Was schön war, die vergangene Woche
Am Kranksein ist quasi nichts schön, aber wenn man zwischendurch mal Luft kriegt und nicht gerade das Haus zusammenhustet, kommt doch ein bisschen was zusammen, was nett war an der Woche im Bett. Die vermutlich auch noch nicht ganz rum ist, wenn ich mir angucke, wie wackelig mein Kreislauf immer noch ist.
– jemanden zu haben, der einen bepuschelt. Nicht den ganzen Tag – wenn ich krank bin, will ich alleine leiden –, aber so punktuell, hier mal eine SMS, da ein „Brauchst du was? Ich bring’s vorbei“. Ich habe ein Buch geschenkt bekommen zur Sammlungspräsentation des 19. Jahrhunderts im Lenbachhaus, das ich mir gerne kaufen wollte, Süßigkeiten in fast schon zu üppigen Gebindegrößen (aber eben nur fast) und ich hatte einen Obst-Lieferservice, der Freitag abend auch eine Pizza frisch vom Italiener mitbrachte, als ich vom gesunden Essen und Tee die Nase voll hatte und irgendwas Fertiges mit viel Öl und Salz haben wollte.
– meine Früchteteepackung ist ausgetrunken. Endlich. Ich habe mich gestern am Samstag mal wieder vor die Tür getraut und selbst eingekauft (danach hätte ich gleich wieder duschen können, so sehr hat das angestrengt) und mir einen würdigen Nachfolger an „Teesorten, die ich nur aus Verzweiflung trinke“ zugelegt: Rooibos Vanille. Hatte ich gefühlt mit 14 das letzte Mal. Schmeckt überraschend okay.
– nicht schön: Ich habe in dieser Saison das erste Heimspiel vom FC Augsburg verpasst; den Fußweg von der Tram bis ins Stadion hätte ich nicht geschafft, Rumsitzen und Gucken vermutlich schon. Immerhin konnte ich das Spiel im Bett sehen – und F. schickte mir ein Bild des Kid’s Club, der vor jedem Spiel seine Runde dreht, und ich konnte von unter der Decke heraus winken.
– ich habe kaum etwas von Twitter mitgekriegt, weil ich kaum online war. Wenn, habe ich die letzten 40 Tweets gelesen, Sinnvolles retweetet und bin wieder schlafen (oder husten) gegangen. Das hat sich sehr entschleunigt angefühlt.
– ich bin kurz davor, Instagram zu knicken, weil es mich irre macht, sechs Tage alte Bilder zwischen solchen angezeigt zu bekommen, die zwei Stunden alt sind. Andererseits habe ich es durch beharrliches Wegklicken fast geschafft, keine vermutlich schlicht auf „weibliche Konsumentin“ hingedengelte Klamotten- und Kosmetikwerbung mehr im Stream zu haben. Sollte die Mühe umsonst gewesen sein?
– ich habe das Buch von Hillary Clinton fast durch, weil ich ja nichts machen konnte außer husten, Obst oder Pizza essen und schlafen (wovon mich der Husten immerhin nur eine Nacht fast komplett abgehalten hat). Ich habe außerdem endlich alle Staffeln von BoJack Horseman durchgeguckt, nachdem ich vor längerer Zeit in der ersten hängengeblieben war. Die ist dann auch mit Abstand die blödeste, danach wird es richtig gut. Und ich musste natürlich immer ans Lenbachhaus denken, sobald BoJack durch seine Haustür ging, denn direkt daneben hängt Franz Marcs Blaues Pferd, das in Wirklichkeit hier in München ist.
– F. hat ein Buch für mich aus der Stabi abgeholt, weil ich es nicht ertragen kann, wenn ich bestellte Bücher nicht abhole und sie sinnlos wieder durch die Stadt gekarrt werden. Andererseits konnte er leider die im ZI für mich bestellten Bücher nicht abholen, denn da kommt er nicht rein; die muss ich also noch mal bestellen. Aber Stabi ging. Der Mann war noch nie dort und so überreichte ich ihm mit vermutlich fiebrig-irren Augen meinen heiligen Bibliotheksausweis und erklärte im salbungsvollen Ton, wo er mein Buch findet. Er scheint diesen Initiationsritus sehr unbewegt weggesteckt zu haben, während ich mutterstolz rumwimmerte, ach, noch einmal zum ersten Mal in die Stabi gehen zu können! Wie herrlich! („Die Regale sind gar nicht so hoch wie ich dachte.“ „ICH GEB DIR GLEICH HOHE REGALE BELEIDIGE MEINE BIBLIOTHEKEN NICHT!“)