Tagebuch Samstag, 15. Dezember 2018 – Überstürzter Aufbruch
Früh aufgestanden (bzw. netterweise von alleine aufgewacht), um einen Kuchen zu backen, den ich nachmittags frisch zu einer Familienweihnachtsfeier schleppen wollte. Ich hatte mich im Vorfeld für den Nougat-Orangen-Gugelhupf entschieden, weil ich wusste, dass er sich schnell machen lässt und wunderbar schmeckt. Aus F.s WhatsApp-Gruppe wusste ich außerdem, was die anderen mitbrachten, daher passte er ganz gut.
Als er ausgekühlt war, legte ich zu dem in Alufolie eingewickelten Kuchen in der inzwischen gewaschenen Gugelhupfform (die einfachste Transportmöglichkeit) noch einen Servierteller sowie ein kleines Sieb und eine Schachtel Puderzucker. Ich nahm an, dass die Gastgeberin für 30 Leute froh sein würde, wenn man sie nicht um sowas bitten müsste, und so war’s auch. Eigentlich wollte ich auch noch meine Reibe und eine Orange mitnehmen, um zusätzlich zur Puderzuckerdeko noch Zesten auf den Kuchen zu reiben, aber die vergaß ich in der ersten Aufbruchshektik des Tages.
F. und ging stiegen in die U-Bahn, dann am Sendlinger Tor erstmal in die falsche, was uns an der Implerstraße auffiel, als die Ansage meinte, das hier wäre die letzte Umsteigemöglichkeit zur U3, in der wir uns wähnten. Wir waren aber in der U6 und konnte so noch umsteigen. Danke, Ansage. Mit dem neuen Jingle, der seit dem Fahrplanwechsel vor ein paar Tagen die Stationsansagen einleitet, hadere ich aber noch.
An der vereinbarten Haltestelle sammelte uns F.s Mutter im Auto ein und wir fuhren irgendwo in die Umgebung, ich weiß immer noch nicht, wo irgendwas in München ist. Das fiel mir neulich schon mal auf: Ich bin in München nie selbst und regelmäßig Auto gefahren; mit dem Fahrrad lege ich doch eher Kurzstrecken zurück, und sonst sitze ich in öffentlichen Verkehrsmitteln. Das heißt, ich musste mir noch nie wirklich Ziele erfahren bzw. Strecken kennen, die über meinen kleinen Fahrradradius hinausgehen. Der weiteste Weg ging, glaube ich, mal zur Arena raus, das sind 12 Kilometer. In der Stadt länger Fahrrad zu fahren, ist leider auch in der selbsternannten Radlhauptstadt (hier lachen bitte alle Münsteraner*innen mal herzlich) nicht so richtig toll, angenehm und/oder sicher, weswegen ich dafür dann eben die Öffis nutze. Aber vielleicht nehme ich mir das mal für den nächsten Frühling vor: Rad in die S-Bahn, rausfahren und radelnd wieder in die Stadt rein, um sie ein bisschen besser kennenzulernen. (Oder ich sitze weiter auf dem Sofa und kenne nix, das ist auch super.)
Die Feier war schön, die Menschen freundlich – ich bin ja immer noch die neue Exotin, der man nette Fragen stellt –, alle Kuchen top, der Empfangssekt vom Feinsten, abends gab’s dann Schweinebraten mit perfekter Kruste (mein nächstes Ziel!) und einen wunderbaren Rotwein. Ich hatte allerdings schon den ganzen Nachmittag mit meiner laufenden Nase zu kämpfen. Natürlich hatte ich vorher gefragt, ob die Gastgeberin Haustiere hätte, was verneint wurde. So dachte ich, okay, dann hat halt wer anders Haustiere und dementsprechend Haare an den Klamotten, das lässt sich nicht vermeiden. Ich schneuzte also vor mich hin und achete auf meine Atmung, der es aber gut ging. Bis kurz nach dem Abendessen, als plötzlich eine Katze im Raum stand. Und dazu auch noch eine total hübsche, ganz schwarz, wohlgenährt und superelegant. Ich ließ sie einmal durch den Raum gehen, guckte, wie’s mir ging, erst ging’s gut, aber dann merkte ich doch, dass ich mal dringend zum Asthmaspray greifen sollte. Ich googelte kurz nach Verbindungen mit Öffis, da wäre sogar noch eine gewesen, die ich locker geschafft hätte, denn jetzt wollte ich doch sehr an die frische Luft, aber natürlich brach dann doch die halbe Familie auf, als ich meinte, ich würde jetzt schnellstmöglich loswollen bzw. -müssen. Ich zog mir kaum die Stiefel richtig an, weil ich im unteren Stockwerk, wo Jacken und Schuhe waren, ich aber den ganzen Nachmittag nicht hingemusst hatte, noch schlechter Luft bekam – da war die Katze nämlich schon länger unterwegs gewesen, die sonst eigentlich Freigänger ist. So stand ich extrem überstürzt mit offenen Stiefeln, aber viel frischer Luft in den Lungen, herrlich! vor der Haustür, während alle anderen sich länger verabschiedeten. Ich nahm nochmal Spray, und im Auto war ich dann völlig erschöpft. Die Atemnot war so überraschend gekommen und der Aufbruch dann, in meinem Fall, so hektisch, dass ich mich anscheinend total aufgeregt hatte, ohne es mitzubekommen. Ich schleppte mich dann von der U-Bahn nur noch nach Hause, warf die Klamotten in die Waschmaschine, duschte kurz und fiel sofort ins Bett.
Heute bin ich total matschig, aber nicht so angenehm matschig wie nach einem Sporttag oder einer gewollten Anstrengung, sondern einfach nur angeschlagen. Blöde hübsche Katze. Wegen dir ist mir der Nachtisch entgangen, der bestimmt auch super gewesen wäre!
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Das Musée d’Orsay hat eine neue zusätzliche Website erstellt, laut ihrem Tweet für Kinder. Oder für Menschen wie mich, die nicht so gut Französisch sprechen. Oder für Menschen, die sich Kunst mal auf eine sehr einfache und spielerische Weise nähern wollen. Bitte mal rüberklicken da, ist sehr schick gemacht.
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Falls jemand von euch den ausgezeichneten Film im Sommer verpasst hat – er ist jetzt wieder in der Mediathek. Ich bloggte im August darüber.
(via meine halbe Timeline)