Tagebuch Sonntag, 31. März 2019 – Nochmal Fußball

Gemeinsam aufgewacht, rumgelungert, dann vom Hunger heimgetrieben worden. Sonntagscroissants geholt, perfekten Flat White produziert, wohlig auf dem Sofa gelegen und gelesen.

Um kurz nach eins machte ich mich dann zum zweiten Mal in dieser Woche auf den Weg zum FC Bayern-Campus. Die Frauen spielten im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Wolfsburg, worauf ich nach dem guten Mittwochspiel in der Champions League sehr gespannt war. Außerdem freute ich mich darauf, die derzeit weltbeste Frauenfußballerin Pernille Harder mal live zu sehen. Vielleicht hätte ich mich nicht ganz so vorfreuen sollen, denn die Dame schoss zwei Tore von den vieren, die der VfL den Bayerinnen einschenkte und das leider auch völlig verdient.

Die Bayern-Frauen kamen mir äußert unkonzentriert vor. Anfangs hatte ich wie immer bei solchen Spielen ein Zitat von Raphael Honigstein im Kopf, der das vor Jahren mal zu den Bayern-Herren getwittert hatte, die nach einem CL-Spiel in der Bundesliga rumwürgten: „typical Champions League hangover game.“ Dann fiel mir aber ein, dass auch Wolfsburg am Mittwoch CL gespielt hatte und dabei ausgeschieden war. Vielleicht war da schlicht die Motivation größer und es waren einige Fläschchen weniger Sekt geköpft worden, keine Ahnung. Die Bayerinnen brachten gefühlt nur Fehlpässe und Hail-Mary-Flanken nach vorne zustanden, wo selten jemand stand, um diese zu verwerten, die Genauigkeit im Spiel, die mir Mittwoch so gefallen hatte, war völlig weg, während Wolfsburg von der ersten Sekunde an entschlossen zum Tor strebte und es oft genug erreichte. Das Ergebnis hätte auch noch schmerzhafter ausfallen können.

Trotzdem war es ein netter Nachmittag, weil ich mit dem Herz nicht so an Bayern hänge. Das Stadion ist angenehm, demnächst teste ich mal die Leberkässemmel an, und irgendwann habe ich auch hoffentlich keine Oberchecker mehr in der Nähe, die alles besser wissen. Ich weiß nicht mehr, wer gesagt hat, dass wir in Deutschland 80 Millionen Nationaltrainer hätten, aber die Sorte von Meckernasen hatte ich gestern hinter mir. Neben ihrem Gemaule, wie scheiße die Bayerinnen spielen – ach was –, kamen dann noch Granaten wie „Heißt das jetzt Torwärterin?“ (Torfrau) und „Haben die hier Gendertoiletten?“ (Haben wir überall, derzeit nach Männlein und Weiblein getrennt. Noch Fragen, Vollhonk?) Was mir allerdings erst bei den Damen auffiel: Wie wir teilweise auf den Zuschauerrängen über die Spielenden sprechen, ist manchmal schon nicht mehr schlechte Kinderstube, sondern pure Arschigkeit. An den Tonfall habe ich mich bei den Herren schon so gewöhnt, dass er mir gar nicht mehr auffällt. Gestern bei den Frauen war ich teilweise entsetzt, wie hart da über spielerische Fähigkeiten gepöbelt wird, einfach weil es hier plötzlich um meine Geschlechtsgenossinnen ging.

Abends kam F. vorbei, der einen siegreicheren Nachmittag hinter sich hatte: Die Augsburger Panther hatten das letzte Playoff-Spiel gegen die Düsseldorfer keine Ahnung wie die heißen gewonnen und stehen im Halbfinale irgendeines Eishockey-Wettbewerbs. Nicht mein Sport. Aber dort treffen sie auf die Brausedosen aus München – vielleicht gucke ich mir nach 35 Jahren mal wieder eines dieser Spiele live an. (ESC Wedemark!)