Tagebuch, Freitag, 23. Februar 2018 – Tippeditipp
Das da oben ist ein winziger Ausschnitt eines Katalogaufrisses, also einer Seitenabfolge, auf der die Themen farblich unterschiedlich markiert sind, die in einer zu schreibenden Broschüre abgehandelt werden sollen. Obwohl ich seit Anfang Januar auf diversen Langstrecken rumtexte, war das gestern der erste Aufriss seit über fünf Jahren, auf dem ich rumgemalt habe, um mir selbst über Dinge klarzuwerden. Das war schön.
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Außerdem kamen gestern meine bestellten Noise-Cancelling-Kopfhörer an. Ich dachte sehr lange Zeit, dass ich sowas nicht brauche, dass ich damit umgehen kann, wenn um mich herum geredet wird, aber anscheinend werde ich alt und wunderlich. Nach zwei meiner letzten Flüge saß ich in der S-Bahn vom Flughafen inmitten von schnatternden Menschen und war irrwitzig genervt. In der Bahn bin ich eh immer schlecht gelaunt, weil es je-des-mal 45 Minuten sind, bevor ich ansatzweise zuhause bin; meist brauche ich über eine Stunde, wo ich in Hamburg nach 15 Minuten mit einem bezahlbaren Taxi an der Wohnungstür ankam. Gut, das war ein anderes Leben, jetzt bin ich in München und da sitzt man eben ewig in der S-Bahn. Ich glaube, das ist ein Ausgleich dafür, dass im Stadtgebiet selbst alle Fahrten für mich nie länger als gefühlt acht Minuten dauern, weil die Stadt so klein ist.
Auf diesen zwei erwähnten Fahrten ging mir alles auf die Nerven, und so laut konnte ich meine Musik gar nicht aufdrehen, um die Leute um mich herum nicht mehr zu hören. Also bat ich meine schlaue Twitter-Timeline um Tipps; wer will, kann alle noch mal hier nachlesen. Für mich kamen nur In-Ear-Kopfhörer in Frage, weil ich nicht mit den großen Klopsen von anderen Kopfhörern rumlaufen will. Bisher hatte ich nur die üblichen Apple-Dinger, daher ist das meine einzige Referenz zum Vergleich. Ich entschied mich für die Bose QuietComfort 20; nochmal danke an @neubauer_maria für den Tipp. Gelernt: bei Akustikfragen immer auf Musikerinnen hören.
Gestern probierte ich die Kopfhörer schon mal in der Wohnung aus und merkte recht schnell, warum die In-Ears funktionieren, noch ehe man das Noise Cancelling aktiviert (das kann man auch abschalten): Die Dinger sitzen wie Ohropax in den Ohrmuscheln und dämpfen daher von vornherein alles. Das heißt auch, dass man sich selber deutlicher hört, jedenfalls geht mir das so, auch mit Ohropax. Ich höre mein Atmen lauter als sonst oder mein Schlucken. Das höre ich allerdings nicht mehr, sobald die Musik an ist, die man übrigens weitaus weniger laut aufdrehen muss als gewohnt.
Heute ging ich dann das erste Mal mit den Schnuckis vor die Tür. Es ist ungewohnt, nicht mehr das leichte weiße Kabel an sich im Blick zu haben, sondern ein schwarzblaues, das unten, kurz vor dem iPhone, auch noch das Noise-Cancelling-Element an sich trägt. Netterweise gehört zu den Kopfhören eine kleine Klammer, mit der man sich die Dinger an die Jacke klemmen kann, so dass die Kopfhörer nicht immer nach unten gezogen werden, denn ein winziges bisschen Gewicht hängt eben doch an ihnen. Oben ist die von Apple gewohnte Schaltung angebracht, also dieses Ding, mit dem man Songs stoppen oder vorskippen bzw. die Lautstärke regeln kann.
Ich habe das Noise Cancelling zum ersten Mal auf dem U-Bahn-Bahnsteig aktiviert, der nicht irre voll war, aber schon da war es ein deutlich spürbarer Unterschied. Sämtliches Grundrauschen, das die Stadt so mitbringt, war auf einmal fast weg. Ich hörte noch ganz leise Stimmen von Menschen, konnte sie aber nicht mehr verstehen, und sobald ich die Musik ein kleines bisschen lauter drehte, waren auch sie verschwunden. Die einfahrende U-Bahn bemerkte ich am Wind und nicht am Geräusch, was ein bisschen unheimlich war. Die Dinger schirmen wirklich sehr von der Außenwelt ab. In der Bahn und im Bus, den ich beim Umsteigen betrat, war das toll, aber draußen, als selbständige Verkehrsteilnehmerin (Fußgängerin) fand ich es sehr irritierend, dass ich kaum noch etwas vom Verkehr hörte. Ich hörte selbst meine Schuhe nicht mehr, obwohl ich sah, dass sie auf knirschenden Schnee traten oder auf die immer Geräusche erzeugenden Metallplatten am Anfang von Rolltreppen.
Ich deaktivierte das Noise Cancelling daher wieder, aber dadurch, dass die In Ears so eng sitzen, meine ich, dass sie immer noch mehr dämpfen als die Apple-Kopfhörer. Die nutze ich nur beim Gehen, niemals beim Radfahren, und das werde ich auch weiter so halten. Ich weiß nicht, ob ich mich immer abschirmen möchte, aber ich ahne, dass die nächsten Zugfahrten oder Flüge deutlich entspannter werden. Oder auch schon das Warten auf den Flieger; die ständige Geräuschkulisse auf Flughäfen macht mich irre. Auch deswegen wusste ich die Lounge so zu schätzen, so lange ich sie noch benutzten durfte (ich bin kein Frequent Traveller mehr): Der Kaffee und die Ledersessel waren mir eher egal, aber die Ruhe! Herrlich. Die habe ich jetzt zum Mitnehmen. Noch herrlicher!