Tagebuch Dienstag/Mittwoch, 16./17. April 2019 – Lilazeug
Am Dienstag spontan angespargelt, weil ich ein bisschen gute Laune gebrauchen konnte.
Mittwoch morgen vor dem Zahnarzttermin außer dem üblichen Flat White noch nichts gegessen gehabt. Weil ich eine Spritze erwartete (die nicht kam), die ich ungern auf quasi nüchternen Magen bekomme, wollte ich noch flugs was essen. Es wurde trockenes Weißbrot, in die Reste der herrlichen Hollandaise gestippt, die inzwischen auch brav dickflüssiger war als auf dem Bild.
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Am Dienstag einen langen Blogeintrag geschrieben, der, wie ich seit gestern weiß, noch länger hätte werden können. Ich bin inzwischen gleichermaßen fasziniert wie auch entsetzt darüber, welche seltsamen Takes man noch aus einer brennenden Kirche spinnen kann. Nicht nur in den durchgeknallten Sozialen Medien, sondern auch in den altehrwürdigen Zeitungs- und Medienhäusern. Ich möchte mich nicht mehr mit ihnen befassen. (Aber: Gute Nachrichten aus Louisiana!)
Mich weiterhin mit dem Furor der gesamten Kunstgeschichte aufgeregt, wenn wieder irgendwer von den „Zwillingstürmen“ der Notre-Dame quatscht, weil’s so schön in die Untergangstimmung passt. Because falsch.
Wissenschaftlich fundiert meckern ist das beste Meckern.
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Seit meinem Umzug wohne ich nicht mehr nur an der Straßenseite, sondern auch an der Hofseite des Hauses. Den Hof kannte ich nur als Fußgängerin im Erdgeschoss, wenn ich zum Fahrstuhl, Fahrradkeller oder zu den Müllcontainern wollte. Der Fahrstuhl ist außen an das 50er-Jahre-Gebäude rangedengelt, wofür ich leider keinen kunsthistorischen Begriff kenne, aber in 100 Jahren hat sich garantiert jemand einen ausgedacht. Der Fahrstuhl wie auch die eine Hälfte der Balkons zum Hof ist mit irgendwelchem Grünzeug bewachsen, das sich vermutlich recht hoch rankt, ich habe da von unten im Erdgeschoss nie hingeschaut. Jetzt habe ich das Zeug aber vor meinem Küchenfenster (netterweise nicht am Balkon) und stelle seit einigen Tagen fest, dass das gar kein Grünzeug ist, sondern teilweise Lilazeug.
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An der Diss weitergeschrieben, bis ich wieder für Geld was texten musste, dann wieder Diss. Leider ist der derzeitige Job mehr so auf Zuruf, weswegen ich keine Archivzeiten planen kann. Daher sitze ich ausschließlich am eigenen Schreibtisch und arbeite auf, was ich an bisherigen Unterlagen schon auswerten kann. Momentan arbeite ich wieder am biografischen Kapitel und bin immerhin schon beim ersten beschreibbaren Kunstwerk angekommen, einer Mappensammlung von Lithografien über Protzens Gefangenschaft auf Korsika während des Ersten Weltkriegs, die er 1920 herausgab. Ich habe hier auch noch ein paar Bücher, die ich dringend exzerpieren sollte, es ist also noch Nachschub da. Aber ich würde wirklich gerne mal wieder ins Archiv.
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Den Abend mit F. verbracht, Manchester City gegen Tottenham laufen lassen, Nougat-Ostereier gegessen. Im Bett nebeneinander gelegen, beide mit Klassikern der Literaturgeschichte vor der Nase. Twitter lieber bewusst ignoriert.