Was schön war, Sonntag, 22. September 2019 – Oktoberfest, erste Runde

Seit Samstag gab es in meiner Twitter-Timeline das übliche Battle Ende September: Der eine Teil freut sich wie blöde auf eine hoffentlich friedliche Wiesn, die erste Maß, die ersten Tischreservierungen, den ersten Bummel über das Gelände und die traditionell zu erstehenden gebrannten Mandeln. Der andere Teil findet das alles ganz fürchterlich und meckert über Trachtenstrenge und/oder Trachtenfasching, Schnapsleichen und eine vollgekotzte Theresienwiese. Mir sind dieses Jahr Trachten sehr egal, dachte ich jedenfalls, bis ich mich gestern gegen 16 Uhr auf den Weg zu unserer Reservierung auf der Oidn Wiesn machte – und es dann doch sehr hübsch fand, wie sich alle rausgeputzt hatten. Neuer Trend: Man Bun zur Lederhose. Geht!

Ich selbst war in Stoffhose und Shirt unterwegs, weil ich keine Lust aufs Dirndl hatte. Die Jüdische Allgemeine vertwitterte mal wieder den üblichen Artikel zum Arbeitsgewand, das erst die Nazis salonfähig gemacht hatten. Im Text wurden auch die „Straßen des Führers“ erwähnt, mit denen ich mich ja bekanntlich seit Längerem auseinandersetze, woraufhin ich einen kleinen Thread als Ergänzung schrieb. Hier in Textform, weil das Einbetten von allen Tweets irgendwie nicht klappt: „Die Reichsautobahn sollte Menschen nicht unbedingt am schnellsten von A nach B bringen, sondern durch eine reizvolle Landschaft führen: Die Fahrer*innen sollten ihr Deutschland besser kennen und schätzen lernen. Dazu gehörte auch eine lokal unterschiedliche Gestaltung von Brücken und Rasthäusern. Jedenfalls war das die Idee: Viele Brücken sahen trotzdem eher funktional als hessisch, thüringisch oder bayerisch aus. Genauso die Grundidee für Raststätten mit ihren Gasthäusern. Diese sollten, laut Fritz Todt, „bodenständig gestaltet sein, regionale Gerichte anbieten, das Personal regionale Trachten tragen.“ Allerdings nur im ursprünglichen Reichsgebiet. Der Architektur in den eroberten Ostgebieten wurde kein wesentlicher Wert beigemessen. Quelle: Michael Kriest: „Die Reichsautobahn. Konzeption, räumliche Struktur und Denkmaleigenschaft eines historischen Verkehrsnetzes“, Petersberg 2016. Zitat aus dem vorletzten Tweet: S. 216.“

Wir trafen uns am Eingang zur Oidn Wiesn, suchten ein wenig unseren Tisch und fanden ihn dann im Bereich „Franz Xaver Krenkl“, von dem ich inzwischen weiß, dass er für das geflügelte Wort „Wer ko, der ko“ zuständig gewesen war. Und dann saßen wir stundenlang beeinander, tauschten die Plätze am Tisch stets durch, genossen Augustiner, Rohrnudeln, ich ein Hendl, auf das ich mich schon den ganzen Tag lang gefreut hatte, wünschten alle zehn Minuten der Gemütlichkeit ein Prosit und fanden alles ganz wunderbar.


Auf dem Heimweg erstand ich meine geliebte Tüte gebrannte Mandeln, an denen ich gerade beim Tippen rumknabbere.