Was schön war, Dienstag, 28. November 2017 – After-Work-Konzert

Sätze, die ich schon immer sagen wollte: „Ich kenn die Querflöte.“ Heißt in diesem Fall: Ich kenne die Dame, die bei den Münchner Symphonikern die erste Querflöte spielt, und zwar von unserem guten alten Fußballstammtisch. (Die Dame ist Stuttgart-Fan, aber das lasse ich ihr durchgehen.) Auf jeden Fall fragte eben diese Dame vor ein paar Tagen, ob ich Lust auf ein After-Work-Konzert hätte, es gebe Musik aus den 1920er Jahren und ein paar Geschichten drumherum, und viel kosten täte es auch nicht. Alles gute Argumente. Und so saß ich gestern in charmanter Begleitung (und mit noch drei weiteren Fußballfans) im Technikum und lauschte und guckte und trank Weißwein, den man netterweise mit in den Saal nehmen konnte.

Das erste Stück war dann auch gleich „die Querflöte“, ein bisschen seltsam platziert auf der Empore hinter dem Publikum, aber egal. Syrinx für Flöte solo von Debussy hat mir gut gefallen, auf Spotify scheint es mir etwas schneller gespielt zu sein als das, was ich gestern hörte.

Dann erzählte die Intendantin der Münchner Symphoniker etwas über Debussy und Ravel, von dem das nächste Stück war. Ich habe mir immerhin gemerkt, dass die beiden sich eigentlich mochten, es dann aber doofe Gerüchte gab (FAKE NEWS! SAD!) und die beleidigten Leberwürste danach nie wieder miteinander gesprochen haben. (Jungs.) Die zeitgenössische Kritik fand die Sonate für Violine und Cello eher so meh und sprach von einem Massaker; heute wird es eher als poetisch wahrgenommen. Ich konnte, ehrlich gesagt, beide Meinungen nachvollziehen. Mir gefiel es sehr gut, aber bei dem ganzen Pizzicato und den Wurfbögen im vierten Satz musste ich an Psycho denken und damit eben auch an ein Massaker. (Ich hoffe, der Begriff „Wurfbogen“ stimmt, meine Geigenspielzeit ist über 20 Jahre her.) Wir hörten den ersten Satz, Allegro, und den vierten, Vif.

Das dritte Stück war das Trio für Flöte, Bratsche und Cello op. 40 von Albert Roussel. Von dem Mann hatte ich noch nie gehört, aber das werde ich jetzt nachholen. Auch dieses Stück gefiel mir sehr gut, aber am schönsten für mich war der Gesichtsausdruck der Cellistin, die so wunderbar konzentriert aussah, dass ich mehr schmachtete als zuhörte. Von den Geschichten zwischendurch habe ich mir gemerkt, dass Roussel Lehrer von unter anderem Erik Satie und Edgard Varèse war, der als Pionier der elektronischen Musik gilt.

Die zweite Hälfte des Konzerts fand ich dann nicht mehr ganz so spannend, die drei Stücke klangen für mich eindeutig gefälliger und die Zwischeninfos immer mehr nach „Was sagt denn die Wikipedia zu den 1920er Jahren?“ Wir hörten den Danse von Debussy, bearbeitet von Ravel, das ging anscheinend noch, die Pastorale d’été von Arthur Honegger, bei der sämtliche Sissi-Filme vor meinem inneren Auge durchliefen, und zum Schluss das nicht enden wollende Le bÅ“uf sur le toit von Darius Milhaud. Dabei unterhielt mich immerhin die Bratschistin, die ich schon im Trio im ersten Teil gehört hatte, denn immer wenn das schnelle, gut gelaunte Thema anklang, lächelte sie. Ich weiß nicht, ob da in den Proben was Lustiges passiert ist oder sie sich, wie ich, einfach immer wieder über dieses Thema freute, aber ich fand das sehr nett, ihr beim Lächeln zuzusehen.

Nach dem Konzert gab’s noch ein Bierchen und dann fiel ich sehr musikgesättigt ins Bett. Memo to me: öfter in Konzerte gehen.