Was schön war, Samstag, 26. Oktober 2019 – Schlafen und schaffen

Ausgeschlafen. Immer gut. Mit F. die Garderobenstange aufgehübscht. („Ach, lass uns das gleich machen.“) Einkaufen gewesen, danach Dinge verräumt, Pellkartoffeln aufgesetzt, Tee gekocht. FAZ, Spiegel, das Michelle-Obama-Buch zur Couch in der Bibliothek geschafft, den Tee aus Omis Service genossen, gelesen oder meine digitalen Zeitfresserchen bespielt. Um 15.30 Uhr das Bayern-Spiel angemacht und nach 20 Minuten eingeschlafen.

Beim Aufwachen voller Tatendrang gewesen und erstmal alle Fenster geputzt. Okay, fast alle: Für die drei Balkontüren war ich zu faul – aber da ist eh ein Balkon drüber, da regnet es ja quasi nie ran *hust* genau wie an das Fenster, neben dem Luise hängt, da ist meist die Außenjalousie runter, damit das Bild nicht so viel direktes Licht abkriegt. Putzaktion für beendet erklärt und aus den Pellkartoffeln Kartoffelsalat gemacht.

Danach wollte ich die neue Staffel BoJack Horseman gucken, merkte aber beim Rückblick auf die letzte Staffel, dass ich mich an nichts erinnern konnte; muss ich die wohl nochmal gucken, schlimm! Nach zwei Folgen wieder Tatendrang gespürt und mich an den Schreibtisch gesetzt, mit dem Ergebnis, dass der zweite meiner drei Teile des Autobahnkapitels jetzt auch fast fertig ist.

Sehr zufrieden eingeschlafen.

Demokratie in Amerika – Erosion oder Neubeginn?

Gerade eben halb im Bad gehört; wenn ich dusche, höre ich nichts, daher habe ich nur die Hälfte der Sendung mitbekommen. Das klang aber gut, daher hier Text und 30 Minuten Ton.

„Wer bei all dem an Wladimir Putin oder Recep Tayyib Erdoğan denkt, muss da ebenso an Donald Trump denken. Seine Wiederwahl ist sehr wohl möglich und hängt von drei Faktoren ab: ob die US-Wirtschaft weiter relativ rund läuft, ob ihm seine stärkste Bastion, die Evangelikalen, die Treue halten, und ob das Thema Immigration – und das meint die Sorge weißer US-Amerikaner vor dem Verlust ihrer demografischen Mehrheit und kulturellen Hegemonie – im Zentrum bleibt. Um das sicherzustellen, hat Trump die alte Kampagnen-Weisheit „Es ist die Wirtschaft, Dummkopf!“ in „It’s the culture, stupid!“ umgewandelt und sich in Denken und Sprache weißen Suprematisten angenähert, Menschen also, die die Vormachtstellung der Anglo-Amerikaner mit aller Macht, notfalls mit Gewalt verteidigen wollen. Trumps verständnisvolle Reaktion auf den mörderischen Aufmarsch der Ultrarechten in Charlottesville 2017 war ein Beleg dafür. Das Massaker von El Paso die jüngste Episode, wie aus radikalen Worten Mordtaten werden.

Können wir in ein paar Jahren aber auch wieder Analysen der Gegentendenz lesen: Wie Autokratien sterben, oder besser: niedergerungen wurden? Welche horizontalen Gegenkräfte konfrontieren diese Vertikale der Macht? Wie resilient sind die Institutionen der Demokratie, wie resistent ist die Gesellschaft – und wie responsiv kann eine parlamentarische Opposition um die Wiedereroberung jener Wählerinnen und Wähler kämpfen, die zu den autoritären Herrschern übergelaufen sind? Grenzen und Chancen dieser Kehrtwende sollen nun am amerikanischen Beispiel aufgezeigt werden.“

Worte, die vergiften

Carolin Emcke über das als Kampfbegriff verwendete „politisch korrekt“ sowie das widerliche Wort „Gutmenschen“ und warum Sprache und Widerspruch wichtig sind.

„”Politisch korrekt” ist eine bloße Chiffre geworden, seiner eigenen wandelvollen Geschichte beraubt. Es ist gegenwärtig das wirkmächtigste Instrument der Diffamierung eines Gegenübers. Das Urteil, etwas oder jemand sei “politisch korrekt”, ist die Kurzformel, die signalisieren soll, mit den kritischen Einwänden einer anderen Person oder Position brauche man sich nicht auseinanderzusetzen, deren Zweifel, Hinweise, Gründe können missachtet werden, weil sie, nun, “politisch korrekt” seien. “Politisch korrekt” ist das Morsezeichen der Denkfaulen, mit dem sich reflexhaft alles abwehren lässt, was eingeübte Ãœberzeugungen oder Habitus infrage stellen könnte.

Es ist ein geschickt arrangiertes Ensemble aus Worten und Motiven, die gemeinsam all jene diskreditieren wollen, die sich auf Menschen- und Bürgerrechte beziehen. Sie werden bespöttelt als “Moralisten” – als müsse sich rechtfertigen, wer das Grundgesetz für ein schützenswertes Gut hält. Diejenigen, die unter Religionsfreiheit nicht nur Respekt vor katholischer und protestantischer, sondern auch vor jüdischer oder muslimischer Frömmigkeit verstehen, die Armut nicht nur für ein Problem der Umverteilung, sondern auch der Anerkennung halten, diejenigen, die Stigmatisierung von bestimmten Körpern oder bestimmten Familien kritisieren, werden als “Gutmenschen” verhöhnt – als sei Zynismus neuerdings ein Ausweis der Kultiviertheit. […]

All die vollmundigen Erklärungen und Maßnahmen gegen rechtsradikale, völkische Fanatiker nützen nichts, wenn gleichzeitig all jene Bürgerinnen und Bürger herablassend bespöttelt werden, für die Respekt vor anderen keine elitäre Zumutung, sondern eine soziale Selbstverständlichkeit bedeutet. Es ist trostlos, dass das Plädoyer für universale Menschenrechte, für rechtsstaatliche Institutionen und politische Vernunft mittlerweile als radikale, randständige Position gilt.“

(via @giardino)