Tagebuch, Donnerstag bis Samstag, 30. August bis 1. September 2018 – Ohne Titel
Am Donnerstag feierte ich eine Premiere: Ich hatte erstmals in sechs Jahren Studium eine Erinnungsmail der Unibibliothek übersehen, die mir netterweise mitteilen wollte, dass ein Buch in ein paar Tagen fällig war. Ich schätze diesen Mailservice sehr, ich merke mir nie, wann ich Bücher zurückgeben muss, habe mir aber angewöhnt, sofort irgendwie zu reagieren, sobald eine dieser Mails von UB oder Stabi aufschlagen. Entweder ich logge mich bei einer der Institutionen ein und verlängere das Buch, falls es nötig sein sollte und/oder noch möglich ist, oder ich lege es sofort auf meine Flurkommode, damit ich mich daran erinnere, es in den nächsten Tagen zurückzubringen. Und wenn ich eh hinmuss, kann ich auch gleich noch zwei, drei weitere Bücher zurückbringen, die ich für irgendeine Fußnote entliehen habe, die aber auch schon längst wieder abgegeben werden könnten.
Die Stabi ist gnadenlos, die will sofort 7,50 Euro Gebühr, wenn man einen Tag zu spät aufläuft. Die UB warnt erstmal mit 5 Euro, aber das bekam ich nicht mal mit, weil ich schon die erste Mail verschlief. In den letzten Tagen war ich dann doch eher mit Jobs, Dissfrust und Umzugsplanung beschäftigt, und so übersah ich diese Mail einfach. Erst als eine Mail für ein anderes Buch aufschlug, loggte ich mich im OPAC ein, sah die rote Meldung, dass ich ein anderes Buch jetzt echt aber wirklich mal zurückbringen sollte und zog quasi schon die Schuhe an, bevor ich den Rechner runterfuhr.
So kam ich in den zweifelhaften Genuss, erstmals den Kassenautomaten der UB zu benutzen. Den in der Stabi hatte ich nur einmal für Mahngebühren nutzen müssen und mir danach die oben erwähnte Disziplin angewöhnt. Jetzt weiß ich, dass der Automat der UB baugleich mit dem in der Stabi ist. Bezahlt, in den zweiten Stock geklettert, wo sich derzeit die Ausleihe und Rückgabe befindet – im Erdgeschoss wird umgebaut –, Buch abgegeben, ein weiteres verlängert, das ich online nicht verlängern konnte, bis ich gefälligst das eine Buch zurückgegeben habe, und demütig wieder nach unten gegangen.
Wenn ich eh schon unterwegs war: gleich mal in der Stabi das Lesesaalfach leergemacht. Dort lagen noch einige Bücher, die ich für Grossberg benutzte, aber das hat sich ja nun erledigt. Und zack, war der Dissfrust wieder da.
Ich bin momentan extremst unmotiviert für die Wissenschaft, aber ich hoffe, dass sich das in der neuen Wohnung mit dem in meinem Kopf schon unfassbar hübschen Arbeitszimmer wieder legen wird.
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Freitag kündigte sich ein neuer Job an, was mich sehr freute, aber für ein richtiges Briefing reichte es noch nicht. Ärgerlich, die Arbeit hätte ich heute am Sonntag schön entspannt erledigen können.
Außerdem las ich den letztwöchigen Spiegel durch. Anscheinend lese ich gerade wieder regelmäßig den Spiegel. Gestern erstand ich den für diese Woche und begann ihn abends auch gleich.
Meinen Twitterkonsum habe ich etwas eingeschränkt und hadere weiterhin mit der Plattform. Nach einer guten Woche kommt wieder eine beschissene, und ich kriege einfach keinen für mich passenden Umgang mit diesem Medium hin. Auf Facebook habe ich eh schon fast alle entfreundet oder gemutet, so dass ich nur noch Buzzfeed-Videos gucke, Instagram mag ich derzeit gerne, weil ich da nur recht wenigen Menschen folge, und für Mastodon melde ich mich gar nicht erst an. Auch im Blog war es zwei Tage bewusst ruhig, weil ich selbst nicht mehr weiß, warum ich hier eigentlich rumtippe. Seit das Studium durch ist, habe ich vermehrt das Gefühl, nichts mehr zu erzählen zu haben.
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Außer Fuppes!
Die neue Bundesligasaison ist endlich losgegangen. Die begann zwar schon letzte Woche, aber da hatte Augsburg ein Auswärtsspiel und ich war auf einer Familienfeier, so dass ich von dem Spiel nur das Ergebnis mitbekam. Gestern konnte ich mich aber endlich wieder in den Fuggerexpress (Augenrollen) setzen und nach Augsburg gondeln.
Die Freude verflog nach wenigen Sekunden, weil sich zwei Gladbachfans neben F. und mich setzten und erstmal pöbelten, dass Augsburg endlich auf die Fresse kriegt. (Wir waren an unseren Trikots unschwer zu erkennen.) Wir starrten stoisch in unsere Handys und taten so, als hörten wir nichts; ich persönlich war aber arg angepisst, was zu meiner derzeitigen Grundstimmung – Menschen! Bis auf wenige Ausnahmen alle doof! – passte. Da lässt man schon Twitter geschlossen, um keinen Scheiß mehr mitzukriegen, und dann schwappt das Real Life so dumm rum.
In Pasing stiegen dann noch sechs weitere Kerle ein, die scheinbar einfach nur Groundhopper waren, sich also alles anguckten, was lief. Sie platzierten eine Kiste Tegernseer zwischen sich und leerten sie in den 40 Minuten Fahrtzeit fast komplett. Dabei unterhielten sie sich auch über menschliche Ausscheidungen und den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein und ich vermisste meine Kopfhörer so sehr wie noch nie. Wir unterhielten uns irgendwie dagegen an, aber ich war komplett genervt, als wir in Augsburg ausstiegen.
Das änderte sich netterweise, als wir in der Tram zum Stadion saßen. Erstens: Tramfahren. Immer gut. Selbst wenn sie nach dem Spiel total überfüllt ist und wir verloren haben und es kalt ist – Tramfahren ist immer gut, so. Gestern hatten wir auf der Hinfahrt sogar einen Sitzplatz, wir schlenderten entspannt zur Arena und begannen die Saison mit unserem rituellen Speiseopfer.
Wie es sich für Gourmets gehört, diskutieren wir über das Essen: „Die Semmel ist länger geworden, ist sie nicht?“ „Ja, und mir kommt der Knacker knackiger vor. Neue Rezeptur?“
Dann ging’s endlich rein, ich durfte mich wie immer vom Kids Club rühren lassen, der fähnchenschwenkend über den Platz zog, bewunderte die neue Schrift auf der Anzeigetafel, die viel moderner aussieht als bisher, wunderte mich aber über das deutliche Moiré, bis F. meinte: „Das ist das Tornetz.“ War mir früher nie aufgefallen. Dann kam die Mannschaftsaufstellung, die laute Nordkurve, die Teams gingen auf den Platz, ich freute mich über alles – und erst in dem Moment fiel mir ein: Ich habe ja eine Dauerkarte für die ganze Saison! Ich kann mich jetzt noch sechzehnmal freuen!
(Okay, fünfzehnmal. Beim nächsten Heimspiel ziehe ich um *wimmer*)
In der letzten Saison hatte ich mir die Dauerkarte mit einem Bekannten geteilt, der seit sieben Saisons neben F. sitzt; die beiden haben sich erst im Stadion kennengelernt. Der Herr ist beruflich des Öfteren unterwegs und fragte mich, ob wir uns seine Karte teilen wollten. Das klappte prima, ich war achtmal, er neunmal im Stadion, ohne dass wir uns großartig absprechen mussten. Für diese Saison hatte er sie mir komplett angeboten. Ich überlegte ein wenig, denn eigentlich wollte ich gerne eine Karte mit meinem Namen darauf haben, und in unserer Reihe war auch immer ein Platz frei, also im freien Verkauf; den hätte ich sicher als Dauerplatz haben können. Andererseits wäre es natürlich albern, nicht einfach weiter die Karte zu nutzen, die ich eh schon eine Saison lang nutzte, wenn auch nur zu 50 Prozent. Man gewöhnt sich ja doch recht schnell an die immer gleiche Sicht, den Sitznachbarn auf der anderen Seite (ein Großvater mit seinem Enkel, der auf seinem Schoß sitzt und je-des-mal andere Süßigkeiten isst, auf die ich immer neidisch bin). Also nahm ich sein Angebot an und habe jetzt quasi eine eigene Dauerkarte, auch wenn nicht mein Name draufsteht. Auch darüber freute ich mich gestern sehr.
Das Spiel war sehr gut, Augsburg führte früh, mir fielen einige der Herren äußerst positiv auf, und alleine wegen der Pappnasen im Zug hätte ich mich über einen Sieg sehr gefreut. Leider führten zwei, drei unkonzentrierte Momente zu einer Ecke für Gladbach, das 20 Minuten vor Schluss den Ausgleich erzielen konnte. Trotzdem hatte ich das Spiel sehr genossen und war den Rest des Tages auch endlich mal wieder gut gelaunt.
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Gemeinsam eingeschlafen. Das hilft ja auch immer.