Tagebuch Montag, 2. September 2019 – Zähflüssig
Ewig nicht aus dem Bett gekommen; endlich hat Home Office mal Vorteile, denn ohne Arbeitsweg habe ich trotzdem pünktlich um 9 Uhr am Schreibtisch gesessen, was der übliche Beginn meiner Bürozeit ist, wenn auch latent angematscht.
Für Geld gearbeitet, was fürs Blog nur in den seltensten Fällen etwas hergibt.
In der Mittagspause kleine Nettigkeiten für F. kreiert bzw. gekauft, die auf seinem Wohnzimmertisch lagen, als er gestern zu nachtschlafender Zeit wieder heimkam.
Das Buch „Wehvolles Erbe“. Richard Wagner in Deutschland. Hitler, Knappertsbusch, Mann beendet bzw. im letzten Kapitel zugeklappt und nicht ganz ausgelesen ins Regal gestellt. Das Werk befasst sich mit der Musik bzw. den Schriften Wagners im Leben Hitlers, Thomas Manns und des Dirigenten Hans Knappertsbusch.
Der Hitler-Teil war mir latent retrospektiv konstruiert, da zuckte ich des Öfteren zusammen und dachte, das klingt jetzt aber eher nach Wunschdenken als nach historisch belegbarem Fakt. Im Knappertsbusch-Teil arbeitete sich Verfasser Vaget eher an Mann und seinem Essay „Leiden und Größe Richard Wagners“ ab, gegen das Knappertsbusch dann eine üble Protestnote verfasste (unter „Reaktionen“ im Link eben). Den Teil fand ich am spannendsten, auch weil er die Kunststadt München in den 1930er Jahren gut erfasste. München nannte sich damals nicht nur „Hauptstadt der Bewegung“, was mir im Stadtarchiv dauernd wieder auffällt, weil das Briefpapier des Oberbürgermeistern eben nicht die Überzeile „Der Oberbürgermeister Münchens“ trägt, sondern „Der Oberbürgermeister der Hauptstadt der Bewegung“. München nannte sich außerdem „Stadt der Deutschen Kunst“ und „Wagnerstadt“, und alles zusammen ergab eine sehr eklige Gemengelage. Daher: Dieses Kapitel war mein liebstes, auch wenn mir die Zeit nach 1945 zu knapp erfasst wurde.
Beim Mann-Teil kam dann leider der Literaturwissenschaftler Vaget zu sehr durch; wie Mann sich literarisch an Wagner anlehnt, war mir eher egal, ich wollte was Historisches. Daher: nicht ganz durchgelesen, trotzdem eine halbgare Empfehlung. (Zu wenige Fußnoten! Dass ich das mal sagen würde.)