Tagebuch, Montag, 20. November 2017 – Shopping
Die FAZ war wieder rechtzeitig da, wo-hoo! Netterweise brachte F. sie mir an die Wohnungstür und ich konnte von schwierigen Verhandlungen lesen, obwohl ich vorher auf dem iPhone natürlich schon mitbekommen hatte, dass eben diese Verhandlungen bereits gescheitert waren. Okay, Internet, gestern hast du gewonnen. Aber ich freute mich den ganzen Tag auf die Zeitung von heute, in der ich ausführliche – und ruhige – Analysen erwarte. Ich habe mir inzwischen die Namen der Berlin-Korrespondenten der FAZ gemerkt und finde das etwas seltsam. Andererseits weiß ich auch, wen ich im Feuilleton gerne lese und wessen Artikel ich von vornherein argwöhnisch umschleiche.
—
Als Tagesordnungspunkt 1 hatte ich mir das Entkalken der Nespresso-Maschine vorgenommen. Obwohl ich seit Monaten frische Kaffeebohnen mahle und sie in der French Press zubereite, finde ich es manchmal morgens doch recht nett, einen Cappuccino zu trinken, der in 30 Sekunden vor mir steht. Mein Maschinchen zickte in den letzten Wochen etwas, gab mir gefühlt weniger Kaffee als früher und es dauerte ewig. Das Münchner Leitungswasser schmeckt hervorragend, ich trinke täglich einen Liter davon, aber es ist so irre kalkhaltig, dass man seine Geräte wie Wasserkocher etc. wirklich regelmäßig entkalken muss. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben nicht so oft Zeug entkalkt wie hier in den letzten fünf Jahren.
Ich füllte also extrem vorsichtig den Entkalker in den Wassertank der Maschine, wusch mir zehnmal danach die Hände, weil ich Warnhinweise wie „ätzend“, „bloß nicht in die Augen kriegen“ und ähnliches sehr ernst nehme, schaltete die Maschine an und ging nach nebenan, um irgendwas zu machen. Als ich wenige Minuten später wieder in die Küche kam, stand die komplette Ecke meiner Kaffeemaschine unter Wasser bzw. Entkalkungsflüssigkeit, während im Behälter, in dem sie eigentlich hätte landen sollen, nur ein paar Tropfen angekommen waren. Ich fluchte, putzte die Ecke, putzte Zuckerdose, Sirupflasche, Wasserkocher und Milchaufschäumer, die alle von unten nass waren, wusch mir zehnmal die Hände, entsorgte den Putzschwamm, warf das Handtuch, das ich zum Nachtrocknen genommen hatte, in den Wäschekorb (aka meine Waschmaschinentrommel), füllte die nächste Packung Entkalker ein und blieb dieses Mal neben der Maschine stehen.
Sobald ich sie anschaltete, floss das Zeug wieder überall hin, nur nicht dahin, wohin es sollte. Ich entsorgte das Gift, putzte die Ecke (dieses Mal mit schlimmen Einwegtüchern), wusch mir zehnmal die Hände, füllte den Tank mit Wasser, hielt das Maschinchen über meine Spüle und schaltete sie an. Dieses Mal lief wenigstens alles gleich in den Abfluss, aber ich hatte das Gefühl, ein leckes Sieb in der Hand zu halten. Aus mindestens drei Eckchen strömte Wasser ins Innere der Maschine und ich beschloss spontan und sehr nörgelig, eine neue Kaffeemaschine zu kaufen.
Wenn ich eh schon zum Karstadt um die Ecke gehe, kann ich auch gleich in der Lebensmittelabteilung was Nettes mitnehmen. Die ist nämlich meine erste Anlaufstelle für De-Cecco-Nudeln, meine Lieblingssorte, sowie Pastrami. Außerdem gibt’s dort Ben & Jerry’s Peanut Butter Cup. Und weil mir neulich der Irish Coffee selbst mit schottischem Whisky gut geschmeckt hatte, nahm ich eine Flasche Irish Whiskey mit, um das ganze nochmal stilvoll zu basteln. Der Bäcker im Haus hatte auch mein liebstes Weißbrot, und so war ich dann doch besser gelaunt als ich dachte, als ich zuhause die neue Maschine (die gleiche wie vorher) aufbaute und mir erstmal ein schönes Brot mit Pastrami und Dijonnaise gönnte. (Ich weiß immer noch nicht, ob diese Dijonnaise eine Ausgeburt des Teufels oder ein Geschenk des Himmels ist, aber sie ist irre lecker.)
—
Eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Wahl Trumps, die deplorables auch endlich mal deplorables nennt.
„“There’s very little evidence of Trump being openly racist or sexist,” Colvin insisted. “It wasn’t until he started running for president that all these stories started coming out. I don’t believe it, I’ve done the research.”
The plain meaning of Trumpism exists in tandem with denials of its implications; supporters and opponents alike understand that the president’s policies and rhetoric target religious and ethnic minorities, and behave accordingly. But both supporters and opponents usually stop short of calling these policies racist. It is as if there were a pothole in the middle of the street that every driver studiously avoided, but that most insisted did not exist even as they swerved around it. […]
In other words, the relevant factor in support for Trump among white voters was not education, or even income, but the ideological frame with which they understood their challenges and misfortunes. It is also why voters of color—who suffered a genuine economic calamity in the decade before Trump’s election—were almost entirely immune to those same appeals. […]
Overall, poor and working-class Americans did not support Trump; it was white Americans on all levels of the income spectrum who secured his victory. Clinton was only competitive with Trump among white people making more than $100,000, but the fact that each of their share of the vote was near-identical drives the point home: Economic suffering alone does not explain the rise of Trump. Nor does the Calamity Thesis explain why comparably situated black Americans, who are considerably more vulnerable than their white counterparts, remained so immune to Trump’s appeal. The answer cannot be that black Americans were suffering less than the white working class or the poor, but that Trump’s solutions did not appeal to people of color because they were premised on a national vision that excluded them as full citizens.
When you look at Trump’s strength among white Americans of all income categories, but his weakness among Americans struggling with poverty, the story of Trump looks less like a story of working-class revolt than a story of white backlash. And the stories of struggling white Trump supporters look less like the whole truth than a convenient narrative—one that obscures the racist nature of that backlash, instead casting it as a rebellion against an unfeeling establishment that somehow includes working-class and poor people who happen not to be white. […]
Birtherism is rightly remembered as a racist conspiracy theory, born of an inability to accept the legitimacy of the first black president. But it is more than that, and the insistence that it was a fringe belief undersells the fact that it is one of the most important political developments of the past decade.
Birtherism is a synthesis of the prejudice toward blacks, immigrants, and Muslims that swelled on the right during the Obama era: Obama was not merely black but also a foreigner, not just black and foreign but also a secret Muslim. Birtherism was not simply racism, but nationalism—a statement of values and a defining of who belongs in America. By embracing the conspiracy theory of Obama’s faith and foreign birth, Trump was also endorsing a definition of being American that excluded the first black president. Birtherism, and then Trumpism, united all three rising strains of prejudice on the right in opposition to the man who had become the sum of their fears.
In this sense only, the Calamity Thesis is correct. The great cataclysm in white America that led to Donald Trump was the election of Barack Obama.
History has a way of altering villains so that we can no longer see ourselves in them.“