Was schön war, aber jetzt beim Aufstehen anstrengend ist, Dienstag, 24. September 2019 – „Herkunft“
Acht Stunden am Schreibtisch gesessen, drei Seiten geschrieben.
Ich lese gerade den ganzen Autobahnkram nochmal durch, den ich vor zwei Jahren schon einmal gelesen und seitdem im Hinterkopf habe. Deswegen lese ich nur oberflächlich, weil ich die ganze Zeit denke, kennste, kennste, kennste, weißt du alles, und ich muss mir dann selbst dauernd sagen, ja, aber lies es trotzdem nochmal, du Huhn, und überprüf, ob du irgendwelche Infos findest, von denen du bisher dachtest, dass sie für deine Arbeit nicht wichtig wären, die es jetzt aber geworden sind, weil sich der Fokus der Diss etwas verschoben hat. (Jajaja.)
Immerhin entdeckte ich eine Zeitschrift, die ich noch nicht kannte – Technikgeschichte – und dass sie zu großen Teilen online ist, also jedenfalls für Menschen mit Bibliothekszugang, und dort las ich interessiert, dass die Idee der elektrifizierten Autobahn, die seit ein paar Monaten als Pilotprojekt läuft, auch schon von 1936 ist: Thread.
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In der Mittagspause eingekauft, viel Tee getrunken, Sandwich gegessen und eine Packung Schokoladenspekulatius weil sie da sind die Guten.
Nicht auf dem Oktoberfest gewesen.
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Abends Zeitung gelesen, eine neue Serie angeschaut, die gestern Premiere hatte (All Rise, da fand ich den Titel nett), eine alte, die ich glaube ich mal zu den Akten legen sollte, so irre, wie die wird (9-1-1). Ein bisschen im Haushalt rumgepuschelt, brav um 23 Uhr im Bett gewesen, Candy Crush gedaddelt, mich noch über IMPEACH THE MOTHERFUCKER ALREADY informiert und dann das derzeitige Buch zur Hand genommen, Herkunft von Saša Stanišić, weil ich noch zwei, drei Seiten auf Papier lesen wollte, um nicht den ollen Bildschirm als letztes zu sehen, bevor ich einschlafe.
Um halb zwei war ich auf Seite 200 und wollte das Buch jetzt erst recht nicht mehr weglegen, wo ich schon so weit war, und dann war es, laut Twitter, 2 Uhr 47, als das Wort ENDE auftauchte, und ich war sehr zufrieden und glücklich und traurig gleichzeitig. Glücklich, mal wieder ein Buch gefunden zu haben, das mich so fesselt, dass ich es jetzt lesen muss, ganz egal wie früh der Wecker klingeln wird. Und traurig, weil die Geschichte von Flucht und Vertreibung, aufflammenden nationalen Konflikten, überhaupt die Idee der Nation, des Eigenen, des Wir gegen die Anderen, wieder da ist, obwohl sie natürlich nie weg war, wie wir uns das alle schön eingeredet haben.
Anfangs stolperte ich über die Erwähnungen von AfD-Hochrechnungen in einem Buch, in dem der Autor hauptsächlich über den Balkankrieg und seine Folgen für ihn persönlich schreibt, aber als dann auch noch Rostock-Lichtenhagen und Mölln auftauchten, war das alles genau richtig so mit den Erwähnungen. Bloß nicht wieder darauf reinfallen, dass es die Rechte angeblich nicht mehr gibt und wir inzwischen klug geworden sind und nett zueinander.
Große Leseempfehlung. Vielleicht nicht unbedingt dann, wenn man um 7 aufstehen muss. Oder gerade dann, was weiß ich denn.
Ach, Bücher!