Tagebuch Sonntag, 30. September 2018 – Keine Schokolade

Seit zwei Wochen erstmals fast durchgeschlafen. Zwar wachte ich nachts irgendwann auf, ich widerstand aber der Versuchung, auf die Uhr zu sehen; in den letzten zehn, zwölf Tagen war es immer halb fünf oder etwas in der Ecke gewesen, danach lag ich über eine Stunde wach, um dann meist nochmal für ein bis zwei Stündchen zu schlafen, bis mich der Wecker fies aus den Träumen bzw. den inneren To-Do-Listen riss. Gestern erwachte ich, wie gesagt, drehte mich aber einfach wieder um und konnte auch wieder einschlafen, bis ich gegen halb sieben recht normal erwachte. Ich hoffe, damit ist die Umzugsschlafstörung endlich vorbei.

Weiterhin ein bisschen in der Wohnung rumgepuschelt, für einiges einen neuen Platz gefunden, für anderes noch nicht, oberflächliches Aufräumen für eventuellen Besuch am Dienstag, aber eigentlich lag ich nur auf der Couch und wartete auf eine WhatsApp von meiner Schwester. Denn: Wir hatten unseren Eltern und Quasi-Schwiegereltern einen gemeinsamen Urlaub geschenkt. Schwesterherz und ihr Mann überraschten die Bande mit einer Fahrt nach Quedlinburg und Erfurt, wo sie auch übernachteten. Danach ging es weiter an ein für sie unbekanntes Ziel, was sich als Augsburg entpuppte. Dort bleibt die Rotte weitere drei Nächte, bevor sie dann wieder mit einem weiteren Abstecher zurück in den Norden fahren.

In Augsburg wollten wir uns zum Kaffee treffen; mehr war für F. und mich nicht drin, denn um 18 Uhr hatte der FCA ein Heimspiel. Meine Schwester behauptete, sie wären um 15 Uhr vor Ort, ich reservierte in einer plüschigen Traditionskonditorei acht Plätze, F. und ich waren fünf nach drei da – und der Rest kam, wie von mir erwartet, gegen viertel vor vier. Es reichte trotzdem noch für leckere Torte (Himbeersahne für mich, wenn es irgendwo Himbeersahne gibt, lese ich die Speisekarte gar nicht weiter, TEAM HIMBEERSAHNE FOR LIFE) und einen Cappuccino. Eigentlich wollte ich eine heiße Schokolade, aber die war leider aus.

Wir versuchten noch, Papa zum Stadionbesuch zu überreden, aber er wollte nicht mit; fünf Stunden im Auto hatten ihn doch geschafft. Mit dem Rest hatten wir eh nicht gerechnet, und daher fuhren F. und ich alleine ins Stadion.

Dort sah es leerer aus als gewöhnlich. Ein 18-Uhr-Spiel am Sonntag passt eben nicht jedem; auch der gegnerische Fanblock war deutlich leerer als gewohnt, denn bis nach Freiburg zurück ist es auch eine ganze Ecke. Die beiden Fanblöcke stellten nach gut 20 Minuten für uns überraschend ihren Support ein. Wir rätselten: Hatten wir einen angekündigten Fanprotest nicht mitbekommen? Erst auf Twitter erfuhr ich, dass es in einem der Fanblöcke einen ärztlichen Notfall gegeben hatte, weswegen die Fans aus Pietät schwiegen.

Eine derartige Aktion hatte ich bisher nur als Fernsehzuschauerin bei einem Spiel in Dortmund mitbekommen und fand es damals respektvoll und sehr in Ordnung. Jetzt im Stadion fühlte sich das allerdings seltsam an. Vor allem, als Freiburg nach dem 2:0 von Augsburg wieder zurückkam, der FCA ein dusseliges Eigentor produzierte – und eben keine Kurve da war, die Krach machte. Scheiß auf Zurückhaltung – der Rest des Stadions begann zaghaft, etwas Stimmung zu machen, was auch halbwegs funktionierte (im Gegensatz zur Allianz-Arena, wo alles einfach in der riesigen Einöde versandet). Auch ich klatschte mit, weil dem FCA das Spiel zu entgleiten drohte. Dann wurde aber in der FCA-Fankurve eine Durchsage gemacht, die ich nicht verstehen konnte, und beide Kurven begannen wieder, ihre Mannschaften lautstark zu unterstützen. Jetzt konnte ich ohne schlechtes Gewissen anfeuern und freute mich über einen verdienten 4:1-Endstand. Das hatte wirklich Spaß gemacht! (Ja, bis auf den Zwischenfall, schon klar.)


(Halbzeit mit leerem Kuchenblock und einer Wolkenformation, die in der Realität viel hübscher aussah.)

Weil das Stadion nicht so voll war, ging der Weg zum Zug zurück nach München irre schnell. Keine Schlange auf dem Damenklo! Das hatte ich noch nie. Ohne Hindernisse zur Tram und dort gleich in die erste reingekommen, die vor uns einfuhr. Wir hatten sogar noch Zeit für den üblichen Absacker an der Schwarzen Kiste, wo ich wieder eine heiße Schokolade orderte, weil ich mich heute Nachmittag so auf eine gefreut hatte. Aber auch dort bekam ich eine bedauernde Absage. Die Zitronenlimo konnte mich nicht versöhnen, und so steht hier gerade neben mir, während ich den Blogeintrag schreibe, eine verdammte heiße Schokolade. Wohl dem, der immer Kakao im Haus hat. (Und Kekse!)