Terminator 3: Rise of the Machines

Terminator 3: Rise of the Machines
(Terminator 3: Rebellion der Maschinen, 2003)

Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Nick Stahl, Claire Danes, Kristanna Loken, David Andrews
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Don Burgess
Drehbuch: Michael Ferris & John Brancato, Tedi Sarafian
Regie: Jonathan Mostow

Welche Daseinsberechtigungen haben eigentlich Sequels? Ist ein Film nicht nur dann wirklich gut, wenn er es schafft, uns eine Geschichte ganz altmodisch von Anfang bis Ende zu erzählen, ohne dass Fragen offen bleiben, ohne dass man noch eine Fortsetzung braucht?

Ja, eigentlich schon.

Trotzdem gibt es Fortsetzungen von Filmen, die für mich durchaus Sinn gemacht haben, weil sie der Story noch eine zusätzliche Seite verliehen haben. Batman Returns zum Beispiel bringt neue Gegenspieler mit neuen, interessanten Fähigkeiten und erzählt damit eine wirklich neue Geschichte. Wenn der Titelheld nicht zufällig den gleichen Namen tragen würde wie im ersten Teil, hätte der zweite fast nichts mit dem ersten gemein. Batman Returns hat mir persönlich sogar noch besser gefallen als Batman, weil ich ihn psychologisch dichter fand. (Und nebenbei Michelle Pfeiffer lieber mag als Jack Nicholson, aber das tut jetzt nichts zur Sache.)

Terminator 2: Judgment Day war ebenfalls eine gelungene Fortsetzung. Aus dem absolut Bösen des ersten Teils wird plötzlich das Gute, der Beschützer. Eine völlig unerwartete und damit für mich spannende Verwandlung des Hauptcharakters und damit der ganzen Geschichte des Films. Und da der Terminator eine Maschine und damit neu zu programmieren ist, ist diese Wandlung sogar glaubwürdig. Batman Returns hätte nicht so funktioniert. Dass der Held plötzlich zum Feind Gotham Citys wird, wäre kompletter Blödsinn gewesen.

Bleibt die Frage, was uns eine weitere Fortsetzung vom Terminator noch bieten kann. Eine weitere Verwandlung des T-800? Zwischen gut und böse bleibt da nicht mehr viel. Ein neuer Feind? Wäre eine Möglichkeit. Neue, unerwartete Gefahren für John Connor? Auch eine Idee. Irgendetwas völlig Überraschendes, das aus der Zukunft in die Gegenwart „zurückkommt“? Kann man machen.

Und? Irgendwas davon in Rise of the Machines dabei?

Leider nein.

T3 fühlt sich an, als ob man selber eine Reise in die Vergangenheit unternimmt. Die Story ist fast eins zu eins aus dem zweiten Teil übernommen: Es ist wieder ein hoch entwickelter Terminator, der John Connor ans Leder will, wenn auch diesmal in einer attraktiven weiblichen Verpackung; dieser Terminator ist dem alten T-800 eigentlich überlegen und verliert zum Schluss natürlich trotzdem, und es geht mal wieder darum, die Menschheit zu retten. Na bravo.

Eigentlich hat mich das gar nicht so gestört. Der Film hat Tempo, eine Menge wohltuend altmodischer Stunts und Actionsequenzen, und der Quecksilber-Effekt, der im 2. Teil so begeistert hat, klappt komischerweise auch zehn Jahre später noch. Und für mich persönlich gibt es sowieso kaum ein Bild auf einer großen Leinwand, das mehr Kraft hat und Eindruck macht, als diese glitzernden Stahlskelette, die sich auf mich zubewegen und mich schließlich in Großaufnahme mit ihren roten Augen anblicken. Funktioniert noch. Gibt immer wieder Gänsehaut.

Das, was mich stattdessen gestört hat, war der Tonfall des Films. Er beginnt mit einem Monolog John Connors aus dem Off, in dem er seine Hoffnungslosigkeit beschreibt. Obwohl er weiß, dass seine Mutter und er mit Hilfe des Terminators die Welt vor dem Untergang bewahrt haben, verfolgen ihn Alpträume: “It hasn’t happened, no bombs fell, computers didn’t take control, we stopped Judgment Day. I should feel safe, but I don’t.” Der Monolog wird begleitet von Bildern seiner Einsamkeit und Angst wie z.B. eine Explosion, die eine riesige Stadt in Schutt und Asche legt, und bergeweise Menschenschädel unter Wasser.

Ich hatte nach wenigen Filmminuten nicht das Gefühl, in einem Popcorn-Streifen zu sitzen. Ich hatte das Gefühl: Das ist ernst gemeint. Dieser Film will nicht unterhalten. Dieser Film will, dass du dich nicht mehr sicher fühlst in deiner Welt.

Und die letzten Sätze im Film greifen diese Stimmung wieder auf, auch wenn die üblichen Durchhalteparolen (“Never stop fighting”) einem noch in den Ohren klingen. Aber ich persönlich wollte nicht sofort wieder zum Tagesgeschehen übergehen. Ich habe schon noch darüber nachgedacht, welchen Einfluss Maschinen auf uns haben, welchen Sinn die komplette Vernetzung der Welt hat, was alles heutzutage machbar ist und ob es überhaupt Sinn hat, weiterhin danach zu streben, noch mehr machbar zu machen.

Und genau wegen dieser nachdenklichen, ambitionierten Exposition und des verzweifelten und trotzdem hoffnungsvollen Endes hat mich der komplette Mittelteil des Film genervt. Denn der ist ganz der alte Terminator: Natürlich gibt es die üblichen lakonischen Jokes, die sich daraus ergeben, dass Schwarzenegger eben eine Maschine spielt (oder es zumindest versucht), die Witze nicht kapiert und Gefühlsregungen nicht einprogrammiert hat. Natürlich hat jeder der Protagonisten einen coolen Spruch, den man prima zitieren kann, und natürlich läuft Arnie wieder in Leder und mit Sonnenbrille rum – und selbst daraus kann man noch einen Scherz basteln. Was eigentlich okay gewesen wäre, denn so hat Terminator 2 funktioniert. Aber der hat sich auch nicht die Mühe gemacht, eine düstere Grundstimmung aufzubauen. Für mich war bei T2 von Anfang an klar: Ihr spackigen Maschinen könnt uns mal – jetzt gibt’s auf die Fresse, und zwar in Großaufnahme. Nicht zuletzt, weil Linda Hamilton sich den ganzen Film entweder mit Workout oder Waffen beschäftigte, oder weil Edward Furlong als John Connor eben 13 und keine 30 war und daher die Stimmung eher pubertär als ernsthaft rüberkam.

Nicht so bei T3. Denn dieser Film hat mit Nick Stahl als Connor und Claire Danes als seine Zukünftige zwei wirklich gute und ambitionierte Darsteller, die den bekanntermaßen völlig unbegabten Schwarzenegger noch alberner wirken lassen als er eh schon ist. Vielleicht habe ich mich allein von ihrer Präsenz in die Irre führen lassen, denn ich bin einfach davon ausgegangen, dass die beiden es nicht nötig haben, ein B-Movie zu drehen.

T3 schlägt ab und zu wirklich ein paar nachdenkliche Töne an, und das hat den Film für mich sehr unausgegoren werden lassen. Ich konnte nicht wirklich über die ganzen – zugegebermaßen guten Scherze – lachen, weil ich gar nicht über sie lachen wollte. Und genauso wenig konnte ich mich von der zweifelnden Stimmung hinreißen lassen, weil eben immer ein kleines Witzchen dazwischenkam. Terminator 3 ist daher für mich ein halbherziger Versuch, einen sehr guten und eindrucksvollen Filmcharakter wiederzubeleben, der eigentlich im 2. Teil schon einen wunderbaren Filmtod gestorben ist. Deswegen hat dieses Sequel für mich auch keine Berechtigung, so ordentlich es handwerklich auch gemacht ist.

Und das eigentlich Dumme ist nicht, dass der 3. Teil so schwach war – das Dumme ist, dass die letzten Sätze im Film einen 4. Teil bereits beschreien. Was der allerdings noch erzählen soll, weiß ich wirklich nicht. Höchstens das noch: Was, zum Teufel, haben diese blöden Maschinen denn nun eigentlich gegen uns, dass sie uns vernichten wollen? Das würde mich nach drei Filmen allmählich wirklich mal interessieren.

2 Antworten:

  1. Schön wie Sie die Faszination, die von den T-Filmen ausgeht, beschreiben.
    Ich empfinde gerade diese Unausgegorenheit des dritten Teils als eine Stärke. Einerseits ist da die Angst davor, dass es Wirklichkeit werden könnte aber andererseits verleiten die Witze einen zum Schmunzeln. Gerade diese Spannung des eigentlich-nicht-fröhlich-sein-wollens. Man möchte vor Verzweiflung weinen, es ist fasst unerträglich. Und da bietet sich der Humor, um die Angst zu besiegen.

    – “Wenn Du nicht weinen kannst, dann lache”
    – “Humor ist die Lust zu lachen, wenn einem zum Heulen ist.” – Werner Finck
    – “Wer lachen kann, dort wo er hätte heulen können, bekommt wieder Lust am Leben.” – Werner Finck

    Lachen löst die Spannung. Vielleicht fühlt man sich dann schlecht, weil man zur Gesamtsituation unpassend gelacht hat.

    Aber es ist nur ein Film, die ausgelösten Gefühle der Angst, Verzeiflung, Grauen werden erlebt, bleiben aber doch irgendwie fern in der Fiktion. Und das ist doch das Schöne am Kino, etwas zu erleben.

    Zu Deiner Frage möchte ich einen Erklärungsversuch machen:
    “Was, zum Teufel, haben diese blöden Maschinen denn nun eigentlich gegen uns, dass sie uns vernichten wollen? Das würde mich nach drei Filmen allmählich wirklich mal interessieren.”

    In den Filmen heißt es, die Maschinen hätten ein Bewusstsein entwickelt. Und da ein Bewusstsein, zumindest bei dieser Menschheit, immer mit dem Wunsch weiter-zu-leben verbunden ist (bei Tieren ja irgendwie auch, wenn auch ohne echtes Bewusstsein), wird auch dieser sehr starke Wunsch auf die Maschinen übertragen.
    Und da Maschienen stur der Logik folgen: Um maximale Ãœberlebbarkeit zu sichern, darf keine Bedrohung der Existenz mehr existieren. Menschen könnten u.U. zu einer Bedrohung werden “Stecker raus” oder Kriegsgegner und sollten daher erst mal beseitigt werden. Damit ist der Entschluss gefasst und alle notwendigen Maßnahmen sind durchzuführen.
    Oder lieg ich da falsch?

    Gruß

    Richard

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