Was schön war, Dienstag/Mittwoch, 31. Juli/1. August 2018 – NICHT DIE HITZE!

Ich erwähnte es in diesem Blog vermutlich schon eine Million Mal: Ich bin kein Sommertyp und werde es auch nicht mehr. Seit ich Frieden mit meinem Körper geschlossen habe, ist es mir immerhin egaler, wie ich im Sommer bzw. bei Hitze von anderen Menschen wahrgenommen werde, denn sie schwitzen ähnlich wie ich und sehen oft genauso rotgesichtig aus, ha! Generell finde ich Hitze aber unangenehm, weil ich nichts gegen sie machen kann – außer ständig einen nassen Waschlappen zur Hand zu haben oder den Ventilator im Dauerbetrieb, was ich aber beides nach wenigen Stunden sehr nervig finde. Hitze kann ich nur aussitzen, während ich gegen Kälte was machen kann; es gibt immer noch ein paar Socken und einen Pulli und eine Mütze mehr, während ich bei Hitze leider nur zuhause in äußerst spärlicher Bekleidung rumlaufen kann.

Daher bin ich im Moment eher unwillig, irgendetwas Vernünftiges zu machen, auch nicht für eine schöne Dissertation. Die meiste Zeit verbringe ich möglichst bewegungslos auf dem Sofa bei heruntergelassenen Rolläden, was nach über einer Woche großer Hitze allerdings auch nichts mehr bringt. Meine Wohnung ist zu klein, um sie wirklich wieder kühl zu kriegen, auch nicht nachts – gestern ging ich um kurz vor 23 Uhr ins Bett, als es draußen noch lauschige 26 Grad hatte. Mit nur einem Zimmer, einer immerhin halbwegs großen Küche und Bad ist auch nicht wirklich Durchzug zu machen, weswegen ich neuerdings abends immer einen Stuhl in den Rahmen meiner geöffneten Wohnungstür stelle, damit sie nicht zufällt. Darauf setze ich mich dann und lese und hoffe, dass die Türöffnung zum Treppenhaus wenigstens ein bisschen Durchzug bringt. Ich behaupte, manchmal ein Lüftchen zu spüren.

Dienstag musste ich aber doch vor die Tür, denn eine grundlegende Dissertation für meine Dissertation musste wieder zurück in die Bibliothek, wo ich sie per Fernleihe herhatte. Ich durfte sie nicht verlängern, was mich wunderte, aber egal. Ich hatte die 500 Seiten zwar halbwegs ordentlich gelesen und mir auch das Wichtigste notiert, ahnte aber, dass ich da noch öfter reingucken wollen würde. Also schlich ich gaaanz laaangsam in die Stabi, wo ein Overheadscanner auf mich wartete – wie im ZI auch –, aber vor allem ein Beratungsservice, den ich in Anspruch nehmen wollte. Die Diss war nämlich nur einseitig bedruckt, und weil ich nicht wusste, wie ich das einstelle, nicht 500 sinnlose leere Seiten zu meinen 500 mit Text und Bildern im PDF zu haben, wollte ich jemanden fragen, der sich damit auskennt. Das tat ich dann auch, ging alles, man half mir auch bei der Einstellung der Graustufen für den Abbildungsteil, die aber auch nichts mehr rausholen konnten. Die Diss ist von 1990, wo man anscheinend Dinge kopierte, um sie dann nochmal zu kopieren und davon noch eine Kopie zu machen, die dann als Abbildungsteil in einer Diss landen. Ich erkannte die meisten Bilder zwar, aber es gibt viele, die ich noch nicht kenne und die noch nirgends publiziert sind – aber jetzt habe ich wenigstens ein schwarzweißmieses PDF, mit dem ich vergleichen kann, falls ich jemals das Original vor Augen habe. (Ich habe immer noch keinen Kontakt zu den Erben Grossbergs, womit meine ganze Diss steht und fällt.)

Ich stand knapp zwei Stunden am Scanner und blätterte und scannte und blätterte und scannte. Aus mir wäre vermutlich kein guter Hiwi geworden; ich war so gelangweilt, dass ich alle 50 Seiten dachte, scheiß drauf, du promovierst jetzt einfach über was anderes anstatt hier noch weiter rumzuscannen.

Und gestern ging ich dann in einen Laden, der unter anderem Espressomaschinen verkauft.

Ich hatte mir im März eine winzige Siebträgermaschine gekauft, mit der ich auch ein paar Wochen halbwegs zufrieden war, bis ich bei einer Kaffeeschulung vorgeführt bekam, wie vernünftiger Espresso schmecken kann. Seitdem bereitete ich mir meine morgendliche Koffeindosis in der Bialetti zu oder trank gleich Cold Brew, rührte die olle DeLonghi aber nicht mehr an. Manchmal ging ich sogar zu anderen Menschen, weil ich endlich mal wieder was Anständiges trinken wollte.

Ich wollte eigentlich in diesem Jahr nichts Größeres mehr kaufen. Meine selbständige Arbeit läuft im Moment zwar gut, könnte aber natürlich noch besser sein; ganz so entspannt wie vor dem Studium bin ich noch nicht wieder. Die ungeplanten Ausgaben für den Urlaub habe ich eingesehen, das war eine Investition in meine Gesundheit, aber brauche ich wirklich eine teure Espressomaschine? Ich schlich seit Wochen in diversen Kaffeeforen rum, verglich Maschinen und wehrte mich innerlich gegen diese Ausgabe, wurde aber trotzdem jeden Morgen nölig, wenn ich an meine jetzt gerade nicht getrunkenen Cappuccinos dachte. Ich war kurz davor, die Nespressomaschine von F. zurückzuholen, die ich nach dem Kauf der DeLonghi bei ihm deponiert hatte, aber das brachte ich einfach nicht mehr übers Herz. Und F. war schließlich auch Schuld, dass ich gestern einkaufen ging, weil er total unschuldig fragte, ob es mich glücklich machen würde, eine gute Maschine zu benutzen.

Ja gut dann.

Ich wurde sehr freundlich beraten, bekam einen Probeespresso und einen Probecappuccino serviert, man zeigte mir die Bedienung des Maschinchens, das ich mir im Vorfeld ausgesucht hatte, ganz genau, ich bekam an einer weiteren Maschine, die mich interessierte, einen weiteren Espresso zum Vergleich, aber wie es eben so ist, wenn man sich in ein Ding verliebt hat, sind alle anderen egal. Ich kaufte die Maschine, die ich haben wollte, nahm mir ein Taxi nach Hause, weil sie für die Öffis doch etwas zu schwer gewesen wäre und räumte ein bisschen meine Küche um, damit sie genug Platz hat.

Dann fitzelte ich gefühlt eine Stunde alle Schutzfolien von allen Teilen ab und fragte mich, warum Italien ausgerechnet diese Sichthüllenmentalität von Deutschland übernehmen musste; früher hätte man das Ding in Packpapier eingeschlagen und gut wär’s gewesen. (Behaupte ich jetzt mal kenntnislos und vom Fitzeln genervt.) Aber als dann alle Folien abgezogen waren, stand ein glitzerndes Schmuckstück vor mir, das ich kaum anzufassen wagte. Ich füllte den ollen Plastiktank (der netterweise von einem Chromdeckel aufgehübscht und versteckt wird) mit Mineralwasser, wie mir geraten wurde und schaltete ehrfürchtig die Maschine ein. Sie schien sich wachzuschütteln, brummte ein bisschen vor sich hin, zischte kurz und wärmte dann lustig auf, während ich sie einfach nur verliebt anschaute.

Noch glücklicher war ich dann später mit dem ersten Espresso. Die Dame im Laden hatte mich natürlich gefragt, ob ich alles Zubehör habe, vor allem den Tamper. Ich bejahte – und stellte zuhause fest, dass der Tamper zu klein für den Durchmesser meines neuen Siebträgers war. Ich habe auch immer noch keine anständige Mühle – die schenkt mir demnächst ein unglaublich netter Leser, der sich etwas Neues zulegt –, weswegen ich gestern also weiterhin Opas fiesen Bohnenzerhacker nutzte (IT’S SO PRETTY!) und nur so halbwegs vernünftig tampern konnte. Der Maschine liegt ein Plastiktamper vor, aber mit dem kann man natürlich nicht richtig arbeiten. Und trotz dieser eher miesen Voraussetzungen schmeckte der Espresso schon um Klassen besser als alles, was ich bisher in dieser Küche zubereitet hatte.

Ja, das Ding war teuer, aber das mit dem Glücklichmachen scheint geklappt zu haben.