Tagebuch Montag, 23. September 2019 – Zwei Filme und viel Flüssigkeit
Viel Wasser getrunken. Sehr viel Wasser getrunken.
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Abends meinem derzeitigen Celebrity Crush nachgegeben und zwei Filme von Josh Radnor geguckt, die er selbst geschrieben und gedreht hat.
Ich fing netterweise mit dem etwas jüngeren an, Liberal Arts von 2012. Darin kehrt ein Mittdreißiger (Radnor) an seine alte Uni zurück, um auf einem Abschied für einen seiner Professoren eine Laudatio zu halten. Er merkt, wie sehr ihm die gelehrte Atmosphäre gefehlt hat (großes Hach bei mir auf dem Sofa). Er lernt eine 19-Jährige kennen und beginnt eine Art Fernbeziehung mit ihr, indem die beiden sich Briefe schreiben und sie ihn mit Opernmusik auf selbstgebrannten CD versorgt (Tannhäuser-Ouvertüre und Cosi fan tutte auf einer CD? Stirnrunzeln, aber okay, Soave sia il vento mochte ich auch), was ihre Idee war (erstes Augenrollen wegen 19, amüsiert wegen Briefe und Musik). Zu mehr als einem Kuss kommt es nicht, was mich sehr erleichtert hat, das fühlte sich alles eher doof an. Weniger doof fühlte es sich an, als sich Allison Janney als eine ehemalige Dozentin ihren Fanboy ins Bett holt und ihn danach unelegant rausschmeißt und ihm mitgibt, endlich erwachsen zu werden. Hervorragender Dialog beim Rausschmiss: Jesse Fisher: “You *are* the same Judith Fairfield I took British Romantic literature from?” — Prof. Judith Fairfield: “*From whom* I took British Romantic literature.”
Ich mochte die kurze Rede Radnors, der einem zweifelnden Studi mitgibt, die Uni zu genießen, weil sie die einzige im Leben ist, in der man ewig in Büchern rumlesen und sie wild diskutieren kann, ohne seltsam angeguckt zu werden. Und natürlich mochte ich eine weibliche Hauptfigur, die lieber alleine im Bett liest als auf schlimme Partys zu gehen. Insofern fand ich den Film nicht fürchterlich, aber ein bisschen faul, vor allem die irgendwie noch reingedengelte, altersgerechte Beziehung zu einer, genau, Buchhändlerin, damit auch ja alles irgendwie ein Happy End kriegt.
Derart überzeugt von Radnors Talent schaute ich noch Happy Thank You More Please von 2010, und der war so richtig mies. Hauptfigur ist wieder Radnor, der dieses Mal einen Schriftsteller spielt, dessen Short Storys anscheinend okay sind, der aber keinen Roman gebacken bekommt (was immerhin zu einer der wenigen guten Dialogzeilen führt). Er bemerkt eines Morgens in der U-Bahn in New York, wie ein kleiner schwarzer Junge beim Aussteigen, während sich andere Fahrgäste in die Bahn drängeln, von seiner Familie getrennt wird, woraufhin er ihn, total logisch, mit nach Hause nimmt (AAAAAHH!) anstatt sich an irgendeine Behörde zu wenden, die eventuell für ihn zuständig sein könnte. Dann gibt es noch eine beruflich erfolgreiche, wunderschöne Freundin von ihm, die 50 weitere Freunde hat, die zu ihren Partys kommen, die aber, ganz schlimm, Alopezie hat und daran anscheinend so leidet, dass sie sich nicht liebenswert fühlt, weswegen ihr erst ein nerviger Kerl, der ständig Fotos von ihr macht (AAAAAHH, aber immerhin Tony Hale), erzählen muss, dass sie echt in Ordnung ist, und zack, glaubt sie das und findet ihn und sich toll (AAAAAHH!). Eine andere Freundin hat keine weitere Funktion in dem Film außer schwanger zu werden, damit ihr Kerl seinen Traum aufgibt, nach Los Angeles zu ziehen und damit zeigen kann, wie nett Kerle sind (AAAAAHH!). Und die Geschichte von Kate Mara, die trotz der offensichtlichen Idiotie des Hauptdarstellers UND DES KLEINEN JUNGEN IN DER WOHNUNG für drei Tage zu ihm zieht, obwohl er nur mit ihr schlafen wollte, lasse ich mal aus weil AAAAAHH! Selten so viele herablassende Sätze von Männern gehört, die zweifelnde Frauen auf den richtigen Weg bringen wollten, und auf die Figur des weißen Retters gehe ich nicht mal mehr ein. Was für ein Scheiß. Crush durch.
Normalerweise reicht es schon, Promis auf Twitter zu folgen, damit meine Verknalltheiten sich erledigen, denn meistens twittern sie den gleichen Quatsch wie wir Nicht-Promis, machen dabei aber viele Rechtschreibfehler. Das kuriert mich jedenfalls meist recht schnell, wie ich mir oberflächlichem Hascherl leider eingestehen muss.