstmal beim Stimmzettelsortieren bzw. zählten die abgehakten Wähler*innen im Wählerverzeichnis. Als wir damit fertig waren, sahen wir den nächsten Screen, ohne dass wir noch etwas gemacht hatten.
Als wir nach dem Auszählen dann die Schnellmeldung senden und drucken wollten, tauchte ein Warnhinweis auf, dass wir noch nicht angeklickt hätten, dass auch der Auszählungsvorgang problemlos war. Wir mussten uns noch einmal komplett durch alle Screens nach 18 Uhr klicken (aber ohne neue Angaben zu machen), um auch das zweite Häkchen setzen zu können. Dieses Mal dauerte es dann nur wenige Augenblicke, als wir nach „Speichern und Weiter“ auch wirklich weitermachen konnten. Wir sendeten und druckten unser Endergebnis und begannen mit dem Aufräumen. Die Wahlkabinen hatte der Hausmeister schon wenige Minuten nach 18 Uhr abgebaut und weggeräumt.
—
Hinter den Kulissen eines Fußballspiels
Ich ahne nach der Lektüre dieses Blogartikels im Fotoblog kwerfeldein, dass die schraddeligen Eigenschaften des Augsburger Stadions, die ich so charmant finde, für die Presseleute genau das Gegenteil sind. Ich ahne auch, dass es in der Allianz-Arena vielleicht ein bisschen hochwertiger zugeht. Und ich weiß nun auch, dass die Reporter*innen genauso frieren wie wir Zuschauer*innen. Ich hätte gedacht, dass die Leute, die zum Arbeiten da sind, etwas mehr Komfort haben als wir, die wir uns notfalls in Decken kuscheln können.
In der sehr stimmungsvollen Bebilderung des Artikels sieht man übrigens auch die unverkleidete Arena, die ich so mag. Mochte.
„Am Presseeingang angekommen, mussten wir eine Fan-ähnliche Kontrolle über uns ergehen lassen. Seit den terroristischen Anschlägen in Paris sind auch in Augsburg die Sicherheitskontrollen verschärft worden, was bedeutet, dass neben einer kurzen Leibesvisitation sogar unser komplettes Equipment kontrolliert wurde. Direkt nach den Vorkommnissen in Paris musste das Equipment sogar auf Funktionsfähigkeit vorgeführt werden. Man merkte wohl aber schnell, dass dies teils abstruse Auswüchse annahm und so wurde die Einlasssituation doch wieder etwas entspannt und beschleunigt.
Um 19:05 Uhr verließen wir den Aufzug im 3. Stock der Arena, die Pressetribüne war erreicht. Gelassenes Gewusel an etwa der Hälfte der vorhandenen Presseplätze. Hier mal ein freudiges „Servus“, dort mal ein emotionsloses „Grias di“. Es war ziemlich unaufgeregt da oben. 20 Minuten später waren unsere Plätze eingerichtet: Rechts Toms Platz mit Mikro, Notizbuch, Schreibutensilien und einem kleinformatigen Sendegerät, links mein Platz, ähnliches Setup, nur fotospezifisch. […]
Eine Stunde vor Spielbeginn ist nun noch genug Zeit, um das verheißungsvolle Catering zu probieren. Mit dem Aufzug geht es drei Stockwerke nach unten und über triste Flure gelangen wir in den dann doch nicht so tollen Presse-Verpflegungsbereich. Auf gefühlt 20 m² Raumgröße kommen ca. 40 Medienvertreter*innen, die sich mit erfahrungsgeprägter Miene über zwei Würstchenwarmhaltebehälter lehnen, um sich ihre wohl millionste Wurst auf den Pappteller zu legen. Noch ein wenig Tütensenf und leicht angetrocknetes Brot dazu, fertig ist das in Gänze überhaupt nicht hochwertige Pressemitarbeiter*innenessen.“
(via @sowieso)
—
Museums in the digital age: insights from the Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Ein Gespräch der Europeana Foundation mit dem oben genannten Museum, warum es seine Sammlung nach und nach online verfügbar macht und was man so davon hat. Eigentlich ist nach dem ersten Absatz auch alles gesagt:
„We believe that the collection of the MKG belongs to all of us. The museum was founded in the 19th century to share examples of human creativity and related knowledge with as many people as possible. One of the main aspects was to let the collections be a source of inspiration for new creations. In the digital sphere, we want to make it as easy as possible for everyone to reuse digital images of works of art that are already in the public domain.“
Ich fand es noch interessant zu sehen, was daraus werden kann, wenn man Dinge der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt:
„One example is the Zeitblick-App that was created during the Coding da Vinci Nord Hackathon in 2016. Users take a selfie and the app shows them a matching portrait from MKG’s historical photography collection. They then get additional information about their historical self and get to know the collection in a playful way that doesn’t require any previous knowledge.“
—
Ich folge Gemma Correll auf Instagram und bin sehr verliebt in die introvertierte Arielle. Hier gibt’s das Lied mit dem richtigen Songtext. (Und hier das beste Lied aus dem Film. Ursula FTW!)