Tagebuch, Samstag, 19. Mai 2018 – Reisetag
Gestern warteten F. und ich um kurz nach 12 frohgemut am Münchner Hauptbahnhof auf unseren Zug, der uns in den Norden tragen sollte. Am Gleis gegenüber stand bereits ein ICE, der schon eine Stunde Verspätung hatte und ebenfalls in Richtung Hamburg fuhr. Ich grinste noch und bedauerte die Armen. Bereits da hätte ich wissen müssen, dass ich damit alle Göttinnen des Transports herausforderte.
Unser ICE kam dann auch schon mit 15 Minuten Verspätung an, kein Thema. Wir blieben aber trotzdem noch länger im Bahnhof stehen, weil irgendwas mit dem Triebkopf war. Mir egal, wir hatten Bücher und Getränke, saßen bequem in der 1. Klasse rum und mussten außer einer S-Bahn in Hannover keine Anschlusszüge erreichen. Eine gute halbe Stunde später als geplant starteten wir, und das einzige, was mich latent nervte, war das nicht funktionierende W-LAN. Ansonsten bekam ich mein bestelltes Baguette an den Platz, freute mich erneut und immer wieder über meine Noise-Cancelling-Kopfhörer, las die FAZ durch und guckte ab und zu im Internet nach, wie es Harry und Meghan so ging.
Die NYT hat aufgegeben, glaube ich. pic.twitter.com/i54U0gyOWs
— Anke Gröner (@ankegroener) 19. Mai 2018
Den Ulysses hatte ich zwar dabei, war aber zu unkonzentriert, ihn zu lesen. Stattdessen ist bei mir gerade Hillbilly Elegy im Anschlag. Aber morgens entdeckte ich noch einen schönen Link zu einem anderen Menschen, der vor längerer Zeit mal Ulysses gelesen hatte, den empfehle ich euch mal weiter.
Dann waren wir in Göttingen.
Bidde was? (Hbf Göttingen) pic.twitter.com/B7m7lsv5Xr
— Anke Gröner (@ankegroener) 19. Mai 2018
Und da standen wir dann länger als geplant rum. Und noch länger, der Triebkopf, Sie wissen schon. Irgendwann hielt neben uns ein anderer ICE Richtung Hamburg, und über Lautsprecher wurden wir darauf hingewiesen, dass das Personal unseres Zuges nicht so sicher sei, wie lange das bei uns noch dauerte und dass wir umsteigen könnten, wenn wir wollten. Da in der 1. Klasse ja immer irgendwas frei ist und wir eh nur noch eine halbe Stunde Fahrt vor uns hatten, schnappten wir Koffer und Rucksäcke und wechselten Züge. Nach kurzer Zeit kamen dann alle, der Triebkopf war wohl doch matschiger als gedacht. Inzwischen hatten wir von München aus gesehen eine Stunde Verspätung, aber der ICE holte bis Hannover doch noch ein bisschen was rein und so kamen wir relativ entspannt an.
Zum ersten Mal mit F. in der alten Heimat. Er ist von all dem herrlichen Hochdeutsch total unbeeindruckt.
— Anke Gröner (@ankegroener) 19. Mai 2018
Den Abend verbrachten wir bei meiner Schwester und weiteren eingeladenen Verwandten, einer Gulaschkanone und Vanilleeis mit roter Grütze, wie sich das im Norden gehört. Und wie F. so schön sagte, wir haben es immerhin eine Stunde geschafft, nicht über Politik zu reden.
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How to Survive Trump’s Presidency Without Losing Your Mind
In dieser Dankesrede versteckt sich eine schöne, aber trotzdem fürchterliche Parabel.
„Perhaps the most common refrain journalists hear from strangers is “I feel bad for you. I feel sad that following all this is your job.” The truth of the matter is that there is not enough hazard pay in the world. It’s hard not to want to shut it all off and just hope that some combination of Michael Avenatti, Bob Mueller, and the 2018 elections might restore normalcy. Normalcy would be nice, because weeks and months of being the head/desk emoji is hazardous to one’s mental health. Our brains, messed up from all that banging, still know something is amiss. It feels like the only way to exert any control at all over the insanity would be the capacity to turn it off.
And, of course, turning it off is exactly what a president who wants to kill the news is hoping for. Also, remember how reading and making the news are still all of our jobs?“