Tagebuch Samstag, 29. September 2018 – Moleskine und Kühlschrank

In der neuen Wohnung steht ein nagelneuer Kühlschrank. Das Dumme ist: Er ist winzig. Und er ist nicht in Augenhöhe, sondern unterhalb der Arbeitsplatte, weswegen ich quasi auf die Knie gehen muss, um im Gemüsefach rumzuwühlen, in das ungefähr zwei Paprika und zwei Möhren passen. In den ersten Tagen hier nahm ich das noch hin, es gab Wichtigeres, was erledigt werden musste (Badezimmer von grün auf hellblau umdekorieren, den ganzen Alkohol alphabetisch ordnen, damit ich nicht immer durch zwei Fächer wühlen muss, Kerzenhalter von Wachs befreien, damit die Teelichter heller leuchten in den Räumen, wo die Lampensituation noch work in progress ist).

Gestern war ich aber endgültig genervt von diesem Winzding. Ich hatte sowieso vor, mir eine kleine Eistruhe zu kaufen, denn das Kühlschränkchen hat nur ein Drei-Sterne-Fach, aber jetzt überlegte ich: Warum nicht gleich was Anständiges! Also klickte ich mich durch die Angebote von einigen Elektrohändlern und fuhr gestern morgen zu Saturn am Stachus, um mir selbst anzuschauen, wie breit sich 60 Zentimeter anfühlen und wie hoch einsachtzig (perfekt) oder sogar zweizehn (zu hoch). Ich entschied mich im Prinzip schon für ein Gerät, wollte aber zuhause nochmal vergleichen und kaufte es daher nicht sofort. Aber ja, demnächst werde ich dann wohl auch einer von jenen Menschen mit einem Standkühlschrank sein. Netterweise ist die Küche groß genug dafür, und es löst gleichzeitig mein Problem mit einer der vier Wände, die mir noch unstrukturiert vorkam. Jetzt wird der Tisch mit der Schmalseite an ihr stehen, darüber kommt vermutlich Kunst oder Krempel auf ein Regalbrett und schon ist da ein Fokus in der Küche, den sie bis jetzt noch nicht hatte. Nein, ich will nicht, dass ein Kühlschrank der Fokus ist. Vielleicht kann ich ihn umhäkeln.

Am Kaufhof am Stachus kaufte ich ein neues Moleskine. Normalerweise habe ich immer ein leeres im Haus, denn vielleicht muss ich in einer Vorlesung ja mal total überraschend 60 Seiten mitschreiben, und ehe ich dann UMGOTTESWILLEN kein Schreibpapier mehr im Haus habe, ich kann den Satz gar nicht ausschreiben. Beim Einpacken der alten Wohnung stellte ich fest, dass ich kein unbeschriebenes mehr hatte, also kam das auf die Einkaufsliste. Außerdem erstanden: mein neues Lieblingsbrot, das leider nicht vom Bäcker bei mir vor der Haustür stammt. Aber jetzt kann ich ja allmählich wieder selber backen.

Wobei mich das momentan nicht so reizt. Den Backofen der Vorbesitzerin hatte ich mit Backofenspray, Stahlwolle und zum Schluss akoPads bearbeitet und so richtig, RICHTIG sauber kommt er mir immer noch nicht vor. Der Rost, der zum Backofen gehört, war schwarz, als ich ihn aus dem Ofen zog. Keine Übertreibung. Da waren ungefähr fünf Lagen eingebackene verkohlte Lebensmittel drauf, aber jetzt sieht man immerhin wieder das Silber darunter. Aber auch hier: So richtig glücklich bin ich noch nicht.

Auch das Auswischen der Schränke hat die Dame sich anscheinend erspart, was mir erst gestern auffiel, als ich eine Dose Tomaten in einen Schrank stellte, dabei eine Reihe dort schon eingeräumte Dosen nach hinten schob – und es gläsern klang. Ich kletterte auf die Leiter und fand eine dicke Glasscherbe im Schrank. Vielleicht hätte ich vor dem Einräumen mal nachgucken sollen, aber ich bin nicht mal auf die Idee gekommen, dass man die Schränke beim Auszug nicht auswischt.

Bei der Bundesliga-Konferenz auf dem Sofa eingeschlafen, neue US-Serienfolgen der letzten Woche nachgeholt, Dominosteine gegessen. Alles wie immer. Fühlt sich schon sehr nach Zuhause an. Und mein Blog ist wieder auf dem aktuellen Stand, yay!