Tagebuch, Dienstag, 14. August 2018 – Feiertag
Gleich am Morgen eine Nachricht bekommen, die meinen Bauch jubeln ließ, was mich sehr beruhigte, denn dem Kopf war das schon klar, aber der Bauch musste noch nachziehen. Das Luftschloss ist kein Luftschloss mehr, aber bis ich das nächste Woche schriftlich habe, halte ich noch meine Klappe.
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Den ganzen Tag am Schreibtisch verbracht. In der Mittagspause die neue Folge von Better Call Saul geguckt. Das Vorstellungsgespräch im Kopierladen! So großartiges … ich wollte gerade „Fernsehen“ schreiben, aber das ist es ja gar nicht. Großartiger Streaming-Inhalt?
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Die morgendliche Nachricht musste gebührend gefeiert werden. F. und ich gingen ins Walter & Benjamin, dessen Name der tollste Name für eine Weinbar überhaupt ist. Ich war bis jetzt zwei- oder dreimal da, aber so richtig, ganz, vollständig, total hatte mich der Laden nie überzeugt. Er war immer nett, aber eben nicht so nett, dass ich dringend wieder hinwollen würde. Gestern war aber alles richtig, ganz, vollständig, total in Ordnung. Wir saßen draußen, schauten im Gärtnerplatzviertel rum, ich freute mich über jede Tram, die vorbeifuhr, wir genossen vier Gänge, von denen zwei richtig toll, einer sehr gut und einer okay war, aber der okaye war nur deshalb okay, weil ich Kalbsnierchen nicht so richtig spannend finde. Dazu hatten wir drei Weißweine und zum Dessert einen blubberigen Lambrusco, den ich bisher nur aus der korbumwickelten Literflasche kannte. Der hier war fast ein Schaumwein und passte ganz hervorragend zum Nachtisch aus Kürbiskernbiskuit, -creme und halt Kürbiskernen plus einer Nocke Brombeereis. Das würde ich gerne nachbasteln, das war toll.
Wir saßen gut, unterhielten uns gut, das Essen war gut, die Temperaturen genau richtig, ich mochte den Anblick aus kleinen Holztischchen, vielen Gläsern, schönem Geschirr und steifen Servietten, die Gespräche von den Nachbartischen, die man nicht verstand, die aber eine schöne Atmosphäre zauberten, die Stadt machte Feierabend und wurde langsamer und ruhiger, und wenn der Typ nebenan nicht irgendwann einen Zigarillo entzündet hätte, wäre alles perfekt gewesen. Das hatte ich völlig verdrängt, dass man in Lokalen draußen noch rauchen darf. In meinem Kopf gehen Essen und Rauchen gar nicht mehr zusammen, obwohl ich immer noch, trotz inzwischen jahrelangem Nichtraucherdasein, manchmal beim abendlichen Espresso denke, ach, jetzt ne Kippe. Kaffee und Zigarette zusammen sind nämlich super.
Der Teufel hat den Schnaps gemacht, aber Gott den Rotwein und überhaupt ist grad alles schnafte.
— Anke Gröner (@ankegroener) 14. August 2018
Gemeinsam eingeschlafen. Ich freue mich darüber immer noch sehr. Jedesmal.