Tagebuch Dienstag/Mittwoch, 23./24. April 2019 – Zahnarzt und Autobahnen
Vor den Osterfeiertagen hatte ich einer Kundin noch Texte rübergeschoben, aber nicht wirklich mit Feedback gerechnet. Das blieb auch bis gestern abend aus, wie ich dann erfuhr, kommt es heute. Auch gut, denn so konnte ich weiter an der Diss sitzen.
Zwischendurch musste ich mal wieder zum Zahnarzt. Meine schöne Knirschschiene hatte ich vor jetzt fast zwei Wochen beim morgendlichen Abspülen angebrochen, sie musste also repariert werden. Ich schlief einige Nächte ohne Schiene, bevor ich einen Termin hatte, und als ich ihn hatte, hatte ich außerdem Zahnschmerzen – weil ich jetzt nachts auf einem blöden Backenzahn rumkaue, weswegen ich die Schiene habe, clever, gell? Die Reparatur war nicht bis Ostern fertig, bis dahin bekam ich zur Überbrückung ein lustiges Ding namens Aqualizer, das theoretisch eine gute Idee ist, von dem ich aber nach zwei Nächten noch mehr Zahnschmerzen bekam, keine Ahnung warum. Vorgestern wachte ich um 5 Uhr morgens mit größeren Schmerzen auf als ich sie die ganze letzte Woche über gehabt hatte, war fast genervt genug, um in die Notaufnahme zu fahren, warf aber lieber erstmal ein Kilo Ibuprofen ein – und schlief dann einfach ohne irgendwas zwischen den Zähnen wieder ein. Und, ta-daa: Ich erwachte erstmals seit zehn Tagen ohne Schmerzen. Außerdem war ja nachmittags mein Termin, an dem ich die reparierte Schiene wiederbekommen sollte, alles war gut.
Bis auf die Tatsache, dass die Schiene nicht passte, warum auch immer. Das zahnärztliche Rumdrücken machte den Backenzahn wieder zickig, weswegen ich seit vorgestern wieder mehr Schmerztabletten nehme. Dieses Mal soll die Reparatur bis zum 7. Mai dauern, und als ich das hörte, meckerte ich zum ersten Mal den armen Empfang an, der natürlich nichts dafür kann, dass mein Arzt nächste Woche im Urlaub ist und der Zahntechniker angeblich gerade alleine. Bis dahin bin ich vermutlich schmerzmittelabhängig und habe keinen Backenzahn mehr. Die Praxis wollte mich zurückrufen, um mir einen hoffentlich früheren Termin zu nennen, aber noch weiß ich nichts, und ich bin extrem pissig. Und habe Schmerzen. Super Kombi.
Deswegen war es immerhin nett, dass ich mich mit Autobahnmalerei ablenken konnte und nicht mit Werbetexten. So richtig konzentrieren konnte ich mich aber nicht und ich verlor mich, wie immer, in irgendwelchen Fußnoten, deren Quelle mir schon mehrfach aufgefallen war, die aber alle nur mit einem Halbsatz zitieren und mich interessiert jetzt dringend die andere Hälfte vom Satz. Dass es Zeitschriften gab wie Die Tonindustrie-Zeitung, die nichts mit Musik, sondern mit Baustoffen zu tun hat, fand ich dann aber wieder lustig. Hoffentlich ignoriert mich die Unibibliothek Frankfurt, die ich um einen Scan gebeten habe, nicht so sehr wie mein Zahnarzt.
Eine weitere Zeitung fand ich ebenfalls nicht in der Stabi in München, die natürlich immer mein erster Anlaufpunkt ist, aber dafür an der Technischen Uni – und in der Bibliothek des Deutschen Museums. Ich denke, ich werde letztere mal aufsuchen, in der war ich noch nie. Dort ins Archiv muss ich eh, weil Protzen einige Gemälde für das Museum anfertigte, aber erstmal will ich diese eine blöde Quelle im Original lesen. UND MEINE SCHIENE WIEDERHABEN!
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The Politicians who love “Ulysses”
Der New Yorker über drei Demokraten, die dieses Buch anscheinend gelesen haben und wie sie das in ihre Reden und Interviews einbauen.
„You can tell that the race for the 2020 Democratic Presidential nomination is getting serious because the candidates are talking about . . . James Joyce. Pete Buttigieg and Beto O’Rourke have gone out of their way, in interviews and public events, to embrace the Irish master; Joe Biden has been name-dropping and crypto-quoting him for years. As a Joyce scholar, I have a Google alert for the author, and the notifications typically skew plagiaristic (offering term papers on, say, Joyce’s story “Araby”). But, during the past few weeks, I have been inundated with stories from Vulture, the Irish Times, the Washington Post, Vogue, and Esquire discussing the candidates’ positions on “Ulysses” and “Finnegans Wake.”“
Diesen Absatz fand ich sehr schön:
„In the current political environment, name-checking the writing of James Joyce may not seem like the canniest move. It’s a dog whistle, meant to appeal to refined impulses, to élite rather than populist sympathies. How shall we put it? Joyce is a snob whistle. “Ulysses” in particular, and Joyce more broadly, have long served this function in American culture. Four years before “Ulysses” was available in the United States, The New Yorker ran a cartoon by Helen Hokinson that depicted a society matron furtively trying to obtain a copy of the famously smutty novel in Paris: “Avez-vous ‘Ulysses’?” Soon after the novel arrived Stateside, in 1934, Vanity Fair published a parody of Joyce fandom, titled “The People’s Joyce,” that promised “six socially correct remarks about James Joyce to make to your partner at a formal dinner.” The piece exploits the reader’s anxiety over not being able to master “Ulysses,” while suggesting that mastering that anxiety, rather than the novel, is all that is really necessary.“