Was schön war, Montag/Dienstag, 5./6. Februar 2018 – Cleverle
Am Samstag nachmittag entdeckte ich nölig, dass mein Staubsauger seinen Geist aufgegeben hatte. Bzw. nicht der Staubsauger, aber ein winziges Plastiknupsi, das den Staubsaugerbeutel in Position hielt; das war anscheinend irgendwann abgebrochen, was ich daran merkte, dass der Sauger eben nicht mehr saugte – oder nicht mehr in den Beutel. Ich dachte noch über wilde Konstruktionen aus Zahnstochern und Superkleber nach, entschied mich dann aber, den Staubsauger zu verklappen (aka bis zum nächsten Umzug in den Keller zu stellen) und Montag einen neuen zu kaufen. Das tat ich dann auch, aber das war noch nicht das, was schön war. Was schön war, war die clevere Verpackung.
Ich bat an der Kasse um einen Tragegriff oder irgendwas ähnliches, um den Karton möglichst schmerzfrei zum Bus und von da nach Hause transportieren zu können. Die freundliche Dame an der Karstadt-Kasse meinte, nein, einen Tragegriff habe sie nicht, aber … und dann stieß sie ein Pappteil des Kartons ins Innere desselben … „wenn Sie dieses Pappteil entfernen, können Sie in den Karton greifen und haben den Staubsaugergriff in der Hand.“ Und genauso war es, und weil der Staubsauger im Karton quasi so stand wie er in Benutzung auf dem Fußboden steht, war der Griff am unteren Ende des Kartons, genau wie die nun entstandene Lücke. Das heißt, ich konnte den Karton fast wie eine Einkaufstasche direkt am Bein tragen, er stand nicht blöd ab oder nervte beim Gehen. Und da ich einen gerade sechs Kilo leichten Sauger erstanden hatte (aus Gründen), war das wirklich ein angenehmer Transport. Ãœber diese schlaue Designidee – und die kenntnisreiche Karstadt-Verkäuferin – habe ich mich den ganzen Tag gefreut.
—
Ebenfalls am Wochenende bemerkte ich, dass inzwischen nicht nur der Wannenabfluss, sondern auch der in der Küchenspüle das Wasser nur noch seeehr langsam wegschaffte. Ich schüttete böses Pulver in die Abflüsse, ließ es einwirken, spülte nach – keine Veränderung. Dann schraubte ich den Küchensyphon ab, stellte mich auf widerliche Gerüche und Fettbrocken ein, aber das Ding war bis auf normale Gebrauchsspuren völlig in Ordnung. Ich entdeckte im weiteren Verlauf des Rohres, dass es nur locker in die Wand lief und nicht wirklich irgendwo fest verschraubt war, was mich etwas irritierte. Ich ließ das Rohr daher lieber weitestgehend in Ruhe und wollte am Montag die Hausverwaltung dazu anrufen. Anscheinend haben aber diese drei winzigen Handgriffe (Pulver, sauberen Syphon abschrauben, kurz mal am Rohr wackeln) schon irgendwas bewirkt – oder meine Heinzelmännchen waren da, mit denen ich mir immer die Welt erkläre, wenn ich sie nicht verstehe –, jedenfalls lief das Wasser Montag morgen in beiden Abflüssen schnell und einwandfrei ab. Ja gut.
—
Vielleicht hat aber auch jemand anders im Haus oder die Verwaltung irgendwie vorbereitend gezaubert, denn wir hatten gestern eine Trinkwasserprobe. Dazu kam ein freundlicher Herr mit Messbecher und Gerätschaften in die Wohnungen in den oberen Stockwerken, also auch in meine. Was ich bei Handwerkern noch nie gesehen hatte: Er zog sich im Treppenhaus die Straßenschuhe aus und betrat die einzelnen Wohnungen dann in mitgebrachten Hausschuhen. Sehr freundlich.
Wenn ich weiß, dass Strom- oder Wasserzählerableser oder Rauchmelderkontrollierer (das macht hier in meinem Viertel netterweise jemand alles auf einmal) vorbeikommen, rolle ich eh meine wenigen Teppiche an die Wand, und ob auf dem Holz-, Linoleum- oder Fliesenboden jemand Straßenschuhe trägt, ist mir wurscht. Ich persönlich mag es überhaupt nicht, wenn ich in anderer Leute Wohnungen die Schuhe ausziehen muss, aber ich kann das verstehen. Das hängt bei mir einfach damit zusammen, dass ich Schwierigkeiten damit habe, mal eben so in Schuhe zu schlüpfen und daher immer im Vorfeld überlegen muss: Kann ich mich da hinsetzen, um meinen Fuß festzuhalten, wenn ich ihm den rechten Schuh überstreife, denn im Stehen geht das nicht? Haben die Leute Schuhlöffel? (Den haben die wenigsten, wie ich inzwischen weiß.) Muss ich meinen mitbringen? (Mache ich meistens.) Das alles erledigt sich, wenn ich meine Schuhe einfach anbehalten darf. Aber wie gesagt, ich kann es nachvollziehen, dass man die Gäste darum bittet, sie auszuziehen. Ich selbst laufe hier ja auch auf Socken oder barfuß herum.
—
Am Montagabend den sehr fertig aussehenden F. besucht, der sich die Nacht beim Superbowl 52 um die Ohren geschlagen hatte. Immerhin hatte das Team gewonnen, von dem er seit, soweit ich weiß, fast 20 Jahren Fan ist, weswegen er kaum Stimme hatte, weil er nachts und morgens so brüllen musste. Wir tranken ein Glas Siegesprosecco zusammen und hatten mal wieder ein bisschen Zeit füreinander, ich fühlte mich aber dann doch wieder irgendwie kränklich und ging lieber zum Früh-Schlafen nach Hause.
Überhaupt schlafe ich gerade wieder früh ein und dann fest durch, was ich sehr genieße. Was so eine normale 40-Stunden-Woche nach fünf Jahren Studium halt mit einem macht.
—
Gestern ging ich nach einem ebensolchen normalen Arbeitstag im Home Office noch in die Uni-Bibliothek. Ich musste sowieso zur Ausleihe, um ein Buch abzuholen, eine Fernleihe war aber nur im Lesesaal für mich verfügbar. Eigentlich dachte ich, ich sei nach acht Stunden Rumtexten hirntot, aber sobald ich das Buch in den Händen hatte und auf meinem Platz saß, war die Lust am Lesen und an der Wissenschaft wieder da. Ich las, betrachtete Bilder, notierte Dinge in meinem Stoffsammlungs-Dokument und fühlte mich rundum wohl, obwohl ich den Lesesaal der Uni-Bibliothek am allerwenigsten von allen Lesesälen mag. Das Buch war recht kurz, weswegen ich schon nach anderthalb Stunden fertig war.
Vielleicht geht das doch, dieses gefühlt bröckchenweise Lesen und Lernen anstatt meiner gewohnten Fünf- bis Sechsstundenklötze, in denen ich alles lese, was nicht vor mir weglaufen kann und wonach ich immer das Gefühl habe, ALLES zu wissen. Oder noch viel mehr Fragen zu haben als vorher. Vielleicht wird die Diss sich auch im Lese- und Schreibprozess anders anfühlen als meine bisherigen Arbeiten. Wir werden sehen.
—
Auf dem Nachhauseweg im Bus sah ich in die Wohnungen am Rand der Straße. In einer stand ein beleuchteter Globus, und ich musste daran denken, dass ich auch mal so einen hatte, sogar mit einer kleinen Sonne, die über die Welt wanderte. Das einzigartige, hellblauweiße Licht des Globus fand ich schon als Kind schön, und der gestrige sah auch sehr heimelig aus. Vielleicht besorge ich mir so ein Ding mal wieder, einfach weil das Licht so schön ist.